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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 16
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Sauerlandt, Max: Ein Schmuckfund aus Weißenfels vom Anfang des 14. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0543

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BEB MWSTSÄMMUEß
\bn Saminelwefen tind Krmßereigmffcn

Ein Scßmuckfund aus tüeißenfels vom Anfang
des 14. Jahrhunderts Mit 10 Abbildungen / Von MAX SAUERLANDT
Im April des Jahres 1826 gelangte der „0)üringifd)-Säd)[ifd)e Verein für Erforfchmng
des vaterländifcßen Altertums und Erhaltung feiner Denkmale“ in den Befi^ einer
Anzahl mittelalterlicher Sd)muckftücke, die „nicht lange vorher in oder bei ROeißen-
fels ausgegraben waren“. Bisher in dem „Mufeum für heimatliche Gefdnchte und N
Altertumskunde“ bewahrt, ift diefer Schmuck im Jahre 1917 bei Neubegründung diefer
Sammlung als „Provinzialmufeum für Vorgefdrjichte“ mit zahlreichen anderen, meift
mittelalterlichen Kunftgegenftänden durch Kauf in den Befit} des ftädtifchen Mufeums
für Kunft und Kunftgewerbe in FJalle a. S. übergegangen.
Es handelt fiel) um fünf Fingerringe, um Gewandfchmuck verfchiedener Art fowie
um zahlreiche größere und kleinere Bruchftücke von geftanztem oder graviertem Silber-
blech, zu denen noch ein fragmentierter Brakteat und zwei Splitter eines Bergkriftalls
hinzukommen, endlich um einen fchmalen, käftchenförmigen Silberftreifen von nicht
ganz ficherer 3weckbeftimmung mit gegoffenen und gravierten Verzierungen. 3wei
zufammen mit diefen Schmuckfachen überlieferte Spiralgewinde aus Golddraht fcheiden
als vorgefchichtlicher Fingerfchmuck für uns aus. Sie find im Befii} des Provinzial-
mufeums für Vorgefchichte in Fjalle a. S. verblieben.
Leider ift über die näheren ömftände des Fundes fo wenig bekannt, wie über die
Fundftelle. ülir bleiben für die Beurteilung auf die Fundftücke felbft angewiefen, deren
Befchreibung hier folgt.1
1. Silberner Fingerring mit außen abgerundetem, 4—5 mm breitem Reifen für
einen ftarken Finger. Auf den gefcßloffenen Reifen ift ein Prager Grofcßen König
(Ilenzel II. (1278 — 1305) von wohlerhaltenem Gepräge als Schmuckftück aufgelötet.
Die Löwenfeite mit der ömfchrift * f * 0ROSSI : PRJI0£n$6$ erfcheint auf der
Oberfeite, auf der önterfeite ift um die verlötete Krone die Doppelring-Umfchrift
t oien^ezcAus : seeunüus
D61 : 0RflCIfl : R6X : B06mi6
lesbar. — Auf der gewölbten Außenfeite des Reifens war eine Infcßrift eingegraben,
von der aber nur auf den vor Abnütjung gefcßü^ten Rändern noch kärgliche, nicht
mehr zu entziffernde Buchftabenrefte erhalten geblieben find. Es ift nicht einmal mit
Sicherheit feftzuftellen, ob es fich um eine ein- oder zweireihige Infchrift handelt.
2. Silberner Fingerring, ähnlich dem vorigen. Der 4 mm breite Reif flach band-
förmig. Aufgelötet ein Prager Grofchen König Johann I. von Böhmen (1310—1346).
1 Der Fund ift bereits im Jahre 1846 von Friedrich ftüiggert in Magdeburg in den „Neuen Mit-
teilungen aus dem Gebiet hiftorifcb-antiquarifcher Forfcßungen“, VII. Band, 2. Fjeft, S. 86—95 (mit
zwei unzureichenden lithographierten Äbbildungstafeln) befeßrieben. Unfere Veröffentlichung macht
fieß die Forfcßungsergebniffe diefer erften Publikation zunuße.

Der Cicerone, XI. Jaljrg., peft 16

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