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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1923 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 149 - 178 (1. Juni 1923 - 30. Juni 1923)
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Ser neue jmge Mensch.

Eür Dkitrag zur Soziologie studentischer ParteiungeA.

Lon Dr- H. Marr.

Leiter des Soziaien Museums, Frankfurt r. M.

I.

Zurn BerstLndnis dss Folgenden sei oorausgeschickt: Man unter-
scheidet in Ler deutschen StudenLenschaft offiziell heute zwsi Par-
teien; die als politische aktive Oberschichten zwar etma nur dsn
dritten, aber ausschlaggebenden Teil akademischer Jugend umfassen
mögen: die „Mehrheit" rechts, deren Kern der fast alle studen-
tischen VerLindungen umfassende Hochschulring deutscher Art Lildet,
und die „Minderheit" links, die sich um dsmokratische und sozia-
listische. repuLlikanische Studentenbünde gruppiert. Das Frei-
studententum (hervorgegangen aus der korporationsgegnerischen
alten Finkenschaft) ist aber auch rechts in aktiven Eruppen völ-
kischer Finkenschäft vertreten, und rechts wie links finden wir
lose von der modernen ZugendLewegung herkommende Vereinigun-
gen (Freideutsche mrd Jun^deutsche, auf der katholischen Seite:
Quickborn, Hochland u. a.). l;n disser „erwachten" Iugend nun kün-
digt sich jener „neue junge Mensch" an, von deffen Einfluff auf
die studenlischen Parteien hier die Reds sein soll.

Jm SLreit um üie Verfaffung der „Deutschen Studentenschaft",
Ler, ohue bislang zu eittem Ergebnis zu führsn. fchon fechs Stu-
Lententage üeschäftigte, finden wir — wie es nicht anders fein
kann — alle wesentlichen politischen Eegensätze des gesamtdeutschen
Lebens wirksam. Man mürde indes, glaube ich, mit Len allzuhand-
lichen Formeln unscres Parteikampfes das bedeutsame Besondsre
dieses Sireites kaum recht srfaffen, weil in den beiden studentischen
Hauptgruppen Untrrströmungeu laufen, deren Quellgebiet auher-
halb der überkommenen politischen und sozisllen Zerklüftungen liegt.
Nämlich in jenen Jugendbewegungen, Lie in den letzten
zwanzig Jahren, vornehmlich in der nichtkatholifchen deutfchen Welt,
hier zuerst im Nachwuchs des gebildateu Mittelstandes — im
Wandervogel an HLHeren Schulen — dann ähnlich in der xroleta-
rischen Jugend aufkamen, und die nun langsam auch in die kathi-
lische Sphäre sindringen, hier jedoch eine, autoritärer Kirchlichkeit
entsprechLnde religiöse Wandlung erfahren, die leise schon auf die
nichtkatholischen Kreife „erwachter" Jugeud zurückzuwirken Leginnt.
Ju diesen ZugendbewLgungen nun äutzerte sich ein nener — beffer
viellsicht: wiederkehrender deutscher Iugendtypus, den zu verstehen
mir zum wirklichen Derständnis gerade des gegenwärtigsn studenti-
schen Derfassungsstreits ersorderlich scheint.

