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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1923 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 90 - 118 (1. April 1923 - 30. April 1923)
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https://doi.org/10.11588/diglit.15611#0644

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mtfaltet worden ist, verfolgt Hat und damit die Nntatigkekt der im
veutschen Reich Lerufenen Kreise, insonderheit der auf diesem Gebiet
oersagenden Handelskammern vergleicht, darf man allerdings nicht
viel Hoffnung auf eine den Wiederaufbau fördernde, richtige Steuer-
pslitik hegen, die das große Problem des Aübaues unseres unglück-
seligen direkten Steuersystems und der Verlegung des fast ausschließ-
lichen Schwcrgewichts auf die indirekten Steuern von Grund aus
lösen mutz.

Zum Cchlutz eine kleine Erinnerung an den Ausgang.
der grotzen französischen Revolution. Damals quälte man sich auh'
mit Zwangsanleihe, Vermögenssteuern, hohen Einkommensteuern auf
die „starken" Schultern, obwohl in einer sinkenden Währung diese
Steuersysteme Unstnn sind. Da kam Napoleon. Er stellte die Sichsr-
heit des privaten Eigentums wieder her, hob 5000 Finanzämter auf,
in densn sich durch die törichten Steuergesetze der Revolution ein
ungeheuerlicher Papierwust angehäuft hatte, durch den keiner mehr
durchkam. Und..wie schuf cr im Staatshaushalt Ordnung? Dadurch,
datz er in wenigen Monaten ein ganz klares, übersichtliches Steuer-
system machte, welches nicht mehr nach sogenannten starken und
schwachen Schultern und ähnlichen sozialpolitischen Quängeleien
fragte. sondern direkt auf die Cachen ging: indirekte Steuern —
Lei denen das Veranlagungsverfahren sich einsach, zeitersvarend und
produktive Kräste schonend vollzog und bei denen es keine Ver-
schleierung gab.

Serfiärtter Druck im Ruhrgebirt.

Die Auswirkung von Paris. — Unvcränderter Abwehrwille.

Essen. 16. April.

Aus gut unterrichteten Kreisen des Ruhrgebiets wird mitgeteilt:

Nach dem Ergebnis der Pariser Konferenz ist mit einer wciteren
Vsrschärfung der Lage im Ruhrgebiet zu rschnen. Der
steigende Druck der Besatzungsmächte machte sich bereits in der ver-
gangenen Woche in verschiedenen Matznahmen und Verordnungen
der Vesatzungsmächte Lemerlbar. Seit Montag srüh wird in ver-
schärfter Weise die Verordnung des Generals Degoutte
über die Kontrolle der Kohlenfahrzeuge durchgesiibrt.
Auch die übrigen Verordnungen, die geeignet sind, dis Lllgsmelu-
Verkehrslage im Ruhrgebiet zu erschweren, werden durchgeführt.
Dazu kommt, daß die Besetzung der Zechen weitere Aus-
dehnung erfahren hat. So wurden zum Veispiel am
Sonntag in Horst-Emscher die Schachtanlagen Nordstern 3
und .4 (Phünix) ünd Vereinigte Welheim (Stinnes-Konzsrn) be-
setzt. Die Anlagen haben keine Kokserzeugung. Ferner wurden in
Kray die gesamten Schachtanlaaen der Vonifatiuszsche (Eslsen-
kirchener Bergwerks-A.-G.), deren Kokerei am voriaen Samstag von
den Franzosen besetzt worden war, besetzt. Bei letztersr Aktion wur-
den von den Franwsen Tanks verwandt. Die Kohlen- und Brikeits-
lager der Zeche Bonifatius wurdcn von deir Franzosen besondcrs
inspiziert. Auch fiir diche Woche muß noch mit neuen Aechen-
besetzungen gerechnet werden. Welche Matznahmen noch von iran-
zöstsch-belgif-cher Seite in den nächsten Tagen z'ur Durchführung ge-
langen, bleibt abzuwarten. llngeachtej der neuen Erschwerungen,
die ohne Zwsifel ein>c sinnlose Vehinderung des Wirt-
schaftslebens darstellen, und ungeachtet auch aller Matznahmen
gegen Einzelpersonen, besteht sowohl in Arbeitnebmer- als auch in
Ärbeitgeberkreisen des Ruhrzebiets Ler feste Wille, unver-
ändert den Abwehrkampf in ruhiger, besonnener und ent-
schloffener Weise wie bisher fortzusetzsn. Es Lesteht die feste
Eewißheit. datz auch die neuen Maßnahmen nicht dazu fübren wer-
den, die Besetzung des Ruhrgebietes für die Veiatzungsmächte pro-
Äuktiv zu gestalten. Eine Reihe wirksamer Abwehrmittel
ist angewandt wovden und weitere Wwehrmittel fm System einer
praktischen ALwehr stehen zut Derfügung und werden fich auch an-
gesichts des stärkeren Druckes, wie er zu erwarten ist, als wirksam
srweisen. >

