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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1923 (Januar bis Juni)

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Nr. 149 - 178 (1. Juni 1923 - 30. Juni 1923)
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K.Zahrgang Lr. LL

.Badi schePost- erscheint wSchrntl. Nrdevmal. Beilageir: DtdaSkanätEmmtd-^
k «Nter>»artunk»sblatt IMontag«, - Literawrblatt -So<b,ch«tk>eilagc inronatlicht
K^"verta»a«r BettrSgr ohar Derantwortang. Rücksendnng ma, wenn Porto betliegt

Heidelberger Aettung

Wegründet 1858)

UNd

Äandelsblatt

, HSN 27. LllNl 1923

Haaptgeschäftrftelle o. SHrtftleita. der,Vadischen Poft'Setdslderg.Hanotftr. 23, Ferirsvr.
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SchwAe Stimnmllg.

Etnigung zwische« deu Alliierte« -ast uumöglich.

Vou «nserem -Korrespondenten

Londo«, 26. Zuni.

» Di« letzte Unterredung zwischen PoincarL und dem eng-
? schen Botschafter in Paris hat in keiner Weise die
Einiguug zwischen Paris und London näher ge-
acht. Auf englijcher Seite wird im Gegenteil festgestellt, Latz stch
diefer Eelegenheit abermals ernste prinzipielle Meinungs-
^«rschiedenheiten zwischen den Leiden Kabinetten gezeigt
Zaben. Die Versöhnung dieser Gegensätze mutz nach dem „Daitq
<elegraph" als schwere und langwierige, wenn nicht
*«mögliche Aufgabe betrachtet werden. Das Blatt weist
^rauf hin, datz Deutschland den Widerstand noch sür Monate durch-
stihreu könne und datz überhaupt, wie das Beijpiel Oesterreichs
°eweise, die Nationen nicht so leicht zusammenbrechen, wie vielfach
lleglaubt werde. Man sei in London davo« überzeugt, datz die ein-
iige Möglichkeit für die Beseitigung des Widerstandes darin liege,
^atz die Ruhr in kurzer Zeit ihre induftrielle und politische Freiheit
^ieder erhalten würde. Auch der Pariser Vertreter der .^Times"
Bilt die Lage für sehr schwterig und stellt fest, datz Lie Franzojen
kde Aenderung ihres Standpunktes ablehnen. Andererseits Lesürch-
man offenbar am Quai d'Orsay, datz dcr Wtdersiand sich in dte
«änge zjehen werde.

Macdonald sragte gestern im Ilnterhaus, ob die Auf-
^erksamkeit der Regierung auf den Bericht des ,L)üserver" gelenkt
^orden fei, der sich mit den geheimen Beziehungen zwischen dem
Mlnzüstschen OLerkommijsar und gewissen deutschen Staatsange-
! vorigen bejchäftige, di« darauf hinausliesen, einen separaten Rhein-
l «Uldjlaai zu jchassen, und ob die Regierung iigendwelche Vorstel -
^vngeubeiFrankreich oder den übrigen Alliierten über diesen
^eustand erheben wolle. Baldwi» Lejahte den ersten Teil der
Prage, indem er hinzufügie, datz die Regierung keirie Kenntnis über
«ir Echtheit oder Unechiheit des Berichts haüe. Die zwette Frage
^urde v «rneiut. Aus die weitere Frage emes liberalen ALgeord«

- ^eten, ob die Regieruug über eine ähnliche Bewegung inMünch « u
^ttterrichtet jei, erwiderte Baldwin, datz keine Jnformationen
^vrtiegen.

' Der Külner Berichterstatter des ^OaUy Lhronicle" gibt ein Ee-
Mcht wieder, wonach insolge der LnthüllungeN des „Odjeroer" mit
s 7«r Müglichkett zu rechnen sei, datz die Entwicklung der Dinge
j'in Rheiuland beschleunigt und die Welt bereits iu den
! »öchften zwei bis drei Wochen vor eine vollendete Tatjache
«stellt wevdeu könnte.