Wtr müffen also zunächst fragen, was disse „erwachte" Jugend
im letzten kennzeichnet, d- h. was ihr übcr alle betonten Richtung«-
unterschlede hinweg etwa gemeinsam sei. Datz hier — wie man zu-
weilen hört — etwas schlechthin Neues zum Äusdruck käme, wird
nur Lehauxten können, wer die stels vorhandene, in ruhigen Zeiten
freilich latente seelisch-geistige Spannung der Eenerationen über-
sähs. Neu ist aLer „nur" dies: datz sich die natürliche, „ewige"
Verschiedenheit des Lsbensgefühls von jung und alt unter dem Er-
lebnis der deutschen Katastrophe, ja schon im gewitterschwülen Jahr-
zehnt vor dem Krisge, zum geprägten GegLnsatz, ebsn zur „Bs-
wegung" aufgesteigert hat, und zwar zu einem Gegensatz der foziellen
Erundeinstellung, der zuletzi alle uns gewohnten gesellschaftlichen
Parteiungen einüezieht oder viclmehr abweist. Denn was ist, ?u
Ende gedacht, jene „Iugendkultur". die sich von einer „Alterszivili-
fation" wie von einer großen bösen Lüge abwendet? Die bekannte
Fdrmel der freidentschen Jugend vom Hohen Meitzner betonte zu-
nächst Las individuelle Selbstbestimmungsrecht des jugendlichen
Menschen überhaupt; aber die dem Wandervogel Entwachsenen,
dürch Krieg und Zusammenbruch Hindurchgegangenen können stch
nicht mehr .mit einer vornehmlich doch ichbezüglichen Lebensreform
begnügen: fie stehen nun wirklich, nun erst „vor der sozialen Frage".
Freilich nicht mehr, wie die Jugend der „Sozialen Aera" bis zu
Friedrich Naumanns Zeiten. mit dsm zuversichtlich-fortschrittlichen
Eifpr organisations- und paragraphengläubiger Eesellschaftstechniker,
sondsrn mit einem — man mutz schon.sagen: tiefen — Mitztrauen
gegen Eesellschaft überhaupt, gleichviel nach welchem Jsmus sie kon-
struiert lei. Aehnlich wie Ferdinans Tönnies in seinem bekannten
Jugendwerk („Eemeinschaft und Gesellfchaft, Erundbegriffe einer
Soziologie"), wennglsich nicht mit seinsr fein ausgefeilten Begriff-
lichkeit, sstzen sie diessr E e s e l l sch a f t mit ihrem kalten äo ut äes,
mit ihren „nur-zweckhaften" Begegnungen des Erwerbs und Jnter-
effes ein Verlängen nach Gemsinschaft entgegen — wobei sie
unter Eemeinschaft alle „organischen" Verbindungen der Freund-
fchaft und Arbeitsgenoffenschaft, des Elaubens, der Heimat, der
Volkheit und des Blutes, kurzum: alles „wahre Leben" verstehen.
ALer was beim Wandervogel der Anfangszeit vielfach noch knaben-
haft-liedfrohe Schul- und Stadtflucht war, verüüsterte stch nun zum
„Problem": näml.ich zur Erkenntnis oder doch Ahnung eines tragi-
schen Eegensatzes von Kultur und Zivilisation, Schöpfung und Kon-
struktion, Leben und Mache, Glaube und Wissen, Wachstum und Er-
starrung, Landschaft und Weltstadt. Glücklicherweise zwar denksn
nür wenige Liese überspitzten Antichesen ganz zu Ende; und noch
kleiner (immerhln grbtz genug) ist die Zahl derer, die dann dsn
Kontakt mit den einma! gegebensn Däseinsbedingungen überhäupt
verlreren, indem sie die Gemeinschaft, die sich ihnen innerhalb der
Eesellschast nicht verwirklichen will, in seltsamen „Siedlungen",
gleichsam hinter dem RLcken des Kapitalismus, fuchen. Ausnahmen
— gewitz. Allein: etwas von dieser gescllschaftsfremden, wirklrch-
keitsscheuen und zweckeverachtenden Problematik lebt verb-rgen in
aller „neuen Jugend" — auch in Ler, die formularmätzig ihr Stu-
dium veörichtet und. sich von der Masse der Kommilitonen äutzerlich
vielleicht nur durch den sommerlichen Schillerkragen unterschsrdet.
Denn auch ihr Füblen und Deirken Lber gesellschaitliche Dinge. Lber
Fragen der Politik, des Staates, der Wirtschaft und nicht zuletzt
der Wiffenschaft bewegt sich, ohne Latz sie sslbst es immer wützten,
soznsägen auf einer anderen soziologischen Ebsne, d. h. es haftet an
zensm der „eigentlichen" Politik frsmden Gemeinschaftsverlangen,
das bei aller noch so lebhaften Teilnahme an allgemeinen Ange-
lsgenheiten doch in aktuellen parterlichen Jntereffen nie wirklich
aufzugehen oermag, das stch mit stets wachem Argwohn gegen „starre
Bindungen" und „erkaltete Formeln" wehrt, weil sie ihm eben un-
: verträglich scheinen mit einem ursprünglichen, inwendigsten, an Be-
' griffe nicht zu fesselnden, mystischen „Leben", wie es nur der „zwsck-
freie" junge Mensch, „der Jntuitive", wirklich voll erfassen könne.