Anmaßung der franzöWen Gisenbahnregfe.

Frankfurt a. M., 16. April. Auf den Bahnhöfen des Lefetzten
Gebietes gibt die französische Eisenbahnregie durch Anschläge fol-
gendes bekannt:

,D>ie Regie der Eifenbahnen bringt dem Publikum zur Kennt-
nis, daß sie den öffentlichen Reise- und Gepäckverkehr, sowie die Be-
förderung von Eil- und Frachtgütern übernimmt. Der Taris.für
Reisende ist festgesetzt auf: 200 Mark snr ein Kilometer in Wagen-
klasse I, 100 Mark für ein Kilomster in MagenAasse H, 50 Mark
Wr ein Kilometer in Wagenklaffe IH, 25 Mark für ein Kilometer
in Wazenklasse IV. -

Die Annahme von Reisegepäck erfolgt gegen Bezahlung von
10 Mark pro Kilometer und 10 Kilogramm. Frachtgnter in Wagen-
ladungen wevden als Eil- bzw. Frachtgut zu den früheren Sätzsn
befördert. Jm übrigen sind Auskünfte be'tr. Fahrzeiten und Fracht-
sätzs anf allen Stationen angeschlagen. Das Pnblrkum findet dort
alle zweckdienlichen Angaben. Die Regie."

Verliner Theater.

Karl Streckers „Krokodil". — „Der Kampf Lsr Eeschlechter". —
Dic Moskauer in „Prinzesfin Brambilla".

llnser Berliner Schauspielreferent schreibt: „Wenn intime
Fzende mein Vuch besprechen", sagt der französische Dramatiker
B«iilly, „so reizt es ihrs Eitelkeit, unparieiisch zu scheinen, und ihre
Bosheiten verstecken sich: aber dieselbx Eitelkeit treibt die nahen
Freunde, vor der Oeffentlichkeit ihii? Unbestechlichkeit leuchten zu
laffen und mein Buch auf jeden Fall herabzusetzen." Jch bin auf
meine Weise eitel und gestehe, daß Freundschaft oder Feindschaft,
insofern ich mich selber kenne, meine Unbefangenheit nicht bedrohen
können. Freund Strecker, der angesehene Verliner Theaterkri-
tiker, macht es uns leicht, die Balance zu halten. Denn sein in den
Kammerspielen mit stärkstem Erfolg aufgeführter satirischer Schwank
„Das Krokodil" erhebt nur den Änspruch, daß man ihm die
Lustigkeit bestätige. Was über den Schwank hinausgeht, die Satire
gegen die düpierte und ein wenig wurmstichige Obrigkeit, ist nicht
gerade neu. bewegt sich im Schatten von Hauptmanns „Diberpelz".
Doch an Lachgas (ich Meine geistiges Stickoxydul!) nimmt es
dre Komödie mit mehreren Dutzend moderner Schwänke auf. Sie
hat nicht bloß Situationswitz, sondern auch eine sehr gelungene
Hauptfigur: den fröhlich-frechen Einbrecher Hugo Huschke, der seinen
einstigen Eenossen, den zahm und zu einer sittsamen Stütze der Ee-
sellschaft gewordenen Spießgesellen heimsucht und ihn, sowie die
ganze strebsame Sippe, an ihrer Spitze einen Oberbürgermeister im
Zustand des Eeborenwerdens, gründlich abweidet mittels jovialer
Drohungen und Erpreffungen, die dem frisch zngreifenden Lang-
finger Immunität verschaffen. Der Hugo Huschke ist ein ganzer
Kerl! Jn den Händen von Paul Erätz wächst die Rolle noch
Lber den Kerl hinaus. Man muß ihn gesehen haben, wie seine
konfiszierte Visage aus dem schicklich beigebogsncn Salonrock und
weißen Hemdkragen wächst, — muß sich von Ler unverlegenen philo-
sophischen Eaunerdialektik ans Trommel- und Zwerchfell haben
schlagen laffen, um zu wiffen, wie gut sich Dichter und Schauspieler
verstanden. Von den übrigen Helfern seien Viktor Schwan-
nere als vsrdunkelter Ehrenmann in tausend Aengsten und, ihrer
anmutigen Frische wsgen, Grete Mosheim hervorgehoben.
Ein literarischer Witz ist's, daß dieser muntere Spaß von einem
Strindberg- und Nietzsche-Forscher stammt.