Di« sranzöfische Politik sei iu letzt« Zeit weit aLnektiouistischer
gewordeu uud es sä tein Zweisel, batz eiu äugerste, Druck vo«
dritter Seite notweudrg wärc, »m Lie Franzose» Lberhaupt
jemals zur Räumung des Rheiulaudes zu veranlassen.

^er ueue franzöfische Plan scheine vielmehr dahin zu gehen, das
Aeinland in BerbinLung mU dem Gebiet vo« Tjseu unter fran-
«stscher Herrjchaft zu halten.

: Wenu auch die Vlätter der Regierlmgspartei, die ^Trmes" uwd
Ar .^Daily Telegraph", vorläufig über dieje Angelegenheit still-
Mweigeud Linweggehen, so schlagen die liberalen Organe dafür
Mreits um jo kräfiigere Tone an. Man sieht auf dieser Seite die
^«deutung dieses sranzüstschen Dokumenrs vor allem darin, datz es
^Ninal etnen offenen Beweis für die starken llnter-
!L*ömungen der jranzüsischeu Politik bringt, die eine
Zerständigung zwijchen Frankreich und Englaniü und damit eine
^gelung der Reparationsfrage u n... öglrch machen Von den
^giischen Blättern betont der konjervative „Standard", datz stch
^orien gerade mit General Mangin am besten versteht, der als
^r extremste Bertreter des sranzüstjchen Liberalismus betannt jei.
Miglaud müsse deu Deutscheu dieselben Eesühle für die nationale
»inheit zubilligeu, von denen es jelber ersüllt ist. Der liberale
! >-«tar" jagt. datz dteses Dokument deu Höhepunkt des Skan-
« als darftelle, als den man die ganze Bewegnng Dortens bezeich-
M« müsse. Das Dokument selber sei eiu Beweis dasür, datz die
^ewohner des Rheinlanbes, obgleich sie antipreutzisch seien, boch
KUriotijche Deutjche ftnd nnd datz sie keinerlei Neigung für eine
^egieruugssorm empfindeu, die fte von dem Wohlwollen der fran-
Affcheu Eönner abhängig machen würde. „Diejer Dorten i st
Aichts anderes ats ein gemeiner Verräter seines
randes, der Vertraute der französischen Militärbehörde, der
^ttpfänger sranzösijchen Geldes. Was sür eine jchmutzige Rolle
pielen da die Franzojen, die „grotze Nation", indem fie
Berrat anstiften, zum gemeinsten Vervrechen unter der Sonne.
Verrat, der eine jotche Rolle auch gegenüber den Alliierten
.VNschlägt, ift zu offenjichtiich, als datz man näher Larüber
^ jprechen braucht. Frankreich hat uns au die Ansicht gewöhnt, datz
R der Meinige Richter üver das Schicksal Deutschlands ist. ohne die
^rpslichtung, sich um die andern Nationen zu kümmern, die ihm in
!?Uer Not zu Htlse kamen. DieseEnthüllungen rönnen jedoch
Astrn vorübergehen, ohne vou den Alliierten kommentiert zu werden.
?>« sollten die Hand des Herrn Baldwin stärkeu.
einem Auaenblick. da die sranzüsischen Rovalisten eine neue

8

o Eine so scharfe Sprache gegenuber Frankreich ist Mlf englischer
^rt« auch bll den Organen der Oppositiou jeit langer Zeit nicht
achtet worden. Das Dementl der franzüsischen Regierung macht
^ natürlich nicht den geringsten Emdruck und verstärkt nur die
..7.derzeugung von der E e fä hrl t ch ke i t der franzöjischen
st? trigen. Auf der anderen Seite tst es beachtenswert, datz die
^alen Londoner Blätter auch bel dieser Eelegenheit wieder die
ästlleblichen preutzenseindlichen Eefuhle der Rheinländer unter-
^'chen. Jn einigen Blüttern, jo z. B. ,n den ,Dailv News", werdea
»7. sranzüslfchen Reparationsbestrebnngen ausdrucklich den berechtigteu
bj^vnomiewünschen des Rheiniandes gegenubergestellt. Man erkennt
den Einflutz der bekannten Völkerbundspläne wieder,
Leuen der englitLe Liberalisnuls das Meinland Leaiücken will.