Zch tzabs tzier offensichtlich einen Jdealtypus dieses. „neuen jun-
gen Menschen" vor Augen, wohl wiffend, datz er rern und nnver-
mischt nur in ganz wenigen Exemplaren anzutreffen fft. Doch als
Hilfsmittel d«r Erkenntnis des Wesentlichen halte ich mit Max
Weber solche „Verdichtungen" der Wirklichkeit immerhin iür erkaubt.
Denn man wird nun, glaube ich, ohne weiteres verstehen. weshalb
die verstreuten Eruppen und Erüppchen „bewegter" Iugend nir-
gends, älso auch nicht innerhalb der Studentenschaft, geschloisen und
unter festen Formeln als besondere („fortschrittliche" oder „reaktio-
näre") Parteien neben anderen Parteien austreten, wohl aber als
Sekten innerhalb aller überkommenen Parteiungen wirken, da-
Mit jedoch vielfach auch ihre eigentliche FLHrung (seltener ihre
offizielle Vertretung) ubernehmen. Weil sie nur demonstrativ zum
Ausdrück bringen, was das ganze hsranwachfende Eeschlecht unter-
ibewutzt von einem unerforschlichen Lebensgrund aus von Lbsrkom-
menen gesellschaftlichen Wertungen ablöst, fällt ihnen diese Füh-
rung gleichsam von selbst zu. Und indem nun so ein neues, auf Ge-
meinschaft abgestimmtes, unformulierbares „LeLensgefühl" in alle
diese Parteiungen einflietzt. empfangen die Lberlieferten Parolen,
selbst La, wo sie äutzerlich unvsrändert bleiben, schlietzlich unmerklich
doch einen andern, ja nicht selten schon einen entgegengssetzten Sinn.
Will man also die zwar parteimätzig nicht lokalisierbare, trotzdem
tiefgreijenüe Wirksamkeit Lieses neuen Jugendgeistes, insbesondere

ssrnen umbildenden Einflutz innerhalb der Studentenschaft recht er-
sassen, so mutz man wohl von den altgegebenen stuüentischen Eegen-
sätzen ausgehen.

Wiederum wage ich da eine idealtypische KonstrukLion, indem
ich den Freistudcnten rernster Prägung dsm Korporations-
studenten schärfster Form gegsnüberstelle: Der echte Finke, oer raüi-
kale Freistudent war (ich sage: war, weil es ihn kaum noch „rein"
gibt) ganz und gar Ressentiment auf Korporation, deren antiquler-
teu Eemütsbetrreb er verspottete, ja verachtete, deren sarbenprunkende
Exklnsivität er als heiausforüernde pseudofeudale Anmatzung nicht
immer zu llnrecht bekämpfte.. Sein Ideal des Studenten war der
sich selbst bestrmmende, in keinem Komment versklaote, unabhängigs
freis vereinzelte akademische Bürger. „cllruoun pour eoi, Is comltS
pour irous toue!" (Deun e r glaubte iroch an Demokratie und Par-
lament, d. h. hier an den gewähltsn Studentenausschuß.) Sein
Jdeal der Studentenschaft war jene „Ecsamtheit", jene atomisierte
Maffe von ffolierten Suüjekten, deren „Eesamtwille" sich ans der
Additiou und Subtraktion Ler Strmmzsttel ergibt. Rationalist von
Grund auf, nüchtern, ungesellig und doch (oder oielmehr: deshalb)
ganz auf Oeffentlichksit gestellt, fühlte er sich als „Vertrcter" eme:
von der privilegiertcn Kaste der Korporationen unterdrückten, an-
geblich grollenden studentischen Masse, die es auszurlltteln galr (zu-
mal fte immsr wieder einschlief). Agitieren, Lebattieren, protestieren,
resolvieren, organisieren, Kommrffionen bilden, Satzungen entwcrfen
— das war sein Element, und den Höhepunkt seines Eesamtheits-
Erlebnisses bildets wohl das Vertrauensvotum am Schlutz einer stür-
misch vsrlaufenen autzerordentlichen Finkenschaft-Generalversamm-
lung. — llm die träge Masse der NichLinkorporiertsn zu beleben und
ihrer Bezrshungslosigkeit eine Art Korporationsersatz zu bieten, er-
sanu er vielerler meist kurzlebige Zirkel oder lose Vsrsinigungen zur
„Pflegs" bestimmter geistiger Jnteressen (von denen dann manche,
sehr wider seinen Willen, doch zu Korporationen, wiffenschaftlichen
Verbindungen, mitzrieten) oder Eruppen und Ausschüsse zur Förde-
rung Lestimmter „Bestrebungen" (z. B. sozialstudentische, Arbeiter-
unterrichtskurse u. ä.). Denn datz sich junge Menschen ohne Ver-
mittlung eines Themas, ohne eine „Sache", ohns einen Zweck, sozu-
sagen nur aus Freundschaft könnten finden — kam dem schten
Finken kaum in den Sinn. Er selbst war jedenfalls reiner Gesell-
schaftsmensch, d. h. ganz nur „Bestrebung", ganz nur „Sache". P ili-
tisch stanü er, soweit er nicht „prinzipiell-neutral" blieü, schon iniolge
seiner formal demokratischen Einstellung meist links, wenngleich
höchst selten aanz lrnls, La ihn oon der Sozialdemokratie schon jeine
ganzc Umwelt trennte. Polrtisch war er vielleicht freisinnig oder
nationalsozial oder — bei höherem Monatswechsel — linksnational-
liberal.