Die „deutsche" Uraufführung im Renaissancetheater
brachte ein neues Schauspiel des Ruffen Arzybatschew. Arzy-
batschew hat mit dem Zensurverbot des Romans „Ssanin" Ausseyen
erregt, später mit der sehr mittelmäßigen Komödie „Eifersucht"
viele Bühnen abgewandert. Jm Roman und in der Komödie ist
er das richtlge Mitglied eines russischen Debattierklubs, und um

ÄeliWand uni> die Reparaüonsstage.

Die Nede des Außenwinifters v. Nosenberg im Neichstag.

Eiseuer Dratztbericht.

Berlin, 15. April.

Nach langer Zeit wieder einmal eine Neichstagssitzung, die den
hohen Erwartungen, mit der man ihr enigegensah. voll-
kommen entsprach, eine Sitzung, von der man wünschen
möchte. daß ihr viele solche Sitzungen voraufgegangen und noch recht
viele nachfolgen möchten. Die Rede Rose 'nbergs war äußerlich
und innerlich ein großer Erfolg. eine staatsmännische Leistung
und — was vislfach nicht erwartet wurde — eine oratorische dazu.
Der Außemninister hielt sich zwar streng an sein Manuskript, aber
die Art, wie er vortrug, wie er klar Satz für Satz vorbrachte und
die markantcsten Stellen zu unterstreichen verstand, um das. was
er sagte, um so wirkungsvoller zu gestalten, ließ den starken Beifall
begreiflich erscheinen, der nach Schluß der Rede einsetzte. und auch
die Tribünen zu lauten Kundgebungen hinriß.

Das Ausland zwar wird wiederum sagen, daß Rosenbergs Rede
eine Enttäuschung gewesen sei. Wsr mit einsr graßen Sensation
gerechnet und wer gehofft hatte, daß von deutscher Seite jetzt eine
Erklörung käme, die das Reparationsproblem endgültig lösen und
den Berg der ungeheuren Schwierigkeiten hinwegräumen würde,
wer, kurz gesagt. Unmögliches erwartete, dsr mußte natürlich ent-
täuscht wsrcken. Ein Hexenmeiper ist Herr Rosenberg nicht. was
er sagte, war ungemein klare, sachliche Politik, die sich freihielt von
aller Phrase, jedes Wort. das er sagte, logisch belegt, eine Politik,
die sich bemüht, der Stimmung im Ausland bis an die äußerste
Erenze entgegenzukommen und neue Brücken zu bauen. Aber Lei
all diesem Entgegenkommen ist kein Satz, der den starken
nationalen Ant'erton vermissen läßt.

Das Thema von der angeblichen Böswilligkeit Deutschlands ist
im Reichstag von Regierung und Parlamentariern schon so oft er-
ortert worden, daß Herr Rosenberg dazu nicht viel anderes
sagen konnte. Dennoch suchte er dem Thema neue Seiten abzu-
gewiunen. Er sprach von den 100 Milliarden Eoldmark, die Deutsch-
land 1919 angeboten hatte, und von der unmöglichen franzö-
sischen Gegenforderung von375 Milliarden. Er
sprach von don 50 Milliarden, die wir zwei Jahre später in London
anboten und die wiederum als nicht genügend angeseben wurden,
und von den 30 Milliarden, die nach abermals zwei Iahren dem
Pariser Nngebote zugrunde lagen. und das man auf der Eeqen-
seite überhaupt keiner Veachtung für wert hielt. Er wies an Hand
dieser Zahlen nach. wie sehr sich die wirtschaitliche Loistungsfähig-
keit von Jahr zu Jahr unter dem Druck der Pressionen vermindert
habe. Er wies dann nach, daß Deutschland m-t seinen Angeboten
immer nie-driger gehen mußte. Der gute Wille Deutsch-
lands und die völlige Verständnislosigkeit auf
der anderenSeite istnoch niemalsinsostarker Be-
leuchtung in einer Regierungsrede hervorgetre-
ten wie jetzt

