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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 13
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Neue Graphik und Liebhaberbücher
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Neue Bücher und Zeitschriften
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0442

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Neue Bücher und 3eüfchriften

Gext in Ehmcke-Antiqua auf Bütten von Japanart,
Druck und Arbeit wie bei Nr. 2. — 4. Aucassin
und Nicolette, Übertragung aus dem Alt-
franzöfifchen von Erwin Rieger. Mit 30 zwei-
farbigen Originalholzfchnitten von Rudolf Junk,
Großquart. 1—100 in goldbraunem Dogleder
mit Goldprägung, Gext und fignierte Holzfchnitte
auf Bütten von Japanart. 101-350 IJalbleder,
Druck auf fcßwerem Hadernpapier. Holzfcßnitte
und Schriftdruck (Versacrum-Antiqua): Gefell-
fcßaft für grapt). Induftrie, GQien; Einband, Jofef
Borderaux, Wien. Wir tjetjalten uns vor, noch
eingehender auf das Unternehmen zurückzu-
kommen.
Neue Bücher und 3e^fd)riften
Genius1
Der erfte Halbjahrsband diefer groß gedachten
künftlerifchen und literarifchen Fruchtfchale liegt
nun vor. Fjans Marder ft eig zeichnet für den
Gefamtinhalt verantwortlich. Der Auftakt ift
hoch ft ergötzlich- Carl Georg1 Helfß. Leiter
des Geiles für bildende Künfte, fpricht über die
Aufgabe. Nach diplomatifcher Rede an Rechts
und Links eine lächelnde Handbewegung: ent-
fchuldigen Sie mich — die endgültige Richtung
wird Herr Worringer angeben. — Der fagt anderes
als Helfe, worauf diefer wieder anderes tut als
Worringer gefagt hat — —
Wir müffen uns an (Uorringer halten, deffen
leuchtendes Geleitwort, ein Nachdruck aus dem
Kataloge der Frühjahrsausftellung der Freien
Sezeffion 1918, „gleichfam als Überfchrift“ über
das Ganze gedacht ift. Er fpricht von Qualität
der Malerei und Qualität der Gefinnung. Die
Gefinnung, die wir heute vom Kunftwerk ver-
langen, fei: Mitarbeit am Neuen.
Ich denke mir ein Buch Wie den Genius auch
in feiner Gefamtheit als Kunftwerk. Einzelheiten
unterfchiedlicher Herkunft werden zu gefchloffe-
nem, harmonifchem Bau gefügt, wie gotifcße
Dome. Da ift alles groß und fcßön: Qualität
der Architektur. Da ift alles gotifch): Qualität
der Gefinnung. Da ift Ausdruck der 3eit. Die
Schöpfung war Mitarbeit am Neuen.
Der Verlag wird wiinfchen, daß wir von
ihm Kunftwerke ftärkfter Gefinnung erwarten:
ftärkfte Mitarbeit am Neuen. Nach Worringer
hätte fie fein müffen. Er war aber nicht General-
baumeifter. Diefer—refignierend fchon im Be-
ginn neben ftatt vor der Front — verfchjwand

1 3e>trct)rift für alte und werdende Kunft; Kurt tllolff
V erlag, Leipzig.

der Gefinnung feines Werkes nach inzwifchen
hinter dem Verkünder des Weges. Worringer
mußte für Heife verfprecßen, was diefer an-
fcßeinend nicht halten konnte,—jedenfalls nicht
hielt.
Ohne 3weifel freilich: eine Auslefe geiftiger
Schale, die der 3uftimmung aller nicht einfeitig
rechts orientierter Kreife ficher find. Als Ver-
faffer: Wäfzold,neife,Hoetger,Kokofchka,
Ofthaus, Gauguin, Hartlaub, Niemeyer,
Müller-dlulckow und andere. An der Hand
eines trefflichen reichen Bildermaterials wird
ftark und gut über allgemeine Dinge: Ausdruck
und Geftaltung, Bauernmalerei, Kunftgewerbliches,
Architektur gefprochen, wird Perfönliches über
Künftler, wird Erbauliches über Künftlerperfön-
lichkeiten und ihre Werke gefagt und gedichtet,
wird künftlerifches Selbftbekenntnis zur Form.
Wir hören über Nolde, Paula Moderfohn, van
Gogh, O)oma, Nauen, Kirchner, Cezanne — —.
Als Sonderbildbeilagen Arbeiten von Nolde,
Paula Moderfohn, Sch midt-Rottluff, Karl
Cafpar, Richard Seewald.
Im literarifchen Geile neue Dichtung: Werfel
Becher, Wilhelm Klemm. Eine Novelle von
Peter Schröder „Daniel Decklnagel“, ein Offian-
Lied „Der 3ug nach Innisthona“ mit einer Ein-
leitung von Alfred Kurella und von Kurt
Pinthus, dem Leiter diefes Geiles, die vom
Rhythmus der 3eit erfüllte „Rede an die Welt-
bürger“.
Nichts, was nicht beftehen könnte. Qualität
der Arbeit, Qualität der Gefinnung in den ein-
zelnen Bauteilen, — ob Schöpfung, Wertung oder
Bekenntnis zu gegebenem Stoff. Das Ganze
ein glänzender Kreis. Man könnte ißn intenfiver
füllen, ihn erweitern: es gibt ein Übermaß an
unumftößlich Gutem. Diefe Gabe ift reich genug:
176 Seiten großen Formates. Und es bliebe ein
Kreis! Der Y>at Grenzen: wohlerwogene Be-
fchränkung.
Uns aber verlangt nach der grenzenlos großen
glühenden Linie ungehemmter Bejahung der
3eitnotwendigkeiten. Ihr Feuer verfengt, was
dürr ift: man kann die mitlaufenden Charlatane
ihrem Schickfal überlaffen. Warum diefes: „Die
Sucht zum Ungewöhnlichen um jeden Preis und
die fektenhafte Verlegenheit ihrer Götzendiener
hat wertvolle Beurteiler kopffcheu gemacht und
die Gefamtheit der jungen Schaffenden in fal-
fchen Ruf gebracht.“ — Die Wiederholung alter
Schlagworte wird in fcheuen und gegnerifchen
Köpfen das falfdpe Urteil nur noch verdichten
und den üblen Ruf nicht befeitigen. Praktifchen
Wert hnt jene Feftftellung nicht. Sie und das
Bekenntnis einer Selbftverftändlichkeit: man fei

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