Wir wiffen nun, datz Las sreistudentische Jdsal der demokratisch-
parlamentarisch geordneten Studentenschaft, deffen Umrisse bereits in
den Zeiten der ausklingendsn Burschenschaftsbewegung (ber den
„Progresstven" von 1848), ja eigentlich schon im Arndtschen Gedan-
ken einer „Allgsmeinen Tsutschen Studenten-EesKllschaft" sichtbar gs-
worden, — datz dieses Jdeal der echten Finkenschaft serne volle amt-
lichs Anerkennung erst nach dem Zusammenbruch von 1918 in dsn
Verordnungen der wichtigsten deutschsn Kultusministerien sand:
nachdem kurz vorher. in dcr ratlosen Rätezeit, an den meisten dsut-
schen Hochschulen spontan neue Studentenausschüsse entstanden waren,
die damals wirklich eine mobile Masse hinrer sich hatten. Aber
bereits der erste WLrzburger Studententag im Juli 1919, der dank
dem inneren Zusammenhalt der Kriegsteilnehmer noch verhältnis-
mätzig einmütig verlief, Iretz den kommenden Gegensatz der „mecha-
nischen" un-d der „organijchen", der „demokratisch-staatsbürgerlichen"
(„kultursll-nationalen") und dsr völkisch-nationalen" („arischen")
Richtungen. ahnen. Urrd die dann folgenden fünf Studententage
haben trotz ihrer ständig wechselnden Majoritäten im gangen doch
das freistudentischL Prinzip dsr reinen Studentendömokratie srschüt-
tert, ohne daß es freilich der völkisch gestimmten „Mehrheit" bislang
gelungen wäre, eine ihrer Einstellung entsprechende andere studen-
tische Verfaffung zu finden. (Fortfetzung folgt.)

Almnme empor!

Tftr Wort zur diesjährigeu SommersouusMvsnde.

Von Heiuz Schütz.

