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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1923 (Januar bis Juni)

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Nr. 149 - 178 (1. Juni 1923 - 30. Juni 1923)
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https://doi.org/10.11588/diglit.15611#0999

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L- rrlF.r?'-' v - , e Betri-bs'-ai der EN^«k«h»er, wsnn drr

^UlerL!?^r^ '. :a"7 anMnomme« werd«. sei üie Zustimmung der
.^'--enLLhner Msrfelhaft wegen der Umstände, -vnter drmen der -weite
^ngrsß zustande gekommen sei. Der Kongteh lieschfost, in Oder-
^chle-sten den Generalstreir auszurusen. — Die Polizeiver-
gibt Lekannt, daß Vcriammlungen unier freiem Himmel,
^ie Änsammlnngen verboten ssien, xnd dah -lr - !smilligs nnier
"uen elmständsn geschützt werdcn rviirden.

*

Die A r Le i tsgem e i nschaft der Gemerkschaften
^laßt einen Aufruf an d,ie olierschlestfche Arbeiterscha-ft, in dem
? heißt: Wenn d:e ausgebrochenen Streiks von den EswLrikfchaften
^hernommen werden sollen, so kamr di«s nur eine geordnete
^riretung der GewerkschLften be-schl'iegen. Dsr Kongreß kom
zu einer Befchlußfassung nicht, weil der seit Tageu vorbereiteie
/slan. ihn gewaltsam zu sprengen, durchgeführt wurds,
.»dei die Verbandsfuirktionäve mißhandelt worden find. Die Ee-
^erHchasten l-ehnen es ak>, die Verantwortung für diesenigcn zu
MZen, die in den letzten Tagen dauernd zum Streik aufforderren.

Derbände fordern' ihr« Mitglieder dringend auf, im eiqenen
«Nd im Interesse ihrer notleidenden Familien bei der Arbsit zu
rErbleiben oder die Avbeit wieder aufzunehm' N. uw in Ruhe das
^rgebnis der zentralen Lohnverhandlmrg in Bcrlin ab-zuwartsn.

Ser AeManzler m SeMberg.

Bertrauliche Besprechungen mit der pWzischen Regierung.
Gigcne Drahtmeldnng.

Heidelberg. 11. Juni.

- Reichskanzler Dr. Cuno ist am Montag miitrg um 12 Ühr -16
Heidelberg eingetroffen. Reichswirtsckastsminister Dr.
der schon in den Morgenstundsn in Heidelberq eingetrof-

war, empfing mit den staatlichen und städtischen Vertretern,
?ch.

-dcn

und BLrgermeistcr Wielandt

N.eichskanzler am Bahnhof, vsr dem stch auch di« katholische

^ller bekanntlich ist, aufgestellt hatte.

^ der Reichskanzler mit seincr Begleitung soiort in dcn „Heidsl

deren Alter Herr der Rerchs
Vom Bahnhofe aus bcqab

Nsgieruuqsrat Kiefer
N.eichskanzler am B
nrdentenverbindunq Hermtnra
Nz"

rger Hof", wo eine Besprechvng mit der pfälzischen
stegterung und mit den ausge w i ssrnen Pfälzern
k^tfand-
Luaen

Die

den

Besvrechungen, die

übcr drer Stunden dauertsn.

"6en eine.n haupisächlich vertraulichen Gharakter, und aus allen

tz-.-führungen der Pfälzer Lrat das eine unoerkennbar deutkich -n
s x,"cheinung, daßman im besetztenEsbiet trotz ocr großen
^ cen, die der Deoölkeruna auferlegt stnd, nicht daran denkt,
passiven Widerstand aufzugeben. Ein städt-scher
Eanstzr aus dem Ruhrgebiet, der erst oor einigen Tagen aus dcm
.n^vngnis in Zweibrücken nach Vsrüüßung einer Gefängnis-
ron oier Monatcn entlasssn worden ist, nahm die Eelsgenheit
um dem Reichskanzler über die ausgezeichnete Stim-
^,Ung der deutschen politischen Gefangenen zu be-
^chten, Der Reichskanzler, der am Shluffe seincr Ausführungen
vertraulilli auf die qesamt« polit'sche Lagc zurückkam, ver-
s^ch, daß die Reichsregieiung für die politischen Ee-
chn"genen alles tun wsrde. was in ihrsr Macht stehc-
,z,s^r den Verlauf der Besvrechungen Lußerten stck- alle Teilnehmer
Htstchaus befriedigt, vor allem hat die streng sachliche Art, wie der
^iÄskanzler sprach, ihren Eindruck nicht verfehlt,