Man will, sagte Rosenberg. daß jetzt wiederum eine be-
stimmte Zahl genannt werde, und er kennzeichnet das ganz Un-
sinnige solchen Verlangens durch den Satz: Die Schwierigkeiten des
Reparationsproblems können nicht durch das mcchanische Ausstellen
irgend einer Zahl aus der Welt qeschafft werden. Wiederum weist
eraufdie absolute llnmöglichkeit einer zahlen-
mäßig begrenzten Leistungsfähigkeit im jetzigen
Moment hin, wo die Ruhrbesetzung noch andauert,
wo wir noch nicht wiffen, wie lange sie dauern wird, welchsr Scha-
den uns jetzt erwächst und welche Schäden in Zukunft noch bevor-
stehen.

Niemand. der noch so gern mit Zahlen operiert, kann sich der
LogK seines Einmandes entziehen. und das ist der Schritt nach vor-
wärts, den der Außenminlstek tnt. Die Regiernng will die Wege
weisen, um aus dem Sumpf der Reparationen herauszukommen, und
hier greift Minister Rosenberg auf das alte Projekt einer
internationalen Sachverständigenkonferenz zu-
rück, die so schnell wie möglich zusammentreten und über drei Fra-
gen entscheiden soll: Was hat Deutschland bisher geleistet, was kann
und soll Deutschland gerechterweise noch leisten und auf welche Weise
können diese Leistunaen bewerkstelligt werden?

Es ist Sache Frankreichs, sich auf den Boden des
neuen deutschen Lösungsversuches zu stellen Die
Aand dazu haben wir geboten, wie wir Lberhaupt an Entgegen-
kommen gegenübsr Frankreich so weit gegangen sind, wis es unter
den jetzigen VLihältnissen nur denkbar ist. Herr Rosenberg hat
keinen Zweifel darüber gelaffen, daß eine Verständigung mit
FraNkreich der einzige Weg ist, um der jetzigen Schwierigkeiten Herr
zu werden. Erhatesvermieden. aufs neue einen
Appell an das Ausland zu richten. Er hat nicht das
Weltgewiffen heraufbeschworen. Er gibt die Hoffnung auf
Jntervention von einer dritten Seite anscheinend ganz aus
und stellt nur init Vitterkeit fest, als er von der fran-ösischen For-
derung der Sicherungen spricht, daß niemand in der Wclt ein Ver-
ständnis dafür habe, wenn Deutschland gegen einen Einbrecher, der
nns Lberfällt, nach Schutz ruft. Die sonstigcn französischen Forde-

eine Debatte handelt es sich nun erst recht im „Kampf der Ee-
schlechtsr". Während aber die ältere Komödie die Wge einer
internationalen Salongesellschast und kaum ein östliches Eepräge
hat, entwickeln die ersten drei Akte des Schauspiels das Klima und
Stilleben der Steppe. Ein Miniatur-Tschechow. dieser Arzybatschew,
bei dem sich leider die Leute mit feinercn Organen, also gerade
Tschechows Zuschauer, zuweilen lanqweilen. Abgewandelt wird das
Thema eines erfahrenen älteren Mannes, den die andersn irrtüm-
lich für einen Iyniker halten. Es lautet ungefähr: Die meisten
Ehen sind ungliicklich, weil die Männer und die Frauen llbsr ihre
eigenen Körper nicht Bescheid wisssn und stch ohne Rücksicht auf die
individuellen Bedürfniffe paaren. Nun, Arzybatschew ist nicht der
erste, der das Prinzip der Zuchtwahl auf die zweibeinigen Säuge-
tiere — und anf ihr Seelsnleben ausdehnt! Er gibt dem Stiefel
eine dreisache Naht. Drei Päare beweisen, daß die Weisheit des
Verfassers recht hat. Nein doch, das dritte, das alte Menschenparr
will etwas mehr sagen, nämlich: volle Harmonie zweier, die sich
liebten, entwickelt' sich niemals, doch war immer die Ernte reich
genug, wenn der Tod des einen Teiles dem anderen ein trauriges
Bedauern versäumter Zärtlichkeit hinterläßt. Jn der Sterbeszene
der guten Frau Olga Petrowna (von Ellen Neustädter schön
und schlicht gegeben!) horchen wir nach drei allzu langen Akten zum
erstenmal auf; denn da svricht einer aus innerem Erleben, llnd
das wisdsrholt sich — in dem sonst unfruchtbaren Stück — noch
einmal im letzten Akt: ein reifer Mann, den junge Liebe erobert,
wahrt der ehemals geliebten Frau die Treue des Eewiffens. Er ist
eben physiologisch anders gsbant als das liebende junge Weib, das
seiner Leidenschaft jedes Opfer bringt. Das wird hier ernst aus-
gelebt, nicht bloß durch die Debatte gezogen. Jn diesen letzten
Szenen erheben sich Thsodor Loos und RomaBahn zu
wahren Jnkarnationen der Vegrifse. Besonders Roma Bahn hat
als schlanke. alles wagende Iugend die Selbstverständlichkeit des
Eeblüts. Dul^» die Akte geht ein menschlich fühleuder alter
Raisonneür. Zhn gibt der siebzigjährige Emanuel Rsicher,
nach zehn Iahren Amerika ungealtert heimgekehrt. Er stand einst,
ein Wrstbahner, am Eingangstor des Natüralismus — die wech-
selnde Mode hat seinen Wsrt nicht gemindert.