„Burschen heraus zur Sonnenwendfeier am deut-
ichen Rhein!", jo erscholl in diesem Blatte vor >.twa einem Jahr
ver Weckruf, und Taujende und ALertaujende deutscher Männer,
Frauen und Jugend aller Schrchten zogen gsn Eaub, dem herrlichen,
unbesetzien Fleckchen Erde am jchönsten unjerer deutschen Ströme.
Lebendig, unvergetzlich werdsn wohl jedem Terlnehmer dre beiden
Sonnwendfeiern zu Caub am Rhein in der Erinnerung bleiben. Sic
waren eine vaterländisch-völkijche Kundgebung im edslsten Sinne.
Alljährlich, so nahm man es jich vor, wcllrs man zur Zeit dsr Sonnen-
wende nach Laub ziehen, in immer gewaltigeren Scharen, immer
inniger und fester zujammengejchlossen, um dort am Denkmal des
Marschalls „Vorwärts" und hoch oben aus der grotzen Bergplatte
bei der hellodernden Flamme sich im Eeiste des RLtlischwures die
Hand zu reichen. Es sollte anders kommen. Heute dläht sich der
jreche französrsche „Siegerübermut" auch rm alten Rheinftädtchsn
Laub. Fsindliche Horden wachen da jetzt über die „Sicherhsit der
Hohen alliierten und assoziierten Mächte", die infolge der beiden
dort abgehaltenen Connwendfeiern stark „gefährdet" war, wie es da-
mals in der amtlichen sranzösischen Begrünvung zur Besstzung Laubs
hietz. Schweigend wird der dsutjche Rhsiu in drejem Iahre die
Sommersonnenwende hsraufzrehen sehen, oie malerischsn Eätzchen
Laubs werden still, einsam Lgliegen. Und wsnn im heraufdämmcrn-
den Morgengrauen die Sommerjonnenwsnoe den 2-t. Juni, den
Iohannistag, grützt, dann wird ein Sehnen, ein Erwartsn über den
Fluten des deutschen Rheins liegen und ernst mahnsnd werden seine
Berge und Burgen ins deutsche Land hineinraqen, träumend von
schönerer, glllcklicherer Zeit und hoffend aus befsere Tage. — Wir
aber wollen n u n erst recht auch in diejem Iahre den Ruf er-
jchallen laffen: Burschen heraus zur Sonnwendferer!
Allenthalben im ganzen deutschcn Vaterland, über die von uns
niemals anerkannten neuen Erenzpfähle hinwcg, jollen oieder zur
Sonnwendstunde die Flammen emporlodern als deutliches Zeichen
des deutschen Lebenswlllens, der sich nimmer unterkriegen lätzt, auch
wenn die Welt voll Teufel wär. Vuischen heraus! Das
stlberne Band des Rheinstromes, unser deutschcr Vater tkkhein, er
soll das gemeinsame Burschenband sern, das uns alle umschlingt, auch
diesmal, wo wir sern von ihm sein müffen und nur aus tiefster
Seele heraus zu dem heiligen Strom unser Bekenntnis hinüber-
klingen lassen können: „Lieb' Vaterland sollst ruhlos
sein, bis wieder frei der deutsche Rhein"!

Wohlan, latzt uns den Sonnwendtag zmn cchten deutschen Vater-
landstag machen! Ohne rlnterschied der Partei kann und ?oll jeder
Dcutsche die Sonnenwende mitfeicrn können. „Flamme -irrpor!"
„Auf allen Höh'n leuchte, du slammendes Zeichen, oatz alle Feinde
erbleichen, wenn sie dich seh'n"! Am 28. Juni jährt sich der unheil-
volle Tag, wo wir im Iahie 1919 den Schmachfriedsn von Versailles
unterichrieben. Totz dieier Raubvsctiaz Deuischlands volitischs, mili-
tärische und wirtschaftliche Entmannung erstreüt, das ist heute wohl
dcm letzten deutschen Volksgenossen hinlänglich klar geworden. Auf,
zeigen wir in machtvollen Kundgebungen unsern Todfeinden zur
Sonnenwende, datz trotz alledem in unserer dsutjchen Volks.seele noch
eine unzerstörbare Lebenskraft und ein starker Wille zur Freiheit
lebt! Latzt sie emvorlodern dis Feuer der deutschen Not und der
deutschen Hoffnung! Und wenn die Lohe prasselnd zum Hinimel
schlägt, wenn die Funken sprühen, dann latzt euch alle zusam nen-
schmieden in dem einen Gedanken, datz Deutschland, euer
Vaterland. das Hetligste ist, das ihr kennt, datz
ern Volk nichts hoherzu achtenhatals die Würde
und Freiheit jeines Dajeins» und datz es dieje

