Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

DOI Heft:
Heft 22
DOI Artikel:
Von Künstlern und Gelehrten
DOI Artikel:
Neue Graphik und Liebhaberbücher
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0781

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Neue Graphik und Liebfyaberbücljer

fiftifcßen Richtung in Frankreich, Kunftfreund und
Sammler, ift neuerdings zum Generaldirektor des
Louvre ernannt worden.
Dr. Colombe ift zum Konfervator des Papft-
palaftes in Ävignon ernannt worden.
Stuttgart
Eine Gruppe junger expreffioniftifcß fcßaffender
Künftler hat [ich hier kürzlich unter dem Namen
„Uecßtgruppe“ zufammengefehloffen, mit dem
befonderen 3iel, fortan gemeinfam auszuftellen.
Äls Mitglieder werden genannt: Hilly Bau-
meifter, Gottfried Graf, Edmund D. Einziger,
HlbertMüller, Oskar Schlemmer und Fjans Spiegel.
Neue Graphik
und Liebhaberbücher
Neue Liebljaberdrucke
Man hört doch immer wieder von wunder-
lichen Dingen. Da liegen unter den Schäden der
Münchner Graphifdjten Staatsfammlung 61 3eich-
nungen Leonhard Bramers, des 3ßitgenoffen
und Landsmannes Rembrandts, glänzende im-
preffioniftifche Illuftrationen von erftaunlicher
Sicherheit und wirkungsvoller Äusdruckskraft
zu einem Hauptwerke eines der geiftreichften
Scßriftfteller und fohneidigften Satiriker der fpa-
nifchen Literatur, zu den „Suenos y discursos“
des Don Francisco deQuevedo yVillegas,
liegen da feit einem Jahrhundert, nur von we-
nigen Kunfthiftorikern betrachtet, ungenutzt, wie
fchon Jahrhunderte fie ungenutzt ließen für die
vielen Überfettungen in alle gebildeten Sprachen,
die das weltberühmte öüerk des Spaniers er-
fahren hat! Da muß erft der (Ueltkrieg mit
feiner Fliegergefahr auch für München kommen,
Schul}, der koftbarften Güter fordern und auf
diefe Heife die Äufmerkfamkeit auf diefes Herk
eines ganz ftarken Künftlers lenken! Der Kon-
fervator der Sammlungen, Prof. Dr. Ernft Hilly
Bredt, wird von den 3ßichnungen gepackt,
empfindet die bisherigen Übertragungen Que-
vedos als veraltet, gewinnt in Curt Moreck
den modernen Umdicßter und findet den Verlag
Hugo Schmidt in München bereit, diefe geift-
fprühende Satire des Spaniers auf die Sitten-
verderbnis feiner Seit in der neuen Form unter
dem Eitel „QuevedosöüunderlicbeCräume“
mit den als Licktdrucke originalgetreu verviel-
fältigten 3ßiehuungen Bramers zu einer monu-
mentalen Äusgabe in 500 Exemplaren zu ver-
einen. Dem fchönen, in fchwarzes Leder ge-
bundenen Quartband find des Dichters Bruftbild
von Velasquez und ein radiertes Selbftbildnis

des 3sichners beigegeben, und Bredt fmt aus-
gezeichnete Biographien und Charakteriftiken
beider Künftler in knappen, aber fieberen 3ügen
angefügt. Bramer, den die Kunftgefchichte bis-
her nur gelegentlich in einem Nebenfaße er-
wähnte, fteht nun als eine Geftalt mit Fleifch
und Blut vor uns. Und wem Quevedo, diefer
wahre Proteus literarifcher Vielfeitigkeit und
Handlungsfähigkeit, bisher nur ein Name war,
der kann nun den Hit,, die Verftandesfchärfe
und die Phantafie auf [ich wirken laffen, mit
denen diefer gefunde Lacher und Richter in
feinen „Cräumen“ den bunten Markt der Ulelt
betrachtet. Eine feltene geiftige Verwandtfcßaft
von Dichter und Illuftrator! Der Verlag hat [ich
mit diefer Veröffentlichung, die in der Cat eine
Huldigung zweier kongenialer Großen verfeßie-
dener Raffe bedeutet, unbeftreitbar ein großes
Verdienft erworben.
Es fei bei diefer Gelegenheit auf ein fchon
im vergangenen Jahre erfeßienenes, gleich groß-
zügiges und ftofflicß verwandtes Unternehmen
desfelben Verlages Hugo Schmidt in Mün-
chen ßingewiefen, auf die einmalige Liebhaber-
ausgabe der „Capricßos von Goya“, der be-
rühmten radierten Folge des großen fpanifeßen
Graphikers, der mit diefem fatirifeßen Herk, „dem
Buch oßne Bucßftaben, das wie der Don Quixote
als Niederfcßlag der ein 3eitalter bewegenden
Ideen in der (Ueltliteratur nicht feinesgleicßen
ßat“, unmittelbar neben Quevedo fteht. Valerian
von Loga, der befte Goya-Kenner, ßat die
Äusgabe noch vor feinem Code beforgt, und
der Verlag ßat auch fie muftergültig ausgeftattet.
Vorlage war die erfte feltene Äusgabe von 1803
in der Münchner Grapßifcßen Sammlung, um
drei feltene Blätter vermehrt. Die Nachbildung
der 83 Blätter in Lichtdruck auf beftem ßand-
gefeßöpftem Büttenpapier ift ganz hervorragend
und gibt das Conige der Äquatinta der Originale
wundervoll wieder, fo daß uns ein künftlerifcßer
Genuß vermittelt wird, wie ißn die Erftausgabe
kaum vollkommener bereiten kann. Äucß diefes
Buch ßat einen vornehmen feßwarzen Hand~
lederband von Julius Ha9er m Leipzig erhalten,
und fo ift eine buchtecßnifcße Leiftung erften
Ranges entftanden.
Eine prächtige Gabe ßat der Verlag Paul
Caffirer in Berlin zum 70. Geburtstage Max
Liebermanns erfeßeinen laffen: „Max Lieber-
mann zu Haufe“ von Julius Elias, mit
2 Originalradierungen und 68 Familienzeicß-
nungen des Künftlers in Fakfimiledruck, die bis-
her nießt veröffentlicht waren. Das Buch foll,
wie Elias fagt, eine Ärt zufälliger Selbftbiograpßie
fein, auf Grund zeießnerifeßer CUerte, umfaffend

747
 
Annotationen