Vlellekcht sindet sich ein Mittel, um die engkischen Liberalen darüber
aufzuklären, datz sie sich auch in dieser Hinftcht in einem Jrrtum
bes'.nden.

Zrankreich wartet.

BerschSrfter Drnck Leschleunigt de» ZusammenLrnch.

Vou unserem ll-Kor respondenten.

Paris, 26. Juni.

Die assiziüsen französischen Zei-tungen er-klüren es sür unrichtig,
datz durch d-ie bisherigen llnterredungen der Eedankeimustausch
zwischen Paris und London in der Ruhr- und Neparations-
srag-e ein-en Fortschritt gezeitigt HLtte. Jn Paris wird behauptet,
datz man noch immer das Ende der belgischen Minifter-
krise abwarten müsse, um England auf seine Lestimmten Fragen
Lestimmte Antworten zu erteilen. Poincarb scheint übrigens
von den Mittei.lu.ngen, wie sie ihm Lord Lrewe macht«, wenig
Lefriadigt gewLsen zu sein, weil er besottders über di« Vedingungen
der Aufgaüe des pasiiven Widerstandes nicht die ihm gut erscheinenLe
Antwort erha-lten tonn-te. Durchaus ungewig ist es, od man zu
irgendwelch-en müttdlichen Besprechungen entwcder zwischen Frank-
reich und England allein oder unter Hmzuzi-eyung der übrigen
Alliierten gel-angen kann; dasTerrainwirdnoch immer
sondiert, und vorläusig ist noch nicht ab.zusehen, wie irgenü
e-in Ei-nvernehmen erreicht wer-den konnte.

Das .^zournal" macht eiue sehr bemerkenswerte Mitteilung, datz
nämlich Frankreich volles Vertrauen in die Ber-
nunft und Eerechtigkeit des belgischen Volkes
setze. Dieser Satz kann nur so verständlich werden, dag dieses Ber-
trauen eine Zeitlang geschwunden war und dag es vieüeicht infolge
eiwer Mitt-eilung von Brüssel, die übrigens nicht bekannt wurde,
wi-ederum gestärkt worden ist. Das „Zournal" behauptet weiter —
und dies ist ein wutzerordentlich wichtiges Eingeständnis —, datz
Frankreichsich Zeit lasseu müsse, zumal dieje nicht ver-
loren ssi. Die Druckmittel, die im Ruhrgebiet ange-
wendet würden, könnten den Znsammenbruch
Deutschlands Leschleunigen. Die Früch-t« reisen! Das
Blatt erklärt es für unrichtig, datz iraendeine Zusammenkunft zwijchen
PoincarS uud Baldwin in Ansstcht stände.

Sie Mderlage des poincariSMS.

Die Kammeruachwahl i« VordergrunL des politischen Znterefies.

Vo« nnserem L-Korrespondente«.

Parie, 25. Znni.