K Don oroßcm Intereffs waren namentlich auch die Ausführungen
, ReiLswirtfchastsminrKers Dr. Becker, den Bürgcrmeister
>!k^landt nach Beendigung der Dssprechung auf die besonders
«hlT-rrig« Lage dsr Stadt Heidelberg mit Bezug auf den
' 's?nd der Erwerbslosen aufmsrksam machte, und den Ministsr bat,
s! her Bemeffung der Zuschüffe des Reiches zur Erwerbslosenfür-
c/'c üiesem Umstande Rechnung tragen zu wollen. Als Dertreter
^ ^wrischen Rsgierung wobnte auch der bayrische Instizminister
«ürtner den Derhandlungen Lei.

,.^egen 11khr Z0 ist -er Reichskanzler mit den Herren fsrner De-
-ung in Lutos nach Karlsruhe weitergefahren, Am Disns-
^ «ird der Reichskanzler auf fsiner Fahrt «on Karlsruhe nach
-.Irmstadt in Heidelberg dnrchfahrsn, aber keinen Anfenthalt
nehmen.

M Mftigen poffgeWre».

! neue Entwurs des Rtichspoftminiftorinm« fertigqeftellt.

Ergene Drahtmeldung.

Berkin. ii. Juni.

^-Mie wir erfahren, ist nunmehr der neueEntwurf des
5>spos:ministeriums fiir die Erhöhung der Postgebühren fertig-
i l j Die Vorlage sieht fiir Briefe und Postkarten das D r« i-
e der bisherigen Eebühren vor. Die Sätze für Pakere stnd in
??Edrigen Stufen etwa um das Zweieinhalbfache gestiegen, in
^^hö'heren nicht ganz so viel. Entsprechend dem Vorschlag des
ftz ^hrsbeirats find die Fsrnsprechgebühren verfünf-
worden.

K, -nach dem neuen Entwurs werden also kosten: Poftkarten im
^s^erkehi 120 M., im Ortsoerkehr 80 M.: Briefe brs 20 § im
H ^erkehr 300 M., im Ortsverkehr 120 M.: Drucksachen bis 25,
igg ^ io, 120 und 180 M.: PSckchen bis 1 üx 600 M.:
bis 3 üa in dsr ersten, zweiten und dritten Zone 800, 1600
d, l6gg M., bis 5 fts 1200. 2400 und 2100 M. Di- Erundgebühr
n>^legrammc beträgt 400 M., die Wortgebühr 200 M. Für Ein-
n^'vsendungen wird ein Zuschlag von 150 M. erhoben, für Eil-
M», llen im Destellbezirk 400 M-, im LandLezirk 1200 M., 'ür Ekl-
«w? 700 bezw. 1500 M. Auslandsbriefe (bis 20 §) kosten 800 M.,

. ^rten 180 M., Drucksachen je 50 x 160 M.

ist damit zu rechnen. daß sowohl der Reichsrrt als inr
keine Aen-derung mshr an diesen SLtzen r-.rnehmen

!

Svchvmais-prozrß ffuchg.

Die Haltnng der Bchörde« »nd Richerts Flncht.

L-nn nns er e-r M ü n ch ene^ Redaktion.

Miinchen, 11. Juni.

Lereits vernommene Zeuge Hofrat Pixis bekundete in
^Mstagssttzung, doß er am 21. Februar in Eegenwart des
»ut-n- Kapitänltn. Kautter beim Jnnenministei Schweyer
geworden sei vnd ihm nahegelegt habe, ja ihn erfucht hab«,
r t nun zu vsrhaften, da es sonst zu spät sei, weil nach seinsr
??ung Richert sonst sofort verschwinden würde. Dr Schweyer
N u'cht dieser Meinung, sondern meinte, man müffe Fuchs, der
^>d,">cht reis zur Verhastung sei, weiter beobachten und dann
e«r^Aan Richert wieder nach München locken. Derfelben Msinung
Polizeivrästdent, der die Austaffung des Ministers ooll-
? teilte. Daß dieser der Anstcht war, die Derhaftung Richerts
'u die autzenoolstischen Deziehungen zu Frankreich Leeinträch-
» z«i.^irken. wagte der Zeuge nicht ohne «eiteres zu Lestätigen.
E vielmehr, daß die Äntwort des Ministers in Lezug auf
und Richert fest begründet gewesen sei. Der Dorsitzende
Derhör mst der bezeichnenden Bemerkung: Ietzt wird
uicht mehr nach München kommen!