! i d r -

Freiheit mit dem letzten Blutstropfen nertei
gen solI! — Die Loderflamme des Sonnwendfeuers wrrd W
oerlös.ben und finstere Nacht wird wieder auf deuffchsn .o. .
liegen. Die Sonnwenbegeisterung wird oersliegen und drevr«» .
ieelische Not des Alltags wiro wiider auf uns lasten. Man _
wieder mutlcs wsrden und zag und schlaff. Nein, ,o soll es
rvsrden! Sonnwendglut wollen wir in unsern Herzen Mya >
aus datz wir stark bleiben. Hinein in die Flammen mrt

uns wsich uird bequem und'müde macht, ^i'nein in das Flani-uel-
grab mit all den lügnsrischen, zersetzenden Phrascn von,-dNtern,^^

nalismus und Pazifismus, mit all den erbärmlichen unv we
itett, oie uns nie zur grotzen Tat kommen

lichen Halbheiten,_.... _

zehrt, ihr Sonnwendfeuer, alles mattherzige Mltleid, das
falschsn Propheten „Menschlichkeit" nsnnen, und vertilgt aus
" ' ' ' ' Eeduld des Sklaveu! Werft auf de«

schen Herzen die nichtswürdige Eeduld des Sklaven!
brennenden Holzstotz alle werbischen Gefühle!

orennenven 901z,io,; aue weioqcqen ureiuqie: Hatz und
Franzossn, dem Barbar Europas', so sprühe es aus
der Loderflammen, und ein- frir allemal hinweg mit der Luge
„ritterlichen" Frankreich! — ^

Zn diefem Eeiste wollen wir deutsche Sonnenwende k
Flamme empor! „Leuchtender Schein! Sishe wir singenden -p-
schwören am Flammenaltare, Deutsche zu sein!"

Frankfurter Studeutenheim. Die Studentenhilfe "u*öt ber
Freunden und Gönnern deutschsn Werkstudententums «m Acltter z .
Ausbau eines Frcknkfurter Studentenheims, das 150 «tllöemen s
funde Wohn-, Schlas- und Arbeitsräume zur Verfügung
neben einer Küche in Nebengebäuden auch Werkjtätten
Schuhmachersi, Wäscherei, NLH- und Flickstube) enthalten sock- ^
man, wie wir hören, in manchen Kreisen dre Studenten !Ä0>i .,,
halb einer Unterstützullg mcht für bedürftig hält, weil sie „reakt'.o
feien, so ist immer wieder nötig, auf die geradezu verzwelseue 0

>eien, >0 l,i lmmer wreoer norig, aus oie geraoezu
Lieses Standes hinzuweisen. Wrr entnehmen Ler Demjc.ir!..
Studentenhilfe einige statfftische Angaben, die geeignet sim>, m '
sächliche Lage grell zu Leleuchten. Ein Arbeiter stiftete

1». BmtdeSta» des A. D. B. Sra>rke«ha«ie». Wie alliährliÄ.
auck Liesmal Ler Ällgcmeine Deutsche BirrschenbunL «A. D-

BvndeZtag in Krankenbausen am Kosfbäuser ab. Jn grotzen -

waren die alten und jungen Burschen dco> Ruf: der BuuüeZlcitu«''

fclgt, um im Verein mit zahlrcichcn Gästen Len -w. Buudes.ae-
zugleich der 28. in Frankenhausen sein sollte, zu ciner mächtlaca ' ^
cindrucksvollen Kundgebung für den burscheufchastlichen Geoaulc-
gestalten. Die mehrtägtge eruste Arbeit bewegtc sich in t>er Richtlroa ^
schärferen Herausarbertung der burschensHastlichcn Aufgabeu der
wart. Diesem Zwecke diente insbesondere bte »euemgesüüriL ^> ,,' g.

Schulungswochc, zu welcher sührende A. D. B.-Burschenschaster>.

