Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

DOI Heft:
Heft 18
DOI Artikel:
Ausstellungen
DOI Artikel:
Von Künstlern und Gelehrten
DOI Artikel:
Neue Bücher und Zeitschriften
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0627

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Von Künftlern und Gelehrten — Neue Bücher und 3eit[d)riften

derausftellungen und bringt als erfte eine Kol-
lektion von f)andzeid)nungen von Ernft Bar-
lact), in der fiel) auch) die Originale zu dem
jüngft erfchjienenen HIerk diefes Künftlers „Der
arme Vetter“ befinden. Die Äusftellung begann
am Montag, den 8. September. Die Grapt)ifct)e
Schmu wird noch bis zum Beginn der Jubiläums-
Äusftellung von Fjabermann (Mitte September)
zu fehjen fein.
GCIeiterhjin kam neu zur Äusftellung eine Ge-
mäldefammlung des Münchener Malers Profeffor
v. boesslin.
Von Künftlern und
Gelehrten
Beruf Lingen
Hlie man aus Dresden meldet, wurde Oscar
Kokofchka zum Profeffor der fächfifchen Kunft-
akademie ernannt.
Seit dem 9. November h>at woh)l kaum eine
Nachricht in Kunftkreifen ein ähnliches Äuffehen
gemacht wie diefe. Kokofchjka als Lehrer einer
Äkademie! Das will uns felbft dann nicht als
möglich erfchjeinen, wenn diefes veraltete Dres-
dener Kunftinftitut unter den Segnungen der
deutfehen Revolution zur fortfchrittlichften Kunft-
fchule geworden wäre. Jedenfalls ein Experi-
ment, das gefährlich für beide Ceile werden
könnte. Ärmer Kokofchjka!
Prof. Dr. Äuguft Grifebach), Privatdozent an
der Berliner üniverfität, wurde als ordentlicher
Profeffor für Kunftgefchjichte an die Cechnifche
Fjochfchule Hannover berufen.
E. R. HIeiß, der Berliner Maler und Lehrer an
der Gnterrichtsanftalt des Kunftgewerbemufeums
ift als Direktor der badifchen Kunftgewerbefchmle
nach Karlsruhe berufen worden. Das be-
deutet für Berlin einen Verluft, für Karlsruhe
einen nicht unerheblichen Gewinn.
Koburg
Äm 20. Äuguft ftarb zu Koburg infolge eines
Schlaganfalls der Geheime FJofrat und Königl.
Preußifche Profeffor Dr. phil. Franz Büttner
Pfänner z u C h a 1 nach kurz vollendetem 60. Le-
bensjahr. Der Verftorbene hat fich) fchriftftelle-
rifch vielfach betätigt und gab 1891 — 95 die
Kunftdenkmäler Äntjalts heraus. Ebenfo fchrieb
er über balle, feine Vaterftadt, und die Fmlloren.
Äls Schüler Pettenkofers kam er zuerft zu prak-
tifchjen Verfuchen im Reftaurieren, die ihm nach
und nach bedeutende Erfolge einbrachten. Sein
umfangreichster Äuftrag war wohl die Klieder-
herftellung der viele hundert Gemälde umfaffen-
den Galerien des berzo9s Karl Eduard von

Sachfen-Koburg und Gotha. Die chemifchen
Erfahrungen Büttners, namentlich auf dem Ge-
biet der Farben und Firniffe für Ölmalerei und
fein Bemühen, die Fabrikation von nur licht-
echte Beftandteile enthaltenden Farben durch-
zufeben, brachten ihm die Ehrenmitgliedfchaft
der deutfehen Gefellfchaft zur Beförderung ratio-
neller Malverfahren ein. L. 0.
München
Geheimrat Prof. Dr. Franz v. Reber, der
frühere Direktor der bayerifchen Staatsgalerien,
ift im 85. Lebensjahre in München verfchieden.
Er war im Jahre 1834 in Cham (Oberpfalz) ge-
boren. 1859 habilitierte er fich in München,
wurde 1863 außerordentlicher und 1869 ordent-
licher Profeffor der Kunftgefchichte und Äfthetik
am Münchener Polytechnikum. Im Jahre 1875
übernahm er die Leitung der Staatsgalerien, von
der er im Jahre 1907 zurücktrat.
Neue Bücher und 3e^fd)riften
Neue Äufgaben der Baukunft
Das 6. FJeft der von Conrad bausmann F>er-
ausgegebenen Flugfcbriftenfolge „Der Äufbau“
bringt eine Schrift: „Neue Äufgaben der
Baukunft“ von der Feder von HIalter Curt
Behrendt. In großen 3ügen fkizziert Behrendt
die in nächfter 3ukunft von unferem, in tiefe
Ärmut geratenen Volk zu löfenden baukünftleri-
fchen Probleme: Mit unferem Klohlftand haben
wir auch jene üppige und aufwendige Baukunft
verloren, die bis zum Äusbruch des Krieges in
Deutfchland fich breit gemacht hat. Im b^rzen
des deutfehen Volkes hatte diefe Kunft keinen
rechten ttliderhall gefunden, denn die glänzende
Repräfentationsarchitektur war das Ergebnis einer
ganz auf den äußeren Schein gerichteten aka-
demifchen Erziehung. Sie zeigte den ganzen
ausfehweifenden Gefchmack einer rafch zu Erfolg
und (Ilohlftand gelangten Generation. Indeffen
regte fich unter den deutfehen Baukünftlern vor
dem Kriege und nicht zulebt während des Krieges
ein junger Ulille nach felbftändiger Geftaltung
der modernen Bauaufgaben, der geweckt und
gefördert wurde durch die Geftaltungskraft der
Ingenieurkunft. Ganz auf die Kraft der Linien
und die Hlucht der dmriffe geftellt, weifen die
zahlreichen 3weckbauwerke der Ingenieurkunft
in herber Sachlichkeit den HIeg zu einer neuen
Ärt von Monumentalkunft, wie fie die über-
ladene, auf Säulenordnungen auf gebaute, de-
korative Scheinarchitektur mit ihrer akademifch-
eklektifchen Formenfprache niemals zu erreichen
imftande war. Die Ingenieurkunft weckte wieder
das künftlerifche Intereffe an tecfmifch-konftruk-

601
 
Annotationen