^ Ttaatsamoalt hat am Moniag die Dorladung des Erafen
Kabinettsrat beim Kronprinzen Rupprecht, und
LUq.uu d„ Derteidiger Pestalozza di« des Kronprmzen
t stlbst beantragt. Der Eerichtshof hat die Lntschei-
^.^Z^uber zurückgestellt.

Ws deß' ^em Bnnkofs. fruher Ostizier, dann im Blüchsrbund,
"t, ./"„Mhrer Schäfer im Januar und Februar 1923 er-

"«üestchts der autzenpoütischen VorLLreitungen in Tfche-

chien, Bolen. Frankreiib und Ztalien und der in R >rd-
deutschland zu .erwartenden RL te re p ub l i?.müffe man iu oier-,
zehn Tagen losschlagen. "Ks' soMs eiue qrotzdeuische und keins sepa-
ratistische Aktion sein. Levtnant a. D. Friedmann bekundet
wsiter. daß er l8 von Machhaus srhalrene Millionen o.n
Kautter abgelieferi habc Lis auf einen kleinen Dispositions-
fonds für ssine Auslagen. F u ch s und Machh a u s hästrn imm.er
viel von Waffenvorräten in Bayern gsfprochen. Machhaus habe
ein kostspieliges Leben gesührt. Kautter und Friedmann
seien erst später dem neugsqründeten Bund „Wikkinger" beigetreten.
Beide ließen Fuchs und Machhaus im ElauLen, daß Kapitän-
leutnant Kautterder richtige Verbindungsmann sei mit der alten
Ehrhardtbrigade.

(Wiederholt, da «or i» einem Teil der gestrigen Auslage enthalten.1

Kanziemde m Küuster.

Dentsches Land ist' uns nicht feil.

Eipene Drahtmeldunq

Müufter, 9. Zuni.

Heute abcnd fand zu Ehren des Rsichsverbandes der
Deutschen Presse ein Empfangsabend ftatt, der von der Siadt
Münster im Saale des historischen alten Rathaüses oeranstaltet war.
An diesem Empfangsabend nabmen Rejchskanzlcr Dr. C nn o unü
der Reichsarbeitsminister Dr. Brauns teil. Nach den Begrü-
ßungsansprachen des Oberbürgermeisters von Münster, Dr. Sper-
ling, des OLerpräsidenten der Provinz Westfalen, Eronowski,
und des Dorsttzenden dss Reichsverbandes der Dsutschen Preffe, Chef-
redakteur Baecker, nahm der

Reichskemzler Dr. Cuno

das Wort zu einer Ansprache, in der er u a. ausführte:

Eerne Lenutze ich dis Eelegcnheit, mit Jhnen zusammen zu kom-
men, um Sie bei Fhrer Tagung zu begrirtzen, die, wie Ihr Herr
Vorsitzendsr sagte, nicht Zufälligkeit, sondern ein tiefer Sinn hierher
nach Münster leoj, in die Hauptstadt des wesLfälifchen Landes, dcffsn
Stärks und Trutz unfer Trost und Schutz siud, in die Stadt nächst dem
Schauplatz eines stummeu gigantischen Ringens
zwischen Rechtund Gewalt, iir die Stadt des niederdeutschen
Volkstums und christlicher Kultur. in die Stadt, deren Namen mit
dem rvsstiälischen Fricden verknüpft ist und daran erinnert, wie schon
vor dem Vcrtrag von Versailles einmal Deutschland aufs tiefste
zerriffen war, die gleichzeitia aber uns zeigt, durch wslchs Kräfte das
deutsche Volk sich einsn Aüfstieg Lahnte.