trssemaun. Vorträge über staatsbürgerlta>e ^

Abgevröneter Dr. S t

bochschnwolitische Fragen hielten, nm den jüngeren BundeswrtgÖedern ^
zeigen, welchc Ausgaben des Burschenschasters auf völkrschem luiturc „

und sozialeur Gebiete. ansgehend vo» einem »ationale» Sdealisu ^
harrcn. Den Höhevunkt ber Beranstaltung bildete die Relchslerer .
Futze des Kyffhäuser-Denkmals. Bei den svortlichen WettküMvrcn ^

den recht beachtenswerte Leiftunge» «rzislt. Endgültig au
wurde» die Burschenschafte« Alsatra-Braunschweig, Rhenv-Eheru ^

tthEno-ALsatia-München vrro ^ . -ze
Berlin. als renonztereuLe die sreie Burschenschaft Baltia-Müncheir ^^-e«

zu ihren wifseuschaftlichen Lcbrern und Kührern betrifst. So riHtet-



auf den srcrgewordenen Lehrstuhl sür Aegyvtologi« der Prosiiior 'AAsch.
berg-Heidelberg nach München berufen werden sollte, ein lrark 0-
gesiliuter Teil der Münchencr Studentcnschast eine Denkschrilt "
bayrische Kultusmiuifterium, i» der aus die unverhättnlsiuatzM-.sthä

'!» wird. Auch tn Kar

Zahl der jüdischen Hochschullehrer bingewiesen wirs. Auai P,-

vrotestkerten die Leutschen Studierenden gegen die Berusuns o.r
sessoren Rossnstock und Goldschmidt an Lie Technische Hochschule- i^ferir
es selbstvcrständlich ift, öatz üen Wüiischen der deutfchen Stuüelitcn,
sie als Forüeru»gen vvrgetragen werden, von den Äiintfterien sese ge-
verdienten Kachgelehrtcn im einzelnen Fall vraktisch uicht Recsnu. -
tragen wird, so ist doch nicht zu übersehen. datz das Lorgehe» LicP-

öenten auf eine Stelle zielt, wo öas jüöische Problem in e

nsster

— —. allet?

bindung austritt mit dem Leutschen Kulturvroblsm. ES ^,-iiillUck
üings, einer erft langsam. dann schuellcr sich entwickelnden E'em, .
«ätzerzutreten, fo tSrtcht, verwcrflich und wirkungslos naturil-o
„völttschc Terror" im einzelnen Kallc auch ist. ,,-x

AnsläudiiLe Stnbierende an dentsche« Hochschnle«. Die

der ausländischen Studicrenden an de» deutschen Hochschuleu ftlr
Sommcrsemester 1S22 ergibt folgende interessante Zahlcn: si«d-

aber

Länder. die Lie msiften Studierenden zu uus schicken sje üver ^
Bulgarien, Tschechoslowakei, Rnmänien. Oeftcrreich, Schwri»> »"^„der
dic beträchtliche Zahl Deutschstämmiger bci den meisten lueser ^ ir.

-ens->e-,

mir emzurechnen ist, ift Bulgarien das einzige, das als nenn--u- '^.sseu
R.-trarl,t lomnrt. Die Bulgare» sind Las einzige frsmde Bol:-

ier.

Betracht kommt. -rnc ezurgaren uuo oas elnzige iremo- «,az>
Anteil an Lcr Zahl dcr deutschen StuöierenLen mehr als em
beträgt. Von öen Angeborigen Ler uns befreundeten Natiouen. 01U
Hollanü, Schwedeu. Dänemark. Norwegen, bat natürlicv ore^«"

sast 8l>0 Stubierenöen den höch'kten Antcil: oerhältnismätztg starl ^zg,
wcgen vertreten (sast 400). Schweden dagegen sendet nur -50.^V»^^^jfchcir

wegen vcrlreten uan 4vu>. e-wweoen oagegen icnoer nur galtisw^,

Dänemark nicht tOS L-tudcnten. Stark vertreten ftnd icrnci ore ^ze«r
Staaten (Litauen, Estland, Lcttlandj mit zusammen ebensalls ern R»
und die Angehörigen Rußlands. mit ber Ukraine znsammcn , a»ä
Oestcrreich oder die Tschechoslowakei. Jm ganzen zcigt ^rrs

Ost- und Südosteurova über 60 Prozent der Ausländer Se"'

Mitteleurova über 20 Prozent, aus Skandinaoisn 14 ^Eeur. , aue
und Südeurova nur sechs Prozcnt, aus Asien über seLS vr ' ober
Amerika nur zwci Prozent. Ueber zehn Prozent der Ansia
über ein Prozent der Studierenden a» dcutsche» Hocüichuie!' ^ „iiVUq"
stanrwen ans Bulgarien: über süns Prozent der Ausländer 'MänicN'

Prozent öer Studierenben je aus der Tschechoslowaket. . h:zlv-

Schweiz. Oesterreich, Rutzland: über ein Prozent Ler AnSi Morwegc^'
0.1 Prozent der Stubterenden je aus Ungar», Griechenla»c>,

Lettland, EKIanL. Polen, Lürkei. Jugoslavien. Utraiue- ^ Jtalic«:
China. Luxemburg. den Riederlanben. Finnland. Gevrm-«a«
haben wenigcr Angehörige als isrno "

alle anderen Länüer
Deutschlanö gefandt.

