Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

DOI issue:
Heft 1/2
DOI article:
Schaefer, Karl: Stockelsdorfer Fayencen
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0040

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext


STOCKELSDORFER FAYENCEN

Äbb. 7. Tintenzeug, gelb und purpurviolett ftaffiert
mit bunter Blumenmalerei. Stockelsdorf um 1775.
Mufeum Lübeck.
Erfindung und technifch vollendeten Ausfüh-
rung des Aufbaus [ich glücklich vereinigt mit
der Farbenfchönheit der Buchwald-Leihamer,
laffen fidi noch drei weitere Werke aus Lü-
becker Befitj anführen, von denen zwei frei-
lich verfchollen und nur noch in den hier
abgebildeten, wenig glücklichen Zeichnungen
erhalten find. Der eine, 1882 angeblich nach
Paris verkauft, in ausgefprochenen, vom
Zeichner mißverftandenen Rokokoformen und
bekrönt mit einer freiplaftifchen Puttengeftalt,
trug die Bezeichnung: Stockelsdorf 1776 B.
Direkt. A. fecit. Der andere, in feinem Pyra-
midenaufbau und in den Gefimfen fo gerad-
linig im Sinne der Zopfzeit entworfen, daß
wir ihn kaum vor 1780 anfe^en dürfen, ift
1888 durch den Altertumshändler Auerbach
aus Lübeck verkauft worden; er trug die
Bezeichnung: Stockelsdorf, Buchwaldt Dir.
et fec. ohne Angabe des Entftehungsjahres
(Abb. 3 u. 4). Der dritte endlich fteht noch
heute in Lübeck an alter Stelle in einem statt-
lichen Landhaus vor dem Tore (Abb.5). Sein
Bau, wiederum aus hohem Sockel mit einer
bekrönenden mächtigen Vafe beftehend, er-

Zeitgenoffen wie uns heute der durch
keine Schwierigkeiten der Technik be-
hinderte Farbenreichtum diefer Male-
rei ein Gegenftand der Bewunderung
gewefen fein: Das hell leuchtende
Blaugrün dient zur Staffierung der
Kanten und Gefimfe; in fchweres
Dottergelb ift das Mäanderband, der
Rand des Tamburins und die Umrah-
mung der kleinen Gemälde am Sockel
gefaßt. Grüne Blätter und violette
Blüten zeigen die Blumenzweige;
blau und grün marmoriert find die
Sockelgefimfe. Purpurrot in abge-
ftufter Stärke kommt endlich befon-
ders in dem Gemälde von Cäfars
Ermordung zu den vorher genann-
ten Farben hinzu, und erweckt den
Eindruck, als gäbe es für diefe Pa-
lette keine Grenzen.
Diefem originellen Meifterftück, in
dem Graffs Kunftfertigkeit in der

Äbb. 8. Kleiner Lavendelkrug mit bunter
Blumenmalerei. Stod^elsdorf um 1775.
Mufeum Ltibedn

20
 
Annotationen