Vorgestern haben wir den Mächten unser Memorand u m
als Ergänzung zu der Note vom 2. Mai übergeben. Ich begrsife die
Spannung und die Ungeduld, mit der unser Schritt erwariet morden
ist. Er ist ein natürlicher Schritt auf dem Weg, den die Regierung
von Anfang an gegangen ist. Jn dem westfälischen Provinziallandtag
zn Münster habe ich einen Tag nach dem Ruhreinbruch die Erund-
linien dieses Weges dargelegt. Die Lösung des Repara-
tionsproblems um jeden mit der deutschen LeLcnssreiheit und
der deutschen Wirtschaftskraft zu vereinbarenden Preis -st das Ziel
der Aussprache in offener, ehrlicher und gleichberech-
tigter Verhandlung, der Weg den die Regierung stch vor-
gezeichnet hat. Nichts ist unterlaffen worden, mas der Lösung dieser
Äufgabe dienen könnte. Unser Angebot in London, unscr Vorschlag
für Paris, die zwischen beiden liegenden Bemühungsn, zu einer Aus-
sprache zwischen dsr französischen ünd deutschen Jndustrie zu kommen,
das Ängebot eines bcsonderen friedenssichernden Abkommens über die
Rheinlande stnd die Folgen dieses Willens. Die Antwort auf die
Bemühungen war der Einmarsch französischer und
belgischer Truppen in das Ruhrgebiet und

die lleberschreitung aller Erenzen, die rechtlich, räumlich nnd
sächlich das RheinlandaLkommen der Besetzung zog.

Seitdem kam zu dem ersten Zielpunkt, der Lösung der Reparations-
frage, ein zroeiter noch größerer. Es galt, alle Kraft anzuspannen,
um an Rhein und Ruhr die Wiederherstellung des Rschtzustandes zu
erreichen, alles fsrnzuhalten, was der Bevölkerung in ihrer s elbst-
gewollten und selbstgewähltenAbwehrals eine Ver-
leugnung und SchwLchung erscheinen konnte, alles zu tun, um die
furchtbaren Leiden zu lindern, die alls Schichten der Bsvölkerung des
besetzten Gebietes tragen.

Diese erste und ursprüngliche Aufgabe, unserem Volk und Land
wieder zur Freiheit und zum Frieden zu verhelfen, lietz uns unsere
Bsmühungen um die Lösung dsr Reparationsfrage verdoppeln.
Lange standen wir der völligen Ablehnung jeglicher Verhandlungen
auf seiten Frankreichs gsqenüber. Lange bot auch keins and-re Mocht
dem suchendsn Auge einen Anhalt, an dem wir hätten einsetzen
können, bis die bekannte

Uuterhausrede des englische» Staatssekretärs des Aeutzern und

gleichlautende Ratschläge der italienische« Regierung ekne neuc
Möglichkeit gaben.

So ergab stch folgerichtig der Schritt, den wir am 2. Mai getan haben.
Wir konnten dabei, wenn wir ehrlich bleiben wollten, nicht über den
Rahmen hinausgeheü, in dem wir für die Pariser Konferenz und in
späteren Erklärungen unsere Leistungsfähigkeit nach gewiffenhafter
Prüfung und Ueberzeügung umrisscn hatten. llm wahr zu sein, konn-
ten wir uns nicht auf das Finanzielle allein beschränken, sondern
mutzten die Hand in die Wunde legen, dke ttefer noch als die ungelöste
Reparationsfrage nicht blotz im Herzen eknes jeden Deutschen, scndern
auch am Wirtschaftskörper Deutschlands ürennt: ich meine den Ein-
bruch in deutsches Gebiet mit all dem aus ihm folgenden wirtschaft-
lichen Ruin, deffen Beendigung wir zusammen mit der Errei-
chung der Unverfehrtheit der Rheinlande durch das
Ängebot friedenstcherndsr Vereinbarungen erreichen wollten und ge-
rade um der wirtschaftlichen Reparationskraft Deutschl-rnds willen
erreichen müssen.