Lrotzdem das ErgeLnis der Nachwahl im Departement
Seine et Oise, wie gemeldet, keineswegs ekdgültig feststeht,
sondern eine Stichwahl fiir den 8. Juli angesetzt ist, Leschäftigt es doch
nach wie vor die hiesige Presse sehr stark und wird von der gejamten
Oppojition als eine höchst bezeichnende Niedcrlage des
Poincarismus und des von ihm geleiteteu Bloc national
angejehen. Das Ergebnis ift, wie jetzt seststeht, kurz solgendes: 50 000
Stimmen des Bloc national gegen insgejamt 166 000 Stimmen der
Oppojition. Dieses Ergebnis ist daher, so jchreibt das „Journal des
Debars", rund heraus gesagt, schlecht, jchlecht ftir Las Departement,
fiir das Ministerium und für die Zukunft jeiner Politik. Die politische
Konsusion hat ihren Höhepunkt erreicht, meint heute Ler
„Eclair". Die Niederlage der Politik Poincarss ist eine Niederlage
der Jdeen, Lie nach 1019 triumphierten, so liest man im „Echo
national". Kurz: die gesamte heutige Morgenprefie rückt diese Wahl-
ergebnifie iu den Vordergrunv alles Jnterejses. Nach
erfolgter Stichwahl wird darüber im einzelnen noch einiges zu
jageu jein,

Sie migelöste belgische Krlse.

Pesstwisttschc Stimmnng über die Lösuug der Kabinettskris«.

Bon uujerem tt-Korrejpondenten.

Paris, 26. Juni.

Entgegen der allgemeinen Erwartung sand die belgijche
Miuisterkrise auch gestern keine Lüsung. Die Stim-
mung ist neuerdings pesjimistijch geworden. Eiue Annäherung
zwischeu den Partejen in der Frage Ler Eenter llniversttät voll-
zog sich nicht. Die Vlamiganten erklärten, datz ste keine neuen Zu-
gejtänduisse machen könnten, und die Liberalen Lehaupten, Latz sie
von ihrer Formel bezüglich der Zweisprachigkeit der llniversttät
nicht aügehen könnten. Theunis hatte gestern neuerlich zahl-
reiche Bejprechungen, die aber erfolglos verliefen. Zn der
llmgebung des früheren Ministerpräjidenten wird erklärt. dag man
in der letzten Woche auch nicht einen Schritt weiter gekommen sei.
Uuter diesen Vedingungen sei Theunis entjchlossen, nych bis morgen
Mittwoch zu warten. Sollte er Lis dahin das Kabinett
nicht zustandebringen, würde er eudgültig aus
dessen Bildung verzichten. — Solche Erklärungen gab
Thennis während der jetzt zwölf Tage dauernden Ministerkrtsis
üdrigens wiederholt ab; dennoch setzte er seine Versnche, das Äabi-
nett zu Lilden, immer wieder sort. Behauptet wird ueuerlich, datz,
wenn Theunis kein Kabinett znstandebringen künnte, die
Kcunmer aufgelüst werden würde.

Dammernde ErkennLnis.

NemYorr, 25. Juui. Der Kriegskorvespondent Will Zrwin
brandmartt in einem zweispaltigen Aussatz in der „World" aus Erund
von persönlichen Nachsorschungeu zahlreiche Darstellungen an-
geblicher deutscher Grausamkeiten im Landkrieg als
salsch. Er schreibt, vier Zahre lang habe er vergeblich versucht,
einen authentischen Fall von abgehackten Kinderhänden festzustellen.
Jrwins Aussührungen stnd eine indirekte Ergänzung der von Ad-
mrral Sims kürzlich veröffentlichtcn Kritik an den Schilderungen
über die oon deutschen i/-Looteu angeblich begangenen Erau-
jauüelte»

Irankreich ans dem Kn'egspsad.