, Eai fanb „

SÄnlungswoche i« Sich. Jn de» Tagen vom 1- „ i-mabl als »»
Ltch eine Schnlnngswochc stätt. die von Licher Bürgern 1 hesucht n>a
ganz besoudcrs von Gietzcner unü Frieöberger Stmnnr^ svracke»

il>

Die Lehrer Dr. Stadtler, Dr. Schotte nnd Herr oon Gicr , zgismarck!".x
„Politik und Staatskunst". „Das Werden und Vergehen »»» L-eimar»
Reiches", „Dte Rcvolution von 1S18 als Staatskrlie. - ^ „nd

Staat, Marxismus und Dcmokratte", „Dis nationale « »^gsAschövfu«»«

__KNk^iiinaskaoivr UNV „in,elN7L

staatsbildende Kraft". „Nationaler Besreiungskamvf »» gjx einzel",A

„Kührervroblem und Generationsvroblcm". Jm Aascvl s me s

Vorträge fand eine lcbbastc AuSsvrache ftatt. Man

tiefen Eindruck die Liorte der Bortragcnden aus einc »"q«-

hatien. Abgeschlossen wurde dte ganze Leraintaltu « v-0
liche Versammlnug in Gietzen, in der vor »twa Svo . jprach.
tzbrern Dr. Schotte üüer »Siationale Beweguuü nno

1922 der Stndentsnhilfe 19 000 Mark, weil er durch sigene
forschunq erfahren hatte, datz sieüen Studenten in Hotels gege« ,-„
Untsrkunjt dis Zentralheizung besorgen. — Am 8. Februar bewa ^
stch innerhalb einer halben Stunüe 12 Studierende um srnen ^
viächterposten. — Das Existsnzminimurn sines Studenten, dsr »
Erleichterungen Ler Wirtschaftsgenoffenschaft der llnioersitat r" -
spruch nehmen konnte, betrug im MLrz 121180 Mark, das ernss r - .
männischen Angestellten der untersten Klaffe 209 000 Wark ,
ärztlichen llnterjuchungen am Semesterschlutz waren von 50 's
ten 31 krank, schwach und erholungsöedürftig. 12 daoon lungenrr ^
— Jm Februar wohnten 48 Studenten in Maffenquartieren.
zweit, 96 zu dritt in einem Zimmer. — Jn dsr Zeit 00m iz ^
19. April standen 1208 studentrschen Wohnungsnachfragen 68 Am ^
bote gegenuber, davon 57 mit der Bitte, Ausländer
sÄicken. hielt

akaüemische Verbinöung Dannbia-Graz. Mit Ler Ausnahme der k»^«gtz
hat trob erüeülicher SSwierigkeitcrr Ler A. D. B. auch ia OesterrecM.».st
gesaht. woünrch üem seit jeber in erfter Linie von der Buricv-i -
vertretenen großüeutsÄen Gedanken ein neuer stchkbarer Ausdrna
lieheu wird. Eine Sammlung für die Rhciu- unb Ruhrhilse erg»»
eine Million Mark. i)» ,

Das jüdtsch« Problenr an Le« Hochschulen. Soweit cs ci» i"^age>
Problem innerhalb Ler Studentcnschaft gibt, tritt es öentlich -» -xster
vorwicgeird au denjcnigen Hochschulen, die — wie ctwa Wtcn — stH
Linie öem östlichen Eiuwanderungsstrom ausgesetzt iind. Es -re

die Anzeichen, öatz sich auf öe» reichsdeutschen Univcrsitäten eine «
Problematik herauzubilben üroht, die das Verhältnis der Ltude!!---"
 
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