Die Antworten, die wir erhielten, find Ihnen Lekannt. Frank-
reich machte uns zum Vorwurf, datz die dcutsche Rote der kaum
verhüllte Ausdruck einer systematischen Auflehnung
gegen den Vertrag von Versailles sei. Aber disser
Dertrag selbst fieht ausdrücklich die Möglichkeit der Ermätzigung oder
des Aufschubs der festgesetzten SKuldverpflichtnng nach Mätzgabe dsr
deutschen Leistunqsfähigkeit und Hilfsmittel oor. Es war aüch irrig,
wenn die französische Note das deutsche Angebot den 132 Milliarden
des Londoner Zahlungsplanes gegenüberstellt, denn dies bedeutet nur
einen Nennwert, nicht einen Jstwert. Sodann wär es un-
richtig. daß Deutschland nicht schon während dss Moratoriums
nach Maßgabe seiner Kräfte mit Sachleistungsn beginnen wollte.
Der Vorschlag endlich, eine iniernationale Kommission über dte
deutsche Leistungsfähigkeit und die aus ihr folqsndsu Möglichkeiten
zu befragen, ist aus der Revarationskommisfion sekbst hervorqeqangen
wenn schon die im Mai 1922 einberufene Kommission internationaler
FiNaiH-Sachverständiger in'olqe des Emgrc'-srns des franzöftschen
Ministervrwstdenten nnoerrichtetsr Sache wieder auseinandergeh.'N
mutzte. Di« englische und italrenische Antwort eröfi-
neten eine Möglichkeit derFortsetzung des Meinungs-
anstausches. Seitdem ist alles geschehen, um die autzenpolitifche
Lage zu erforschsn und dem schweren, verantwortlichen Schritt einen
günstigen Boden zu schaffcn.

Nach unserer Uebsrzeugung wird diese Leistungssähigkert im Aus-
land wsit Lberschätzt- Die Eegner selbst «rkennen das an, wenn sie
mm den Eedanken grotzer Anleihen in den Hintergrund treten laffen.
Aber wenn schon ihre Meinung bestehen soll so mag eine unpar-
teiische internationale Jnstanz darüher entscheiden, sine Instanz, für
deren Urteil objektive Tatsachenforschung und nicht Eunst oder Mitz-
gunst bestimmend ist.

Jn den Earantien ist bis an die Grenze des Moglichen gegangrn

in der tiefen Zuversicht, datz, wenn nur srst einmal der Plan der
Reparationsschulden in einer mit der Leistungsfähigkeit Deutsch-
lands einigermatzen zu vereinbarenden Weise festgestellt ist. das
deutschs Volk, einsrlei ob Arbeitgeber oder Drbeitnehmer, ob Nicht-
besihendei oder Bssitzendcr, bereit sein wird, das grötzte Opser
für die voll-e Freiheit der künjtige« Generatio«

seiner Kinder zu rr-ngen und »llsr z« tun. dom'k
- Einzelne von der Sonderbelastung leiue- Ve-fttz».'. js»-»..7Li 2 T
von dsr Belästnng" srinet 'Z'ukunft frei w.rd. Tafür wiro rrr Su'ar
dap deutfche Volk nicht abhängig sciu lassrn vom gitten Willsn sieicr
oder jrner. sondern cr wird auch L:e qanze Krasl unü VsrLnLwor::.ng
der Staatsgewalt dafür geltend machen, daß die dcutschc Wirt-
schaft Garantien av. ch geben mutz. Diefer Gecankc -t
vom Staat in die Wirtschaft getragen worden.

Nnn mag die Welt sagen, ob fie Frieden rmd Wicüeraufrichiung
will oder llnfricden «nd Zerstörung.

Was wir zu tun haben, ist einsach und klar: es ist vor allem. dah be»
setztes und unbesetztes Eebiet einig bleiben und ein jedsr ciuzekn«
sem Tnn und Lo.ffen so einstellt. als trüge er die Verantwort-iug für
das ganze Vaterland. Ich weih, was ich damit verlangs und weitz,
was Rhein und Rubr täglich und stündlich ertragen. Mehr als
50 Deutsche — wir dsnken an die Krupvschen Arbeit!-r, denken an
einen junqen Deutschen, der vor wenigsn Tagen Lewutzt in den Tod
gegcmgcn ist — haben unmittelbar von der Hand der bewafjneten Ds-
satzungsmacht das Leben verloren. Viele Hundert« sitzen im Gefüng-
nis auf Grund von Sprüchen, die nur äutzerliches Eewand richterlichek
Urteilc tragen und die in den Fehlsprüchen von Mainz gegen die Ee-
werkschastler und Beamten, von Werden gegen Krupp und seine Mit-
arbsiter ihrsn Höhepunkt fanden. Ueber Zsientliche Beamts und
Angestellte allein sind Freiheitsftrafe.n von 450 Iahren .
verhängt worden. 50000 deutsche B'eamte, Angsstellte, Arbeit« j
geber, Nrbeitnehmer und Private aller Berufe, Männer, Frauen, >
Krnder in dcn ersten Tagen des Lebens, Greise und Ersisinnen über:
80 Jahre haben 'seit dem 11. Ianuar Haus und Heimat
vcrlassenmüssen.