Trotz aller gegenteiligen Dechch-evungen stnd die Fvanzosen houte
wie je das k r ie g e r i s ch ft e Volk Europas. S-te ftellen dte
gloiro, de« Kriegsruhm über jeden anüeven nationalcn Erfolg.
Si« wollen herrschen und stnd bereit, ja ste sinden es sogar setbst-
oevstäno-lich, für diesen Zweck alle Mitt-el, einschlietzlich der Bajoneit«,
anzuwenden. Es ist charakteristisch für diesen Geist, datz während des
Krieges die blutigste und persönlichste Waffe, Las Bajonett, urtt
einem Schmeichetwort .Fkosalie" bcnannt wu-vde und ihr in das
Fleisch des deutschen Eegners schneidender Stahk in unzähligen
Hymnen besunzen wurde. Wie unjchuldig war im Erund« dagegew
Ler ganz auf Zweckmätzigteit und nllchterne Kraftausnutzuttg ge-
stellte sogenannt« preutzischle Militarismus. Wie jedes Heer, wollte
auch Las preutzische im Kriege neu« Lovbeeren erringen, es war und
blieb aber während der ganzen Eeschichte im Evunde stets dem
Landwehrgedanken treu. Es war der Wall von Männer-
lerbern um das ohne natürliche Erenzen lebende, rings von Feinden
eingekefielte Preutzen. Di-e hierzu getroffenen, durch Jahrhunderte
bewährten Einrichtungen hatten wohl Schattenseiten, aber sie
waren das einzige Mittel, um die Evhaltung der deutschen EroH.
machtstellung lange Zeiten hinüurch zu ermüglichen. Der preutzische
Militarismus war aus Notwehr geboren, und der bis zur Vol-
lendung cntwickelte Angriffsgeist der deutschen Heere entstand aus
dem Eesiihl der ständ-igen Bedrohung duvch zahlenmätzig überlegene
Feinde, mit denen man stch, auf anüere Weise fertig zu wevden, nicht
getraute. Die Deutschen konnten nie mit de-m Rücken gedeckt fechten.
Deutschland hatte keine Pyrenäen und keine Vogesen. Es
hatte immer Feinde ringsum, und wenn es sich im Da-
seinskampj behaupten wollte, dann hietz es immer, den Stier
an den Hörnern zu packen, und daher hietz es auch bei den Preuhen,
„dvauf wie Blücher!"

Preußens Fühver haben von jeher den ungeheneren poli-
tischen Fehler begangen, datz st« diefen als Notwehr emt.
standenen Angriffsg-eist niemals als Notwehr Lezeichneten und ihn
ni-cht mtt Redensarten bemäntelten. Die Franz.osen waren viel
klü s". Zhr Militarismus war keine Notwehr. Lr gedieh
als veiner militärischer Angrifssgeist, als Werkzeug für Troberungen,
als Machtmittel sür Landeserwerb zur Bereicherung, aus Eitelkett
und aus Ruhmfucht. Frantreich unternahm seine Kriege nichl mit
Lem Lhoral von Leuthen, nicht mit dem niederländischen Dankgebetz
mcht niit Herzklopfen uttd dem Gefühl, datz wieder einmal das
Dasein des Landes auf dem S-pi-ol stand, sondern mit wildem
Jubel. Trommeln wivbelten, Fahnen und Fedäckiische wehten und
die Truppen marschisrten. Der Franzosenoffizier der Geschlchte war
nicht der arm«, jeinen Ko-Hl bauende Lanüjunker, der bei deu
Pveutzen Dienst tat, sondern ein eleganter Haudegen, der „tioupisr",
der Typ des europäischeu Soldaten schlechtweg. Bei alledem stanL
die politische Kultur in Frankreich weit höher, niemals wurd«
von sranzöstschen Polittkern ivzend eine Angri-ffsabstcht zugestandew
Man bereitete jeden Angrifsskrieg mit den Ver.
sicherungen der unbedingtesten Friedfertigkeii
vor. Alle Beherrscher der Franzosen, ihre grötzten Kriegshelde«!
trieften immer von FrieLensliebe. Der erste wie der dritte N a«
poleon hwben eigentlich immer nur wegen des Fviedeusschtufiez
Krieg geführt. Der erste Napoleon, der nicht nur em grotzer Feld,
hwn, sondern ern noch grötzerer Komödiant war, jammerte ge-
radezu darübsr, datz man ihm keine Ruhe lietz und datz er bloß
we-gen der Kriegslust se-iner Nachbarn m-it seinen armen verbetzteli
Soldaten vou Laütx LisMoskau ununterbrochen zwauzig Jah»
lang hatte Schlachten schlagen müffen (!!!). Er konnte memals ze
einE richtigen Frieden kommen, meil m<rn so töricht wcrr, s-eme«
Soldaten nicht das letzte Hemd zu ge-ben. Der dr -i tte N a p o l e on
verkündete auch pathetisch, Las dvitte Kaiserreich bringe de«
Frieden, und dann ging die Schietzevei umg-ehend los. A-natol*
France, der grützte lebende Dichter Frankreichs, llagt« -jchon vos
Jahren: warum kann Frankreich nicht ruhig in seinem schöneij
Earten bletben? Warum verzettelt es seine Kräfte m kriegerische»
Abenteuern, gliedert stch ri-esenhafte Kolonie« an, in denen doch st
gut wie kein« Franzosen wohnen werden, da ja Frankreich nicht e-m,
mal g-enug Menschen für die eigne Erde habe? Die Anatole Franc«
find in Frankreich weihe Raben, und di« Poincaräs in de,
Mehrzahl. Dieser kriegerischste Mnisterprästdent in der neueste«
Eeschichte Frankreichs schreit dauernd dre Beteuerunge,
serner Friedlichkeit m di« Welt. Frankreich kompft

