Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (11.1919)

Bevorfteljende Verweigerungen — Äus der Sammlerwelt

Der Kun ft markt
Bevorftet)ende Verfteigerungen
Frankfurt a. M.
Vom 7. bis 12. Juli findet eine Reihe Verwei-
gerungen bei Preftel ftatt, deren wichtigfte die
gefcfjloffene Sammlung mittelalterlicher Fjolz-
fkulpturen von (Halter Carl-Frankfurt bringt.
Diefe Sammlung, der Prof. G. Swarzenski ein
Vorwort gefchrieben hat, unterfcheidet fich von
ähnlichen durch ihren gefühlsmäßigen Charakter,
da fie nicht nach Schülern oder Meiftern, fondern
nach der Stärke und Befonderheit des Äusdrucks,
des Charakteriftifchen, zufammengebracht ift und
mit öüerken von M. Beckmann eine fehr merk-
würdige und perfönliche Einheit im Geifte ge-
bildet hat.
Hußerdem gelangt eine große Sammlung alter
und neuer Graphik, ein mannigfacher Beftand
aus einem füddeutfcpen Kunftgewerbe-Mufeum
und der Nachlaß Dr. 0. Manskopf-Frankfurt
(Kunftgewerbe ufw.) zur Verfteigerung.
P. F. Schmidt.
London
Bei Sotheby’s wird am 8.—11. Juli der leßte
Ceil der Fjuth-Bibliothek verfteigert, die Bucf>-
ftaben V—3 des Katalogs. Guter den vielen
Seltenheiten, die in diefer Sammlung Vorkommen,
dürften befonders umftritten werden ein Caxton-
Druck der Äeneide von 1490, eine Legenda
aurea des Jac. a Voragine von 1493, verfchiedene
Äusgaben des Mundus Novus von Hm. Vespucci
u. a. m.
Äus der Sammlerwelt und vom
Kunfttjandel
Die Mij. voor Beeidende Kunften
in Laren und Ämfterdam — bisher unter der
Firma Larenfcher Kunftßandel bekannt — ver-
fchickt einen intereffanten, reich illuftrierten Pro-
fpekt in deutfcher Sprache, der den (Herdegang
des verhältnismäßig jungen, aber rafch groß
gewordenen hohändifchen Fjaufes in anziehen-
der Form fchildert. Intereffenten feien auf das
Schriftchen füngewiefen.
Die „Maatfchappij“ veranftaltet regelmäßig
Verkaufsausftellungen ausländifcßer und nieder-
ländifcher Kunft. Der Gewinn wird für die Hus-
bildung junger Künftler und zum Hnkauf von
Gemälden für Mufeen verwendet. Sie ift Eigen-
tümerin von einem der fchönften alten Fjäufer
auf der „Fjeerengracfjt“, das vermutlich von Ja-
cob van Campen erbaut wurde.


(Hilf). Leibi.
Kopf eines Bauernmädchens.
Die Direktion liegt in den Fjänden von van
Fjarpen. Die Verwaltung der „Maatfchappij“
befteht aus Fj. C. Rehbock, Dr. H. Pit, Hllard
Pierfon, Mr. G. Viffering, Jhr. Hlex. van Lennep,
während die erften Künftler auf jedem Gebiet
als Ratgeber dienen.
Die Maatfchappij wird ihr bisheriges Cätig-
keitsgebiet durch Veranftaltung großer Kunft-
auktionen erweitern.
Neue Bronzeplaftik
Die Leipziger Kunftfirma und Bildnerei Brück-
ner & Kneifei hat von dem begabten Bild-
hauer Rudolph Saudek-Leipzig drei Masken
von Gerhard Fjauptmann, Hrtur Schopenhauer
und Friedrich Nie^fche anfertigen laffen, die fie
den deutfchen Kunftfreunden anbietet. Ein Pro-
fpekt mit einem Geleitwort von Dr. Karl Blanck-
Leipzig wird fowohl der künftlerifchenBedeutung
der Saudekfcfjen Hrbeiten wie auch dem hier
gemachten Verfucf) gerecht, ohne Preisgabe der
(Hertung als Original dennoch diefe Köpfe dem
Kunftmarkt in einigen Hbgüffen als Kunftobjekt
zuzuführen. Die Preife der Masken belaufen
fiep durchfcfmittlich auf M. 600.— bis M. 800.—.
Äbgüffe in getöntem Gips, die als 3immerfchmuck
befonders empfehlenswert find, koften M. 25.—.
Berlin
Huf dem Berliner Kunftmarkt ift eine beach-
tenswerte Neugründung, die Galerie van Die-
men und Co., G. m. b. 5- erfolgt. Die wiffen-
fchaftlicfje Leitung des neuen Unternehmens
liegt in den Fjänden des bisherigen Direktorial-
affiftenten am Kaifer - Friedrich - Mufeum Dr.
Eduard PliehTch. Mit dem Hnkauf der be-
rühmten Berliner Sammlung Karl v. d. Fjeydt,
die Hlerke von van Dyck, Ruysdael, Kuyp, Guardi

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