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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 9
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Däubler, Theodor: César Klein
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Grautoff, Otto: Die Auflösung der Einzelform durch den Impressionismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0270

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Cefar Klein

So materiell wir beim Malen diefes Stillebens, es Rändelt fiel) faft nur um Flafd)en
verfcl)iedener Geftalt und verfcl)iedenen Inhalts, ift Cefar Klein wol)l kaum jemals
geworden. Man füßlt bis in die Fingerfpi^en das Stoffliche der Gegenftände, die vor
einem fteßen. Dabei aber kann von irgend einer Virtuofität keine Rede fein. Folg-
lich „materiell“ im beften Sinn: als Ätelierausdruck angewandt, nicht nach der Auf-
faffung des täglichen Lebens! Jedes 3wickelcßen, das in der Kompofition entfteßt,
wurde farbig verwertet. Die 3ufälligkeiten in einer bunten Mauer find ausgezeichnet
zu den davorftehenden Flafd)en in Beziehung gebracht, durch die fid) zartefte, wie
unvorhergefehene (Dirkungen ßöcßft künftlerifch ergeben konnten. Dies wäre aber
alles zu wenig: fo etwas gelingt bald manchem geflicktem Pinfier. Als das Be-
deutende in diefem Fall fei vermerkt, daß die einheitliche Einfachheit gewahrt ift!
Sehr viele Schöpfungen Cefar Kleins fprengen, wie man zu fagen pflegt, den
Rahmen. Alfo auch er ift ein (Dandmaler, Freskokünftler: das fei zum Schluß des
Auffaßes noch bemerkt. 3ugleicl) will ich aber auch den Raum, den auszugeftalten es
dem Künftler vergönnt war, die Eingangshalle zum Fjaus von Fjerrn Dlolfgang Gurlitt,
kurz erwähnen. (Die das Rokoko unter d)inefifchem Einfluß, fo fteßt diefes jüngft
gefeßaffene Milieu zu einer etwas füdlicßeren, fagen wir indoeßinefifeßen (Delt in Be-
ziehung. (Die bei den Freskomalern des achtzehnten Jahrhunderts liegt der ganze
Akzent auf fpieleriscßen Dingen, die federleicht in einen lufterfüllten Raum gebracht
find. Ja, und Luft gibts da wirklich! Ifts Rofenduft des Morgens? 3ufällig bleibt
alles in Rofa gehüllt. Ich könnte es nicht fagen: Luft hat in diefem Falle keine Farbe.
Etwas Farbe muß bloß dafein, um einem Luft, viel Luft vorzugaukeln: Fjauptfacße,
daß fie leicht feßwingend, überaus zart gebracht fei. Und dies gelang. Gelang voll-
kommen. Der Künftler hat feine, gewiß feßwierige Aufgabe, bloß Leichtigkeit ßineinzu-
zaubern, famos zu löfen verbanden.

Die Huflöfung der Einzelform durch den


Von OTTO GR AUTO FF1

Die Gefcßicßte der fpätrömifeßen Kunft zeigt die Entwicklung der Formenzertrümme-
rung innerhalb der antiken Tradition. Aucß unfere Kunftepocße zeigt alle
Symptome der Formauflöfung. (Dollte man ißren erften Anfängen nacßfpüren,
fo käme man dazu, eine Gefcßicßte der malerifcßen Darftellung im Bilde zu feßreiben,
die mit einer Gefcßicßte der Auflöfungserfcßeinungen in der Kunft vom 16. und 17. Jahr-
hundert an gleichbedeutend fein würde. Die Formauflöfungstendenzen des malerifcßen
Stiles wurden vom 17. Jaßrßundert an mehrfach) gehemmt, zuerft durch) die abftrakten
Forderungen der Akademien, dann durch) den Klaffizismus, endlich durch) den Akade-
mismus des 19. Jahrhunderts. Von der Romantik an tritt die egozentrifeße Grund-
1 Otto Grautoff bereitet ein Buch über die Kunftprobleme der Gegenwart vor, das in einigen
Monaten unter dem Eitel „Formaufbau und Formzertrümmerung in der bildenden Kunft“ bei
Ern ft Klasmutß & Cie. in Berlin erfebeinen wird.

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