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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 10
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Kunstpolitik
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Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0319

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Sammlungen

Faktor im Kunftleben öüiens macht. So be-
wiefen auch die bei der Diskuffion gemachten
Einwendungen eher, daß die Fragefteller für
ihre Perfon zn wenig von der jederzeit den in
(Xlien Lebenden durch ihn felbft gebotenen reichen
Gelegenheit, fiel) über feine Hrt und Denkweife
aufzuklären, genügt hatten und daß ihnen da-
her manche feiner knappen Äusdrücke unver-
ftändlid) geblieben waren, als daß fie wirkliche
Gegenfäße aufgezeigt hätten. Ihnen allen gab
Loos erfchöpfende Antworten und erft die über-
fchrittene zweite Stunde feiner Veranftaltung
erzwang notgedrungen deren Ende. Es ift zu
hoffen, daß fo viel geleiftete Vorarbeit zu einer
fo ernften und wichtigen Sache, nicht umfonft
getan wurde. G. Ul.
Sammlungen
Die Neuordnung der öffentlichen
Kunftfammlung in Bafel.
Die Gemäldegalerie im Mufeum ift während
der lebten Monate umgeftaltet und von Grund
aus neu aufgeftellt worden. Ein Einbau in der
großen alten Galerie, fowie andere Cürdispofitonen
haben der Sammlung ftattliche CHandflächen ge-
geben, auf deren hellem Hnftrich die Farben der
alten Gemälde zu lebendigftem Eindruck gelangen.
Die ümgeftaltung hat es jetjt ermöglicht, eine
zufammenpängende Galerie alter Meifter zu
fchaffen. Dabei wurde eine erneute Sichtung
auf Qualität und Eigenart des Auszuftellenden
vorgenommen nach dem Grundfaße: Nicht Vieles
aber Viel zu zeigen. Nur fo konnte jedem Bild
feine angemeffene Geltung gewährt werden.
ln der alten Galerie beginnt nun die Bilder-
reihe mit Konrad ÜLIifj, Fjans Fjolbein d. Ä. und
fpäteren Gemälden auf Goldgrund. Bei Konrad
(Hiß ift durch das 3ufammenftellen der gleich-
artigen Cafeln ein neuer und ftarker Eindruck
erzielt. Es folgt der Eingangsfaal mit den merken
fchweizerifcher Schule eines Fjans Fries, Fjans
Leu, Niklaus Manuel Deutfeh, deffen eigenartigem
„Parisurteil“ der neue Mauerton befonders zu
gute kommt. Im nächften Saal findet fich der
Fjöhepunkt der alten Bafler Sammlung: die merke
Fjans Fjolbein d. J. Manches feiner Gemälde, vor
allem der Lote Chriftus und die Orgelflügel
fteigern fich in der jetzigen Aufteilung zu er-
neuter ftarker mirkung. Bemerkenswert ift auch
die Einheitlichkeit, in der hier die fo verfchieden-
artigen, befonders auch in der äußeren Größe
ftark wechselnden merke des Meifters entgegen-
treten. Nach dem Fjolbeinfaal folgt ein Raum
mit Bildern des fpäten fechzehnten und des fieb—

zehnten Jahrhunderts, der hinüberführt zu Gruppen
etwas fpäterer Perioden und zuleßt zum Seiten-
lichtfaal mit Gemälden der Niederländer, befon-
ders aus der Sammlung Fjans Vonder-Mühll.
Eine Trennung in Nationen und Schulen ift in
diefen letzten Sälen mit Abficht nicht mehr durch-
geführt, da auf Gruppierung des künftlerifch ver-
wandten vor allem Gewicht gelegt wurde.
Der Fjandzeicfmungsfaal ift weiträumiger ge-
worden und in der Gefamtfarbe aufgehellt; in
feinen Ausftellungskäften ßnden fich zurzeit zeich-
nerifche Dokumente aus Fjans Fjolbein d. J. künft-
lerifcher Tätigkeit: Scheibenriffe, Entwürfe für
Becher, Dolchfcheiden und die vielen dekorativen
Aufgaben einer prunkvollen 3eit; in der Mitte
die Studien für untergegangene monumentale
Malereien, die von felbft zu den Gemälden der
Galerie überleiten.
Im Vorraum zum Böcklinfaal find jeijt die
fchönften Segnungen des Meifters zu fehen,
begleitet von einigen Studien feines Schülers
Albert Güelti. Der Böcklinfaal felbft ift ausfcFdieß-
lich den Gemälden Arnold Böcklins eingeräumt. Die
ftattliche Sammlung ift erneut bereichert worden
durch ein feines Selbftporträt des Malers aus
der meimarer 3eit (1861), das die eidgenöffifefte
Gottfried Keller-Stiftung unlängft erwarb und
ferner durch die Leihgabe des Bafler Kunftver-
eins: das monumentale Porträt der Frau Angela
Böcklin als Mufe. — Im Creppenhaus find Fjod-
lers Landsknecht und LüfcFjers Basler Crommler-
gruppe, ferner vier Gemälde von Fjans Sand-
reuter aufgehängt, deren ftark dekorative Hlerte
bei diefer Aufteilung glänzend zur Geltung
kommen. Die Bilder Sandreuters find ein Über-
gang von den Böcklinfresken der unteren Stock-
werke zur Galerie. J. C.
London
Die Stimmen, die auf die COiedereröffnung der
teilweife oder ganz gefchloffenen Mufeen an-
dringen, werden immer lauter. Das British
Museum war fchon im (Hinter 1915 mit Aus-
nahme der Bibliothek gefchloffen worden — aus
Sparfamkeitsgründen! Die deutfehen Luftangriffe
veranlaßten bald darauf auch die Schließung
und teilweife Enträumung der übrigen Galerien.
In der National Gallery wurden die in den Kellern
geborgenen Koftbarkeiten durch Magazinbilder
erfetjt, zwifchjen denen man einige „Perlen“, wie
Fjobbemas Allee von Middelharnis, Rembrandts
fpätes Selbftbildnis u. a., hängen ließ. In diefem
3uftand blieben hinfort einige Räume dem Publi-
kum geöffnet. In der Portrait Gallery waren
Regierungsbureaus eingerichtet worden und in
einem Flügel des Victoria and Albertmufeums

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