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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 5/6
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0163

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Sammlungen

Äusftellungen

und es [md auch Stimmen laut geworden, die
hinfichtlich der Erhaltung zahlreicher älterer
Gemälde ftarke Bedenken geäußert und der Re-
gierung heftige Vorwürfe nicht erfpart haben.
Qm fo gefpannter ift die franzöfifcße Öffentlich-
keit auf die Calfachen felbft, wobei allerdings
dem Louvre das eine zugute kommt, daß er
wahrfcßeinlich mufeumstecßnifch vollkommen
neu erfteßen wird. So hat die deutfdße Gefahr
aus der Not eineCugend gemacht, die fich vor-
ausfichtlich aud) auf den anderen Gebieten der
offiziellen Kunftpßege in Frankreich bald prak-
tifch erweifen wird. Bisher find im Louvre nur
die älteren Abteilungen, wie die affyyrifche Samm-
lung, die Antiken und einige Säle mit Keramiken
und Bronzen geöffnet.
3 ü r i d)
Das Kunftgewerbemufeum der Stadt
3ürich hat kürzlich als Schenkung des Fjerrn
Dr. Imhoof-Blumer (ödinterthur) eine ausgezeich-
nete Sammlung malaiifcher Batik erhalten,
die jeßt in einer umfaffenden Äusftellung der
Öffentlichkeit vorgeführt wird. Die Sammlung
hat für die Schweizer Induftrie deshalb befon-
deren liiert, weil die Glarner 3eugdruckereien
längft die Nachahmung echter Batik als Export-
artikel ihrer Induftrie aufgenommen haben. So
hat man auch in diefer Äusftellung nicht ver-
fäumt, durch eine intereffante Gegenüberftellung
der echten Batik und der gedruckten Nach-
ahmung die Qualitätsunterfchiede anfchaulicß
zu machen.
Äusftellungen
Äusftellung von Mofaiken
In einer rationaliftifchen 3ßit wurde auch das
Mofaik zu einer „Cechnik“. Cechnifche Schwierig-
keiten find aber dazu da, überwunden zu werden.
Sieht man Mofaiken, wie etwa Schapers mo-
numentale Köpfe, jeßt in der wichtigen Mofaiken-
ausftellung bei Friß Gurlitt in Berlin, die
feßr fchöne Kopien altcßriftlicher Mofaiken aus
Rom, Neapel, Ravenna, ausgeführt durch die
Arbeiter der „Vereinigten Güerkftätten für
Mofaik und Glasmalerei Puhl & Olagner
und Gottfried Reinersdorf, Berlin-Crep-
tow“, enthält, fo fieht man wohl langweilige
Idealköpfe, aber nichts von Mofaik! Aber das,
was Schaper offenbar für das Genierliche am
Mofaik hielt, die Fugen, die Kanten, die Nähte,
das eben ift ja das Schöne, das Koftbare am
Mofaik! — Das Mofaik ift keine Cechnik, fon-
dern eine Kunft. Seine technifcßen Schwierig-

keiten exiftieren nur in der Einbildung des
Nichtkünftlers. Es kommt abfolut nicht darauf
an, natürlich zu erfcheinen. Die Fügung der
einzelnen Glasfteine nach ihrer eigenen Schön-
heit zu einem klingend-vielfarbigen Bilde ift die
Aufgabe. Kein Steinchen follte verloren gehen,
jedes follte fichtbar bleiben und an feinem Plaße
ftraßlend leuchten. — Die Mofaikkunft ift von
einer wundervollen Primitivität, ja, fie ift eine
ausgefprocßene Spielerei, weil derMenfch nicht
daran denkt, fein 3iel, das Bild, auf dem tech-
nifcß einfachften, fchnellften öüege zu erreichen
— durch das Malen etwa, das breit über die
Flächen im Gegenfinne hinftreicßt, fondern von
etwas ganz Fremdem ausgeht, von den fchönen,
als Einzelding fcßon fo köftlicßen Glasfteinen,
wie ein Kind. Das Cufchen mit dem Pinfel mag
fcßön fein in einem Buche, auf einer Papierrolle,
aber nicht an der öüand. Aus der CQand her-
aus, ihre harte, fteinerne Schichtung fortführend,
entfteht in einer Art von Mauern das Mofaik-
bild. Die Malerei auf der Uland hat faft
etwas Schmierendes gegenüber dem fauberen,
ftrengen Verfahren des Mofaiziften, bei dem
jeder 3ug wirklich an fich etwas ift, nicht nur
im Ganzen zu fein fcheint. Dazu ift die Grund-
form des Mofaiziften — der Maler hat eigent-
lich gar keine Grundform — der darftellenden
Äbficht gar nicht adäquat, fogar ißr wider-
ftrebend. Aber in der Spannung zwifchen Mittel
und 3weck liegt wieder ein großer Vorteil des
Mofaiziften, der niemals in der Bequemlichkeit
feiner, Miitel fich gehen laffen darf; ftets bleibt
feiner Arbeit der Reiz des Spieles. Qnd eben
in der handwerklichen Lebendigkeit liegt die
Schönheit des Mofaiks begründet. Der Hand-
werker ift zugleich ein Künftler, da er ohne
Phantafie nichts leiften kann. — Freuen wir
uns, daß einige Künftler der neueften 3eit fich
wieder in einer verftändnisvollen und künftleri-
fchen Äuffaffung dem Mofaik nähern, von
einigen Architekten ermuntert. Auch bei Gurlitt
fieht man einige neue Arbeiten von Cefar
Klein, Pech ft ein, Cßorn-Prikker. Sicher-
lich geht das Mofaik, wie auch die Glasmalerei,
einer neuen Blüte entgegen, in einer Kunft, die
fich abwendet vom Rationalismus, die das große,
irrationale, phantaftifcße lüerk will, das
nicht der Illufion dient, fondern dem Sein! Die
neue Kunft ift nicht mehr fo fehr Malen, als
Bauen, und ein feines Mitbauen ift das
Mofaizieren.
Die öüunderwerke, die entftehen können aus
Eifen, Beton, Glas, Glasmofaik und Glasmalerei
dürfen wir nicht müde werden, uns immer herr-
licher in Gedanken auszumalen; niemand hat es

Der Cicerone, XI. Jahirg., beft 5/6.

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