für den Frieden, rüstet für den Frieden «nd schietzs

im Ruhrgebiet auf wafsenlose Arbeiter nnr fu,
den Frieden. Für einen Frieden, wie ihn der vierze-hnt«
Ludwig uud der erste Napoleon auch gerne geschlofien hatten
Für einsn Frieden, der die tzranzosen satt macht, soweit das b«
i-hrer Unevsättlich-keit möglich ist, sie mit Geld und Ruhm und Ev,

oberungen vollstopft-und der die Deutschen vochungern unL

verkommen lätzt. Poincarö hat vor 1914 den Kvieg gewollt, unj
er will ihn heute wieder. Niemand soll stch durch die Redensarbe«
der franzö-stschen Propaganda, innechal-b und autzevhalb Deutschlands
dumm machen lafien. Frankreich versucht duivch seine Provokationsl
polttik gegen d-ie Rchrarbei-ter die Deutsche-n zu Unbesonnenheites
zu vevanlafien. Es will und braucht einen Kriegsgrund. Mav
soll sich doch klarmachen. welch ungcheuver Vorteil es stir Fraakrelq
heute wäre, wenn es eineu einlouchtenden Vowwattd sür eine Kvregs»
evkläruna HLtte. Fvankreich weitz, datz diesma-l umgekehrt wie irv
Kriege. die Zeit sür Deutschland arbeitet. Der Versarllei
Vertrag wird mchr und mchr zu einer g-eschichtlrchen E p r sode,
seine lmausführbaren Bestimmungen werden mit dem Aufhöven dee
letzten Restes der Kriegspsychos« mehr und mehr unbegretfliq
werden. Man wivd Lberall in der Welt nicht mehr verstchen, wi«
man dazu kommt. einem gvoßen Kultuvvolke derartige Sklaoenketteri
anzulegen. Die heute schon mehr alu Lruchige, aber immor noch
geg-enüber Deutschland eine Realität bedeutende Kriegse-ntente wivz
dann ganz zerfallen se-in. Deutschland wird von dev emen odch
anderen Nation als Vundesgenofie gesucht wevden. Dann wivd auch
der Unsmn klar werden, datz ein vevhältnismätzig klsines Volk wu
die Fvanzosen, k-rast einer -hm geschulret-en Eeldsumme, die Hsrv
schaft über ganz Europa Leanspvuchen kann. D-iese Eefah,
iennt Frankreich. Deshalb rst ihm sogar der Versaillcr Ber»
traa. der Deutschland immer noch eine Daiseinsberechtigung zw«
nicht verschafste aber doch dem Buchstaben nach gewahrte, noch mÄ
zn güuftiü. Deshatd sahtt Franlreich damit sort, durch setm
 
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