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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 14
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Bombe, Walter: Gemälde-Studien, 1
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Kunstpolitik
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0484

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K u n ft p o 1 i t i k

fparfam: Glenige blonde und warmbraune Döne von unendlicher Feinheit der Äb-
ftufung und Schattierung finden den erwünfcßten kalten Kontraft in dem Fjellgrün der
Frühlingslandfchaft draußen. Die Sonnenftrahlen aber brechen hinein durch das offene
Scheunentor, durchfluten den Raum bis in feine tiefften Ciefen, fammeln fleh auf den
drei Figuren und laffen die Geräte, die FJeubündel und das Balkenwerk heb aus dem
dunkleren Grunde aufleud)ten. Das Bild ift voll bezeichnet und datiert: „Ifaak van
Oflade 1642“ und FJofftede de Groot nennt es in feinem Verzeichnis der Glerke des
Meifters1.
Glenn diefer Oflade durch feinen warmen Goldton bezaubert, fo ift der tflerneben
abgebildete Deniers ganz auf einen filbrigen Don von wundervoller Gleichheit geftimmt
(f. Äbb. 10). In einer Schenke find um den Eifel) vier rauchende und trinkende Männer
verfammelt. In dem einen Drinker zu äußerft links hat fleh der damals erft fünfund-
zwanzigjährige Meifter felbft porträtiert. Das auch durch feine Größe (89 :70 cm) be-
deutfame Bild trägt Signatur und Datum: D. Denier f. 1635.
Alle diefe Gemälde und einige andere, die noch im nächsten Fjeft befprochen werden,
find in verfd)iedenem, oft recht entlegenem Privatbefitj aufgefpürt worden und follen
zugleich mit einer größeren Anzahl deutfefler, vlämifcher, h°lländifcher, franzöfifcher,
italienifcher und fpanifefler alter Meifter in der für Ende September geplanten erften
Verfteigerung des Kölner Kunft- und Äuktions-Fjaufes G. m. b. F). Köln unter den
Fjammer kommen.
1 Fjofftede de Groot: „Befchreibendes und kritifebes Verzeichnis der Glerke der hervorragendften
holländifcßen Maler des 17. Jahrhunderts“. Eßlingen-Paris, Band III, 1910, Nr. 171, S. 511.

Die Zeit und der Markt


die Löflmg des Problems fo, daß Deutfcßland
lediglich) die Koften bezahlt und deutfeße Fjand-
7PrftÖrtPn werker und Arbeiter im übrigen die Fronarbeit
' leiften, während die geiftige und künftlerifche
Ärbeit ausfchließlich franzöfifeßen Architekten
gehört zu den Verpflichtungen, die uns durch und Ingenieuren überlaffen werden [oll. Keine
den Friedensvertrag auferlegt worden find. Nach Nation der Erde ift fo ftolz auf ißre eigene Kultur,
dem jahrelangen Völkermorden, nach einem wie eben die franzöfi|che. Bis vor dem Kriege hat
Vernichtungskampfe, der mit allen Mitteln der aber Frankreich wie im Kunftgewerbe, fo auch
Cecßnik geführt worden ift, wird diefer Glieder- in der Architektur und der Stadtbaukunft im
aufbau das erfte große teeßnifeße Friedenswerk wefentlicßen von der künftlerifcßen Kultur der
fein, das die bislang feindlichen Völker zu ge- Ludwige und des Empire gezehrt. Fremd waren
meinfamer Ärbeit vereinigt. Ein Kulturwerk ißm das Vorwärtsftreben des deutfeßen Kunft-
größten Stils kann fieß vor unferen Äugen ent- gewerbes, die modernen Arbeiten deutfeßer
rollen, eine ftädtebaulicße Aufgabe, wie fie woßl Architekten, fremd die junge Difziplin des deut-
noeß niemals bislang den Städtebauern geftellt feßen Städtebaus, das kraftvolle Ringen deutfeßer
worden ift. Nichts liegt näßer als der Gedanke, Städtebauer, üloßnungspolitiker und Sozial-
daß zur Mitarbeit an diefem großen Glerke, das ßygieniker, deren Arbeiten z. B. den Engländern
auf unfere Koften aufgeführt werden foll, woßl bekannt find und von denen auch fle ge-
deutfeße Städtebauer, Architekten, Ingenieure, lernt haben. Glir deutfeßen Architekten und
üloßnungspolitiker und Sozialhygieniker heran- Städtebauer haben den Stolz der Franzofen auf
gezogen werden. Aber, wenn nicht alle 3eicßen ißre ülerke der Stadtbaukunft woßl verfteßen
trügen, fo denken fieß Franzofen und Belgier können. Die tektonifeßen Gebilde im Organismus

Kun ft politik
Der Cüiederaufbau der
Gebiete

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