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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 10
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Ausstellungen
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Von Künstlern und Gelehrten
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Ausheilungen

Von Künftlern und Gelehrten

Bei Fjalm & Goldmann, I. Opernring 17,
ift zur Feier [eines 60. Geburtstages eine Sonder-
ausftellung des Malers und Radierers Ludwig
Micfjalek zu [eben, die einen guten Überblick
über die Entwicklung und das tecbni[cbe Können
die[es Ältmei[ters der Radierung bietet. MicFja-
lek i[t 1859 in Eemesvar in Ungarn geboren —
ein Bild [einer alten Mutter in nationaler länd-
licher Eracht i[t unter dem Husge[tellten. Än
der Realfcfmle, die er in Brünn ab[olviert, bat
er Jo[ef Roller zum 3eicbenlebrer, den Verfaffer
der nocb immer beute be[ten Schrift über die
Eecfmik der Radierung, die er[t neulich von [ei-
nem Sohne, dem Direktor der dliener Kunft-
gewerbe[chule und bekannten Schöpfer vor-
bildlicher Äusftattungen vor allem der Fjofära-
rifchen Eheater, feinerzeit unter Guftav Mahler
nicht minder als eben jeßt, Hlfred Roller neu
herausgegeben wurde. Bald [teilte Micbalek
[eine Kunft in den Dien[t der archäologi[chen
For[cbung und [ticht einiges für wiffenfcbaftlicbe
Publikationen. Kurz darauf erhält er Aufträge,
Gemälde des dliener kunfthiftorifchjen Mufeums
zu [techen (Die Beweinung Chrifti von Andrea
del Sarto ift davon als Probe ausgeftellt) und
allmählich wendet er [ich [einer Fjauptlebens-
arbeit, Darftellungen menfcblicber Arbeit an tech-
nifchen Aufgaben zu. (Am bekannteren ift [ein
Bau der Ifonzobrücke geworden.) Diefes Ehema
hat er auch wiederholt zum Gegenftand von
intereffanten Lichtbildervorträgen gemacht. Da-
zwifchen arbeitete er — wohl auch durch den
künftlerifchen Beruf [einer Gattin veranlaßt —
zahlreiche Mufikerbildniffe. Eine [einer leßten
vortrefflichen Arbeiten ift eine Porträtradierung
Frau Ebner-Efchenbachs. G. dl.

Die „3eitkunft“, I. Mayfedergaffe 2, bringt
eine Sonderausftellung Uriel Birnbaums, eines
tief religiöfen Graphikers, dem die Ausübung
feiner Kunft Berufung Gottes ift. Seine eigen-
artigen Blätter haben feinerzeit vor zwei Jahren,
als [ie bei Füller zum erftenmal zur Ausftellung
kamen, Peter Altenberg zu begeifterter Aner-
kennung veranlaßt uud verfehlen auch heute
nicht ihre dlirkung auf die Befucber. Biblifcbe
Ehernen, Eotentänze, pbantaftifcbe Eräumereien
und in Demut als „dleg zu Gott“ aufgefaßte
leidensvolle Kriegserlebniffe find der Inhalt der
mehr als 300 Blatt umfaffenden Ausftellung.
G. 01.

Von Künftlern und
Gelehrten
IJermann Fjelmer f
Am 2. April ftarb der bekannte dliener Eheater-
bauer und Architekt Oberbaurat Fjermann
Fjelmer im 70. Lebensjahr. Er war am 18. Juli
1848 in Fjarrburg geboren worden, [tudierte in
dlien und trat in das Baubüro von Ferdinand
Fellner fenior ein. Mit deffen Sohne zufammen
bildete er die Baufirma Fellner & Fjelmer und
entwickelte eine unglaublich ausgebreitete Bau-
tätigkeit. An Cheatern [tammen von diefer (Unter-
nehmung zufammen mehr als 60 in aller dielt,
[o in dlien das Stadttheater, das Deutfche Volks-
theater und das Raimundtheater, ferner folche
in Budapeft, Fiume, Preßburg, Baden, Klagen-
furt, Eefchen, dliesbaden, Fjamburg, Darmftadt,
Sophia, Agram, das Deutfche Eheater in Prag,
Brünn, Czernowiß, Odeffa, Reichenberg, Szege-
din, Eemeswar, dlarasdin, 3nrich und Salzburg.
In 3ürich ift auch [eine neue Eonhalle ihrer Akuftik
wegen berühmt. Auch viele, befonders dliener
Palais, einige Scblöffer, Ratßäufer, die Agramer
Kunfthalle und Eskomptebank, ferner viele Fili-
alen der Öfterreichifchen-öngarifchen Bank, fo
die in Lemberg, Bieliß, Arad, Olmüß, Mährifch-
Oftrau find von diefer Firma. Das leßte größere
dlerk derfelben war der Bau des dliener Kon-
zertßaufes und der Mufikakademie. dläßrend
des Krieges ftarb bereits der eine Eeilßaber
Fellner, aber unter Fjelmer allein konnte der
herrfcßenden Verhältniffe im Baufache wegen
keine größere Arbeit mehr zuftande kommen.
Alois IJ. Sdjram f
Am 8. April ftarb in dlien im 55.Lebensjahr Maler
Profeffor Alois Fjans Schram. Er hatte feine
Studien an der dliener Akademie unter Makart
und Erenkwald gemacht und machte [ich nach
vielfachen Studienreifen als Fjiftorien-, Genre-
und Portätmaler feinen Namen. Mit Profeffor
Lebiedzki zufammen arbeitete er am dliener
Parlamentsgebäude an den Schmuckfriefen und
war zuleßt noch an Decken- und dlandmalereien
in der neuen Fjoftmrg beteiligt, dliederholt Fun-
tionär der dliener Künftlergenoffenfchaft, war
ihm die große goldene und große filberne Staats-
medaille, fowie die Erzherzog Karl Ludwig-
Medaille verliehen worden. G. dl.
Greifswald
Dr. Max Semrau, außerordentlicher Profeffor
für mittlere und neuere Kunftgefcßichte und Vor-
fteher der kunftgefchichtlichen Sammlungen in

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