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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 22
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Verschiedenes
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Der Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0784

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Verfcßiedenes

Der Kun ft markt

Verfdjiedenes
Die Kun[tfd)ät$e Katharinas II.
Unverbürgten Nachrichten der bolfchewiftifcßen
Preffe zufolge ift kürzlich den Mitgliedern des
Äusfchuffes zur Liquidation der kaiferlichen Güter
eine Entdeckung geglückt, die, wenn fie wirklich
den Catfachen entfpridjt, allerdings berechtigt
wäre, größtes Huffehen zu machen. Man will
nämlich im Clinterpalais, in der Peter- und
Paulsfeftung und im Schloß zu 3arskoje-Selo
insgefamt taufend Kiften entdeckt haben, die
vor vielen Jahren für Katharina II. aus Rom ge-
kommen feien und durch einen allerdings merk-
würdigen 3ufall bis heute ungeöffnet geblieben
wären. Die Kiften follen über taufend Gemälde
und Skulpturen der berühmteren franzöfifchen
und italienifchen Meifter enthalten und ihr Clert
foll nach der Schätzung des derzeitigen Kuftos
der Eremitage Boguslawfki, den die Sowjet-
regierung beauftragt hatte, einen Katalog diefes
Fundes zufammenzuftellen, die fchöne Summe
von rund 225 Millionen Francs repräfentieren.
Ob dieMeldung der bolfchewiftifchen3eitungen
den Catfachen entfpricht, kann im Moment nicht
feftgeftellt werden.
Li-f}ung-t[d}angs Kunftfammlung
Äus Stockholm wird gemeldet, daß ein fcßwe-
difcßes Konfortium die Kunftfammlung des ein-
ftigen cßinefifchen Vizekönigs Li-hung-tfcßang,
der 1901 verftarb, erworben hat. Die koftbaren
Schüße diefer Sammlung, die [ich fctjon früher
bei den Freunden oftafiatifcher Kunft eines be-
fonderen Rufes erfreute, find zur 3eü auf dem
(liege nach Schweden und follen zuerft einmal
in einer gefchloffenen Husftellung in Stockholm
gezeigt werden. Etwa ein 3eJ>ntel der Stücke
wird fpäterhin dem Nationalmufeum in Stock-
holm einverleibt, während der weitaus größte
Ceil diefer Schäle in Privatbefiß übergeht und
wahrfcheinlich auch den Cleg in den internatio-
nalen Fjandel finden dürfte. r.
Fordjtenb erg — Sd)wäbifd)~F)all
Die Bildhauerfamilie Kern von Forchtenberg
erfreut [ich in den letzten Jahren einer eingehen-
den Erforfchung. Dr. G. Gradmann-Stuttgart hat
„Die Monumentalwerke der Familie Kern“ 1917,
Prof. Dr. Chr. Scherer „Leonhard Kern als Klein-
plaftiker“ 1916 behandelt. Verlagsbuchhändler
dilhelm German in Schwäbifch"F)all, ein lokal-
gefchichtlidjer Forfcher, hat fehr viel neues bio-
graphifches und kunftgefchichtliches Material über
Leonhard Kern gefammelt, der von 1620 bis zu
feinem 1662 erfolgten Code in ball tätig war. Der
Verfaffer richtet an alle Mufeen und Sammler die

Bitte, ihm plaftifche und monumentale derke
(bolz, Elfenbein, Speckftein ufw.), die in obigen
derken nicht aufgeführt find — mögen fie mit
L K figniert fein oder nicht — mitteilen zu
wollen, denn er auch im Briefwechfel mit
vielen Kunftfreunden fteht und eine reiche Samm-
lung von Bildern Leonhard Kernfcher Ärbeiten
befitjt, fo ift es doch ficher, daß noch manche
feftzuftellen fein werden. Das Speckftein-Relief
mit dem nackten Bruftbild eines bärtigen Man-
nes, welcher die Ärme über die Bruft gelegt hat,
das nach Kugler in der Berliner Kunftkammer
und mit L. K. Äe 55 figniert war, alfo L. Kerns
Selbstbildnis darftellte, ift leider nicht mehr auf-
zufinden.
Die gried)i[d)e Göttin im Kaifer-
Friedridj-Mufeum in Berlin
Claude Änet fchildert im „Petit Parifien“ die
Provenienz diefer Statue und fordert ihre
Äuslieferung an Frankreich-
Kunftdiebftäf)le
In der Nacht vom 12.—13. November wurden
durch Einbruch aus den Räumen der Galerie
Ä. Blumenrei ch-Berlin folgende Bilder ent-
wendet : B r a i t h, Kühe aus brennendem Stall flüch-
tend; Stademann, Mondlandfchaft; Schreuer,
Ulirtshausfzene; Craen, Ältholländifches Obft-
ftilleben; Grigorescu, Frau mit Spindel und
Kinder am offenen Feuer; Schelfhout, Strand-
fzene. — Etwaige Mitteilungen find an die Hd-
reffe der gefchjädigten Firma, Berlin Ul. 35, Blumes
bof 9 zu richten.
In Paris ift im Louvre am 31. Oktober eine
römifche goldene Kette, die aus Phönizien ftammt,
geftohlen worden. Die Diebe follen Verfuche ge-
macht haben, noch andere Gegenftände zu ftehlen.
Der Kun ft markt
Vom Londoner Kunftmarkt
Das Verfteigerungswefen ift in England von
jeher in ganz anderem Maße zu baufe gewefen
als auf dem Feftland. Die Verweigerungen find
da nicht Ereigniffe, fondern eine fefte Form des
Gefchäftsbetriebes. (Iler fiel) irgendwelchen
Gegenftandes von einigem Ciert, Kunft oder
nicht, entäußern will, der trägt ißn zum Auktio-
nator. Vor allem aber ift es die allgemein ein-
gebürgerte Gepflogenheit, binterlaffenfchaften
jeder Hrt auf dem Verfteigerungswege aufzu-
löfen, die das Huktionswefen in dauernder Blüte
erhält. Die erften Kriegsjahre mit ihrer ünficher-
heit brachten zunächst eine ftarke Entwertung
des Kunftbefißes und damit eine Stockung in das

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