Es ist nicht ohne Belang, dcrtz ich mich bei meinem Angsbot auf
die aus eigener Ucbsrzeugung gsschöpfte Bersitwilligkeit Lsr deut- !
schen Wirtschaft stützen konnte/denn es entkräftet dis Bem.Lngclungen
auch derjenigen im Ausland, die sich Lisher nicht genug tun konnten. !
Len deutschen Staai für zu schwach hinzustellen. als datz er dek
dsutschen Wirtschaft bindenoe Leistungsversprechen abnehmen könnte
und die dahei doch nicht müde wurken, diesen deutschen Staat dürch
immer neue Bedrückung politisch zu schwächen. Das eindeutigs An- 1
srkenntnis der Reparätionsverpflichtung in unssrem Memorändum >
wird bcstäiiat durch die Lcistung.die Dsutschland bisher !
bewjr?t"hat und bis auf diesen Taobewirkt. :
Die von uns aufgestellten Ziffern sind bskannt. Die
Leistungen aus oorhandenen Veständen. ans Ler lansenden Pro- :
d-uktion und die Barzahlnnzen belaufen ftch bis Ende 1922 cmf rund -
Milliarden Goldmark. Die Hin.zurechnung we-iterer ,
Leistungen aus dem Ausgleichsverfahren, fiir Besatzungskosten und
Kommissionen, für Restitntionen und Substitionen und anderes. er-
höht die Summe auf

51 MiMardrn Kokdmark.

Bestreiten die Dertraßsmachte Ernnd und Höbe diessr Posten, so
halten wir auch fiir diefe Frage die Prü-fung durch internat-iouakr
Sachverständige sur zwcckmätzig. Tag um Tag läuft jetzt noch der
Strom dieser Leistungen, der in den ersten füns Monaien dicfes
Jahres Sachleistungen im Werte von 180 Millionen Goldmark und
Mischen 50 und 60 Millionen Goldviark andere Leistungen umfatzt.
Erinnert man sich noch der vielfachen Vemühungen, auch zu Arbeits-
le-istungen für Len Wiederanfbau zerstörter Gsbiete zu kommen. so
wird niemand, der ehrlich und willens ist, den Bcweis des deutschqn
Leisttmgswillens verkrnnen können. Menschsn von unserm Flsisch
und Blut stnd es, die da leiden um der Freiheit ihrer Heimat will-n, !
in einem Lsiden, das nicht nur duldend ist, iondern zugleich Kamvf
und Abwrhr für Recht gegen Unrecht und Gewaltt !
Ein heitzer Strom Les Willsns geht von ihnen zu uns und von uns i
zu ihnsn. Alle unfer« Drüder ünd Schwestern im besetzten Erbiet
sollen wiffsn, datz wir, Volk und Regierung, uns ihnen in ttefster ^
Seele schukdig fühlen und datz wir alles tun wollen, um ihr Los
zu lindern, fo unvoMommsn auch da urrd dort diese Hilfe sein mag, ^
dä die fremde Macht uns oft verhindert, fie zu erreichen. Perfön- !
lich« FLHlungen, zu dsnen die nächsten Tage GelegenheiL qs"en
werden. sallen mir hierfür erneut Stärkunq und Wcgwcrsung
fei«. Wenn außsvdem jeder im uNbesstztsn Gebiet zum devtschen: -
Volksopfer spen-det, was er oermag, so ist das, wie i-b mtt
warmen Dank für das Eeleistete sagen möchte, selSftserstöndsiche -
Pflicht, in der wir nicht srmüden dürfen. Sie sollen wiffen. datz :
nichts gsschehen wird, was sie in ihrem Ausharren hemmen könnte,
in eincr Abwehr für gutes Recht, die aus der Tiefe der Seels empor- i
gewachsen, durch neu erlittenes Unrecht immer neu entfacht. in -
immer neuer Flamme emporloht, ekner Flamme, dievons
keincr Regierung entzündet, von keiner ernsach
auszulöschen ist. Wir wären die Heimat und Freiheit nicht
wert, wenn wir fie preisgeben und nicht alles daransetzen wolltcn,
denen ihre Heimat und Freiheit pttederzugeben, die in ehrlichsm
Kampf für ihre und unserc Freiheit die Freiheit verloren habcn.
Wir wollen den Frieden und find unsern westlichen Nachbarn qegen-
über zu jeder Art von Sicherungen auf dem Boden der Eegenssittg-
keit Lereit. Wir leisten jeden Preis der Reparationen bis zur
Grenze des Möglichen, um unserer Derpflichtungen und unsersr Fr-.i-
heit willen. i