Die phantastische Pantomime ist des Moskauer Theatervölkleins
wahrer Himmel! Und nun ist einzuschränken, was zur „Salome"
des Moskauer Kammertheaters gesagt worden war. Dort hatte
sich eine Diskrepanz zwischen dem geistigen Anspruch der Dichtung
Wildes und der körperlichen Erfüllung in einem Trauerspielballett
fühlbar gemacht und in den Efnzelleistungen ein nicht überwun-
dener Dilettantismus. Aber jetzt: Jn E. T. A. Hoffmanns
Zauberreich! Hrsr kann ein jeder dieser Panmimiker vollkommen,
was er will, und es besteht kein Spürchen Eegensatz zwischm dem
Willen der Stückvorlage (bie man aus Hoffmanns Magicrmantel
geschnitten und den Schauspielern an den Leib gemeffen hatte!) und

seifi

rungen, rnsbesondere die auf das Rheinland bezüglichsn.
er scharf zurück. ..

mter der lauten Zustimmung
!ussion, die auf die '
hinausläuft. für

etappenweise '

Mit starker Betonung und unter
Hauses erklärte er jede Disk!
rechtung der Rheinlande

kutabel, ebenso noch einmal die e ra p p e n w c -1v„n g
mung des Ruhrgebiets, die die Ruhrbevolker
zu Lohnsklaven sür Frankreich herabdrücken wv-
llnd im Anschluß daran ein neues Traugelöbnis an die Bew
der besetzten Eobiete, das DersprecheN, si« nicht preiszugeben.
zugleich auch das Versprechen, an Bemühungen nicht zu ermr
um ihren Leidensweg abzukürzen. -„„de"

Irgend welchen Ovtimismus, daß dieser Weg bald ge>"
werde, hat Herr von Rosenberg nicht, zumal nicht
letzten Rede Poincarss in Diinkirchen, die den französisaM ^ die
präsidenten -genau so starr und unbeugsam zeigt wie b'Syei

politisch nicht den geringsten Schritt vorwärts bedeutet.
Sarkasmus kennzeichnet er die „Entdeckungen",
angeblich im Ruhrgobiet gemacht haben will, daß

Sarkasmus kennzeichnet'er die „Entdeckungen", die ^..ßrkohle

" ' I wir dle Ru^tz,

entbehren können, daß wir Devisen ausführen und dali." .

SchuP

ren"k

polizei militärisch organisiert sei. Und mit Schärfe^is
zeichnet er die Kühnheit. mit der es
fertig bringt, davon zu -svrechen, daß ^i,

zösische Ruhraktion ohne Gewalt abgela"l^^ zine
während doch das ganze Vorgehen gegen die Ruhrbchnni ^jgdsr
einzige Gewalttat darstellt, wie die ganze Rede Puincar
eine Predigt der Eewalt gewesen sei und den Weg zur ^st.s,Keru"9-
mehr sperre als Lffne. Trotzdem wiederum bie un°

daß Deutschland zu weitgehenden schiedsgerichtlichen Ver p e r

anderen den Frieden sichernden Verclnbarvngen bereit Oi " Hleibcn-
Vor-aussetzung, daß unsere Hoheitsrechte unangeta! gzan
Dann -wiirde anch — man kann Frankreich nicht meyi
hinstrecken, als es der Minister des Answärtigen 'tnm g
tut — die Möglichkeit eines wirtschaftlichen Zusammeng^^ ve ^
-geben sein. von der sich viele einen neuen Aufschwnng „„j, g'„,
sprecben. Solange aber Frankreich diese Erkenntnis "'w z»
fllr uns nichts weiter als -die alte Parole: ^

