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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 21
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Kunstpolitik
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Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0733

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Kunftpolitik — Sammlungen

Anfprucß an GUiffenfchaftlicßkeit aufträte. Darum
muß das Notwendige, das fimpel Laienhafte mit
tödlichem Ernft gefagt werden: daß der Bau der
Retina abfolut keineÄnalogie hat mit dem Bau des
Labyrinths, daß man niemals optifcße Eindrücke
auf einfache 3ahlenßarmonien bringen kann, und
daß das Regifter der Farbenorgel nicht ein, fon-
dern ein Duzend Löcher hat, daß es gar nicht
exiftiert. CUas ift Farbe? Ein bloßer Eindruck
fubjektiver Netzhaut; niemals kann fie objektiv
feftgeftellt werden, optifcße Stimmgabeln und
cßladnyfche Figuren gibt es nicht. Und wo bleibt
der fpezififcße Charakter der Farben? Ihre Durch-
fichtigkeit, der (Untergrund, der chemifche Färb-
ftoff, der Glanz und die Stumpfheit — alles das
wirkt mit, felbft wenn die Neßßaut aller Men-
fchen gleich reagierte! Und auf diefer Bafis
will die Güiffenfcßaft der Kunft, diefem fubjek-
tivften aller menfchlichen Prozeffe, Gefeße vor-
fchreiben? Oderauch nur dem Handwerk! Eine An-
maßung, die nur mit einer völligen Ausfcßließung
aus dem Klerkbund beantwortet werden kann.
Da möge er zu allererft gründlich auskehren.
Paul F. Schmidt.
Nachtrag. Inzwifchen ift Poelzig Vorfißen-
der des Klerkbundes geworden und wird mit
feiner bekannten Catkraft den (Hagen dahin
lenken, wohin unfere Hoffnungen gehen, und
wie er es felbft in feiner Eröffnungsrede ange-
deutet hat. Man kann diefe Rede in der leßten
Nummer des „Kunftblattes“ abgedruckt finden
und fich freuen, daß nun wohl unter folcher
Führung der Klerkbund wieder zu dem werden
wird, was er fein foll: zu einer geiftigen Macht.
Das ließ fiel) aber bei der öüerkbundtagung nicht
vorausfeßen. Um fo beffer, wenn unfer Peffi-
mismus fich felber aufheben darf. S.
Paris
In der Äbgeordnetenkammer ift ein Gefeß an-
genommen worden, demzufolge die bildenden -
Künftler auf ihre Klerke ein gewiffes Urheber-
recht behalten werden, auch nachdem fie diefe
aus der Hand gegeben haben. Bei öffentlichen
Verweigerungen füllen die Künftler (oder, nach
ihrem Cod, während einem noch feftzulegenden
3eitraum, die Erben) vom Verkaufe ihrer eigenen
Schöpfungen profitieren. Die vorgefchlagenen
Säße betragen 1% für Verkaufspreife von
Fr. 1000—10000, l1/2°/0 für Fr. 10000-20000,
2°/0 für Fr. 20000—50 000 und 3% für darüber
hinausgehende Beträge. Die Gefeßesvorlage
muß auch vom Senat noch angenommen werden,
um in Kraft zu treten. Da bei diefem jedoch
kein Kliderftand zu erwarten ift, werden die
franzöfifchen Künftler fortan am Verfteigerungs-
markte unmittelbar intereffiert fein. H-

Sammlungen
München
Graphifche Sammlung. 3ur3eü find aus-
geftellt im Saale für neuere Kunft graphifche
Arbeiten des Berliner Radierers Hans Meid,
im Saale für alte Meifter Kupferftiche und 3eicß-
nungen von Martin Schongauer und feinem
Kreife, als dritte Folge der Gefamtüberficht, die in
chronologifcher Reihung die Hauptbeftände der
Sammlung öffentlich darbieten foll.
Paris
Im Louvre ift in der Salle Lacaze die Stif-
tung von Felix Doifteau ausgeftellt. Sie umfaßt
18 Elfenbeinfcfmißereien der romanifeßen und
gotifeßen Epoche. Obwohl die Elfenbeinfamm-
lung des Louvre zahlenmäßig bedeutend und
vielfeitig ift, enthält die Stiftung Doifteau doch
mehrere Stücke, von denen der Louvre bisher
keine Beifpiele befaß; fo z. B. drei Medaillons
von 10—15 cm Durcßmeffer, auf denen Jagd-
fzenen oder Curniere dargeftellt find. Unter den
religiöfen Motiven wird ein Lazarus ßervor-
geßoben, der dieBrofamen von den Cifcßen der
Reichen fammelt und ein heiliger Sebaftian. Die
Sammlung enthält auch einige Emaillen, unter
denen ein Erzengel Michael befonders gerühmt
wird. Otto Grautoff.
Die prächtige Holbein-3eicßnung (Bildnis
eines Mannes) der Verweigerung Frangois Fla-
meng ift für Fr. 67000 für die Sammlungen des
Louvre erworben worden, die der Stempel
ausweift, befand fich das Blatt dereinft in der
bekannten, 1747 in London aufgelöften Samm-
lung Jonatßan Ricßardfon. H-
Verfailles
Das Mufeum ift wieder eröffnet worden. Ein
neuer Saal ift dem Andenken an die amerika-
nifeßen Unabhängigkeitskämpfe gewidmet wor-
den,* der in Anwefenßeit des amerikanifeßen
Botfcßafters eröffnet wurde. O. G.
Vincenn e s
Im Schloß von Vincennes wird ein Musee
de la grande Guerre errichtet. Poincare
befießtigte neulich die Räume und ordnete an,
daß das Schloß feßon jeßt der allgemeinen Be-
richtigung zugänglich gemacht werde. O. G.
dlien
Die Albertina ift wieder dem regelmäßigen
Befucße geöffnet. Die Scßäße der Sammlung
werden wie früher in kleinen periodifeßen Au-
fteilungen vorgeführt. Gegenwärtig ift eine Serie
von Bildern aus Altwien ausgeftellt. H- G.

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