Aber das erNare ich öffentlich nnd feierlich, es gibt krinen Preks. ,

fSr den uns dentsches Land an Rhein «nd Ruhr, au Mosel uud

Saar feil wäre, keinen Prers, «m de« wir die Rechte Les Reichcs, -

Preuhens und der andern Staaten an diesen dentschen Landen
mindern liehen.

In dieser Erklärung weiß ich mich eins mit alleli politischen Par-
teien und allen -Schichten des deutschen Volkes, eins mit der preu»
tzischen Regierung und allen andern Ländern des Reichs.

Aus diesem Erunde tiefer Einigkeit des deutschen Vslkes schöpf« '
ich auch das Recht zurMahnung, wachsam und Leson- !
nen zu bleiben. Die Verworrenheit unseres Wirtschaftslebens
hat wertvolle Schichten unseres Volkes zum Sinken gebracht und !
weiterhin schwere Not verbreitet. Manche hätzlichen Erschei -
nunpen von Wohlleben und Ausschreitungen er-
reqen die Notleidenden nicht allein gegen diejenigen, wel-ihs solche
Erscheinungen zur Schau tragen, sondern auch gegen den Staat.
dem man Mangek an Willen und Kraft zum Dorwurf niacht. :
Glauben Sie, datz niemand dies mehr drückt als die Derantwort« :
lichen der Regierung. Wenn der Staat ein fittlicher Begriff, Wirt« j
schaft ein« dsn fittlichen Eesetzen unterworfene Betätiqunq '.st. ,enn
die Regiernng nicht stärker als es geschah ihre Bemühunqen. 'olcke
Mißstände auszuräumen, dnrchsetzen konnte. so mögen Sie dqbei dis :
Zusammenhänge nicht verkennen, die bei diesen Verworrenheiten zn
den tieferen Gründen unserer gegenwärtigen Lage führen: die
Verengung unseres Wirtschaftsaebietes. die Abschneidung überseeischcr
Kraftquellen. die politische Unsicherheit und Bedrohunq unscres
Landes, di« damit verknüvfte Mindsrung unssres Kredites, die
Lahmlegung ganzer großer Wirtschaftszweige und Wirtschaftsgebiete.
die Aufhebung abgeschloffener autonomer Wirtschaftshoheitsn an der
Westmark unssres Reiches. Jch sage das nicht, um Sünden im
Inland zu entschuldigen, im Eegenteil, doppelt schwer ist die
Schuldderjenigen, die aus dieser Laqe ungerechte
Vorteile ziehen.

Ein großer Publizist und Zeitungsmann oom Rhein. Jossf Eör-
res, ist einst den Weg vom Weltbürger zum nationalen Deutschen ge-
gangen. Der Hang zum Wsltbürgertum und zur Humani-
tät liegt uns Deutschen tief im Blut und geräde unsere
Preffe hat im ganzen ihr Teil dazu beigetragen, allgemeine Mensch-
heitsgedanken zu pflegcn. Heute ist in unserm Volk die Erkenntnis
tief vcrbreitet. daß es zunächst heitzt, ein guter Deutscher sein
und datz alle Deutschen mit der Vctonung wahren drutschen Wssens
auchderMenschheit am besten dienten. Wann voll Ein-
klang und tiefer Bcrsöhnung die Idee von Nation und Menschheit
erreicht wird, steht nur zum kleinen Teil bci uns Deutschen. aber
das ist sicher, nicht allein um Deutschlands, sondern um der grötzeren
Sittlichkeitsbegriffe der Menschheit willen. um des Rschtes und der
Freiheit willen ist es heute aller Deutschen Pklicht, für R h e i n
und Nuhr, für Saar und Mosel fest zu bleiben und
Treue zuwahren undallererstePflicht. gnte Deut.
sche zu scin. Daruin bitte ich Sic. den Rcichsverband der Dsnt-
schen Preffe, datz wir alls znsammenwirken: Alles fürD : u
lnnd!
 
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