... iü ^

sehen,

es fur uns nichts weiter als die alte Parole: Die
sammenbeißen und im Widerstand v e r y "

Das ist kein trUtlicher Ausblick. aber es ist vi-eue'M ste
wir uns daran gewöbnen, die Wirklichkeit s-o
und uns nicht in H-osfnungen zu wiegen. die nach ^^ „y e^^

doch nur unerfüllbar erscheinen. Ernste Ent > ch l. StiNUs^a
lag über der aanzen Rede des Austenministers und o> > -

teilte sich anscheinend aucki dem Hause mit bis men Neg'„»
der äußersten Linken. Es ist wohl das erst« mal, daß .^„in
rungserklärung ohne Zwischenrufe °^'chsn s"* '
nisten verlau-sen konnte. Anch das mag als e:n o ' ''

Ernst der Zcit gedeutet werden.


SihunObericht.

A"steu«''U'iMr

Justiö-n'U'-

unb bie anderen Mitglieder dcs Kabinetts. „.„joge- j-"-
ribünen sind stark besebt. Lcsondcrs die D'vl Iv"

wrlüufiLe H a n d e l s ü b e r e i n k o m >n e n g " xiraS

ss

Am RegierunastisÄ Reichskanzler Dr. Cuno
Nosenberg, Wirtschastsminister Dr. Bcckcr
H e i n z e und d
Die Tribün

' Das vorlüusige S a n d e l s ü b e r e i n l o m m c n
das bis 30. Avril länft. wird in zwciter «nd dntter
nommen nnd der Regierung Lie Ermächtigung gegeo
aüs Söchstens »wei Monate zu verlängern. Lansba'b'AlE

Aus Lsr Tazesordnnng stekt die zweite Lesung des ,, ^

des Auswärtigen Amtes. Berbuvden damit werdcn dl«

Hergt sDnatl.). v. Schoch <D. Vvt.l. Koch-.We'- .„-1-

treffend Berösfentlichung bes MatcrialS zur Ausklaruna. v-r» ,
am Weltkriege. serner bie Jntcrvcllation H e r " t
Aüßenkontrolle durch die Jnterallisertc Nkttitärkontroll^^^

ola-u

ALg. HSdsch (Dnatl.) forüert für LaS Allswärtigc^

Umorganisatton des Amts nnd zweckmätzige

Awt

'Ä'üsbildUNg

Mmister des Aeußern Dr. von Rose"

-e-S

frimmt Lem Wunschc des Berichtcrstatters zu. datz

nnd dem Answärtigen Amt rückstchtsloscs Nertrauen o - Z s,.

r». sre heute erleüen, beöars -

envolitik vcrtrau e " f sc'w

it bcm Parlament Sü" s

nnd dem Answärtigen Amt rückstcktsloscs Vertrauen^." ^ Z

Gerade in Zeiten, wie wir
sonders auch in der Autze

s a m m e n a r b e.iten mtt ^ -

Stimme der Regierung Gewicht. wenn binter tbr oas
Bertretun» stetzen. Der Ministcr vcisvricht, alles S"
Bertrauensverhältnis berzustellen. Der Ausbau des
auswärtigen DiensteS soll vcrcinfacht wcrden. Wcnn "ßsitia '

Amt mit den auswärtiaen Vertretnngen öas rasck ""-»j-schä'-e „ i"

Jnstrument sein soll. das für Lie Fübrung auswärtiger - -

so mutz der Anfbau der Organisation handlich stral-
sein, denn Qualität. ist wichtiger als Quantität.

