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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 4
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Aus den Vereinen und Gesellschaften
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verschiedenes
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Der Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0122

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Verfd)iedenes

Der Kunftmarkt

Äls Mitglieder gehören derfelben an die Maler
Felix Müller, Lafar Segall, Otto Dix, Otto
Schubert, Paul Eckrott, Konftantin v. Mitfctjke-
Collunde, Peter Auquft Boeckfpiegel, Otto Lange
und der Architekt Hugo 36l)der. Die Mitglieder
der neuen Künftlergruppe werden ficlp künftig
an keiner Ausftellung der bisher begehenden
Dresdener Künftlerverbände mehr beteiligen.
Das Organ der Gruppe ift die 3eitfchrift 1919,
„Neue Blätter für Kunft und Dichtung“, die bei
Emil Richter erfcheint.
3 ü r i dp
Der Gottfried-Keller-Stiftungift es im
Berichtsjahre ihrer lebten Tätigkeit gelungen,
zwei ausgezeichnete frühere Arbeiten von
Ferdinand Fjodler für den Befiß der Eid-
genoffen fch aft zu erwerben. Es handelt [ich um
einen guten, in Genf deponierten Mädchenkopf
(1884) und um das der 3ürid)er Sammlung
überwiefene Bildnis Fräulein (Hs. (1895/96),
das für die Übergangszeit des Malers befonders
charakteriftifch ift. Von Arnold Böcklin er-
warb fodann die Kommiffion ein Selbftbildnis
aus der Meimarer Seit fl860- 1862) und dazu
eine kleinere figurenreiche Landfchaft „Frühlings-
erwachen“, die beide der Kunftfammlung in
Bafel anvertraut wurden. Als Leihgabe kam
an das Berner Mufeum Max Buris köftliches
Bild der üochter des Künftlers.
Eine hervorragende ältere Arbeit, die die
Stiftung nach Bafel brachte, betrifft ein Selbft-
bildnis Fjans Fjerbfters (1468—1550), des Vor-
gängers und Lehrers Fjans Ijolbeins d. j.
und feines Bruders Ambrofius.

Verfdjiedenes
Über das Sd)ickfal der Reichs-
kleinodien
hat kürzlich Profeffor Pazaurek in der „Voss.
3tg.“ gefprochen und vorgefchlagen, daß diefe
für die Gefchichte des deutfchen Kaifertums fo
ungemein wertvollen Kunftwerke, die nicht
Eigentum der Habsburger, fondern vielmehr
Nationalbefilj des Deutfchen Reiches find, des-
halb auch nach Deutfcfüand zurückgeführt wer-
den müßten. Als Städte, die fortan die Reichs-
kleinodien hüten follten, fd)lägt der Verfaffer
entweder Nürnberg oder Frankfurt vor, in
deffen Mauern bekanntlich bis zum Ende des
alten Reiches die deutfchen Kaiferkrönungen ftatt-
gefunden haben.

Der Kun ft markt
Kunfthandel und Neuaufbau
Soviel ift gewiß: Der allgemeine 3ufammen-
bruch unferes wirtfchaftlicßen Lebens fteßt auch
drohend über dem deutfchen Kunftßandel, der
während der Kriegskonjunktur eine kurze glän-
zende 3eit des Erfolges erlebte, um jet^t einem
Niederftieg entgegenzugehen, wie er graufamer
nicht gedacht werden kann. Die Gründe für den
jähen Hlechfel find ja viel zu offenfichtlich, als
daß es beinahe noch der Mühe verlohnte, den-
felben im einzelnen nachzugehen. Aus dem
Fjöchftmaß wirtschaftlicher Depreffion im ganzen
refümiert zunächst eine allgemeine Entwertung
deutfcher Kunft am Markte, die diejenigen
Merke am fchwerften berührt, die, ohne inter-
national im Kurfe anerkannt zu fein — wie etwa
die alte Kunft —, dem klugen gefchäftlichen Ein-
treten gewiffer Unternehmer ihre zum üeil
fchwindelhaft hohsn Preife innerhalb des deut-
fchen Marktes verdankten. Diefe (Herke, für die
es weder im Ausland eine genügende Kaufkraft
gibt, noch im Inlande unter den veränderten
3eitumftänden eine Nachfrage mehr befteht, teilen
das Schickfal all jener auf den Sieg der deut-
fchen Maffen eingeftellt gewefenenBörfenpapiere,
die in einer Nacht von ihrer ftolzen Höhe zu
einer Baiffe hsrunterfanken, die, wie von kun-
diger Seite behauptet wird, dem deutfchen Ver-
mögen innerhalb von 24 Stunden einen Verluft
von vierzig Milliarden gebracht hat. — Das find
z. B. die Bilder der fiebziger und achtziger Jahre,
auf die fiel) die Leidenfdmft der Sammler und
Kriegsgewinneier vor allem konzentriert hatte
und die bei dem 3uftand völliger Abfdjließung
vom Außenmärkte die Mare gewefen find, die
eine fabelhafte Spekulation toller noch als die
zugkräftigften Kriegspapiere zu einer kaum zu
überfteigenden Preishöhe emporgetrieben hatte.
In dem Moment, da Deutfdjland im Meltkrieg
unterlag, mußte der Rückfcßlag kommen, da wir
es leider in den 3eiten, als wir felbft noch Mittel
und (Hege gehabt hatten, diefen Merken auch
zu internationalem Kurs zu verhelfen, diefe
wichtige wirtfctjaftliche Aufgabe völlig überfehen
hatten. Selbft die gelegentlich während des
Krieges unternommenen Verfuche, Verfäumtes
nachzuholen und propagandiftifch wenigftens im
neutralen Ausland für die deutfehe Kunft zu
werben, haben praktifch nur ein Fiasko erlebt, weil
auch da wiederum der verknöcherte Bureau-
kratismus einer veralteten Staatsmafchine zau-
dernd zurückhielt, mehr bremfte anftatt voran-
zutreiben und die hundert und mehr warnenden

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