Bolk

° 'L'ch

das

d-s

. De"

gage-

Der Minister nimmt dann Stellung zur auswäri'ch' u«d ^,ch!a"
-gang dss Weltkrieges. die Lasten. die cr uns aufeme^„

Ausgang ... -.... ... - ...

schier unlöslicher Probleme, vor die cr uns stcllt
mit ibrem Gcwicht ungebeuer schwer. Wenn stck
scheidene Ansätze zur Enispannung zcigteu, so mag

wicklung boch unerträglich langsam dünken. Wer ab^^^euc^xjei^

d-e<ßistet

auhcn betrachtet,
anerkennen, die
worden ist. Der

ster

ler muß bic Füllc redlichcr >l»d entl>w"!'" Kzcit 'Hv''"
vou meinen Vorgängcrn in dc-r

ÄL

Mtnifter dankt sodann untcr dem

dem Jnstinkt der Schausvieler. Der reine sä>a)ffp^ ^ns, dek
lebt sich in „Prinzessin Bramüilla" ein und lebt stM^^^rell>

reigcno, wiroeino. rus muier an, wic ^jsche z -----

jedem Körper, jedem Körperglied die exakteste harn ll"P.

weAchslt
Augen "eiae''^lllw
nen. eoie ioer-»-,i Ä!Ivvelg"'^ü st".
Selbstzweck, und Hoffmanns Faschingstraum, das a- „iiS

der liebreizenden Hyazinthe und die Streiche ^bstü"'Dft'st ^

ung vorzeichnest Frei ist nur die Lust, mit der
tolle Mummenschanz immer wisder bindet und
heures Kaleidoflop dreht sich und betäubt die AUn-- eia°'s,xrtw!s
dcn Lichtern, Farben, Formen. Sie werden S"„„^^lgaN^ stirv

nur dazu da, den kubistischen Dekorationen und


nahmsweise einmal einen Rcchtstitel zu geben, zltor^'Qjich-

Rechtstitel holder Unvernunft! Eine Paniominw m e"- jHo"^
Eesängen. Auch die Musik: kubistisch! Die Wore-
(Wir Nichtruffen hatten Vergnügen genug an der ^ ,„s ^';Ki0"d
Gliedmaßen!) Jmmerhin: mehr vom wahren gei

Hoffmanns steckt in der russischen „Brambilla", als ^
igen Kreisleriana der Meinhard-Bernauer. 8erm

Neucs Theater. Shaws neu einstudiertes^Scha^

Warrens
Wiedergabe.

neu

Eewerbe" fand am Neuen
Direktor Helmer hatte sich

Frau Warren Thessa Klinkhammer vow w^'ljie"?.:-
gesichert und gab damit dieser belieüten Kunstier Par'^
stcki dem Frankiurter Dublikum in einer lhrer ^ we> Häkst

bringt d-e heAi allel/„nv
örers nahes- MplEtzigke'lr

-nbekLmmerten

sich dem Frankfurter Publikum in einer ihrer
zslgen. Jhre najürliche Delikateffe
Kitty Warren dem Empfinden des Hörsrs
schwebt über ihrer Wiedergabe der unbekü
liebenden Mutter ein Hauch von Naivitär und

der ihr ein gewisses Maß von Sympathie si<b"K"l^
läßt sie in diesem vortresflich gebauten, doch voir ^ die ?"„. DI

n Jntellektes gezeugten >.

n geboren, Blumsn gleiä
Kräfte des Neuen Theaters erwiesen sich dem vi- D'°

aus ebenbürtig. Erna Reigbert . überraiwl.e„ieist^;„iiell

eisigen Jntellektes gezeugten Stück Töne an^ngen-
Herzen geboren, Blumsn gleichen, die sich 'w Easte „pett

gLert überrasch e ^xjstee-

legene Sicherheit, mit der sie den Charakter der Darst „y o»
Szenen zwischen Mutter und Tochter ^igten be>o ? j„ge""
in eineni Zusammsnspiel von restloser AUsgeg , FraN^Post"!
kommdner Natürlichkett. Gerd Fricke gab selne'N » D-r Ahtt
liche Frische, klaren Verstand und sympathnche Lebcn ^-„^

Eardner Ullrich Verdens war eine westa ^"jjerist^

heit und FLlle. WalterIung sch'en st'' ?-,j^in sa"d
seines Organs behindert, blieb darum aber s t ..^j-e

erfaßten Sir Erofts in keiner Hinsicht etw"S ^e"^

Peter Stauchina mit
tenden Figur des Praed ab.

Wredes erfolgsichernde Regie.

der h-nter den^andern^,

Alles
 
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