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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 11
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Neue Graphik und Liebhaberbücher
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Neue Bücher und Zeitschriften
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0368

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Neue Büdjer und 3eitfcl)riften

in den kraftvollen, tieffchWarzen, männlichen
Lettern, die dem Gewalt der Dichtungen aus-
gezeichnet entfprechen, und in der meifterhaften
Saßanordnung. Den einzigen kargen Schmuck
bilden die roten, blauen, grünen, gelbbraunen
Initialen der Gedichte und eine grün gedruckte
Vorbemerkung zum Inhaltsverzeichnis. Schlicht
fachlich, urkräftig, monumental! GOirkungsvoller
konnten diefe Kriegsftrophen überhaupt nicht
dargeboten werden. Huch hier liegt 'ein Er-
zeugnis vor, auf das die deutfche Buchkunft ftolz
fein darf, und das jeder Bücherfreund lieben muß.
Daß die äußere Form mit dem Cüefen des
(Herkes eine Einheit bilde und fich dennoch da-
bei als ein Erzeugnis unferer 3eit darftelle, ift
das 3iel, dem die Rupprecht-Preffe in Mün-
chen (Verlag C. F. Fjirth) zuftrebt, und fie hat
diefe Hufgabe, wie bei ihrer erften Veröffent-
lichung, dem „Fürftenfpiegel“, auch in ihrer
zweiten, der „Luife“ von Johann Fjeinrich
Voß gelöft, die fie uns aus der eleganten
Eßmcke-Schwabacher gefetjt, auf Fjadernbütten
abgezogen, in einem fchmalen Großoktavband
mit modernem und doch dem Gefchmack von
1800 angepaßtem Buntpapier darbietet. Drei
grüne Initialen vor jeder der drei Idyllen und
ein grünes Schlußfignet bilden den einzigen
diskreten Schmuck. Für den Eext ift übrigens
nicht die Husgabe letzter Fjand, fondern die erfte
Faffung von 1795 gewählt und daher der Dich-
tung nicht die bekannte fpätere Güidmung an
den Herzog Peter Friedrich Ludewig, fondern
die urfprüngliche 3ueignung an Gleim vorange-
ftellt. Die Huflage wurde auf 200 Exemplare
befchränkt. ttlarum wird aber diefer Band nur
gemeinfam mit dem 1. und 3.-5. zum Gefamt-
preis von 408 M. abgegeben? GUozu diefer
3wang? Minde-Pouet.
Neue Büdjer und 3ertfd)rifteri
Die füelt als Vorftellung1
Der Eitel umfchreibt nicht ganz das, was die-
fes Buch fein will: Gedacht ift an die große Hnti-
tßefe von Realität und künftlerifcßer Hbftraktion,
die zu ergründen die Kunftgefcßichte in über-
zeugenden Beifpielen herangezogen wird. Das
öüerk ift eines der beften, das bisher in diefem
Sinne gefchrieben ward; denn es greift vielleicht
zum erften Male — frei von allen Füftorifchen
Erwägungen — das Künftlerifdie an [ich auf, führt
unmittelbar zum Erleben des Kunftwerkes hin
und umfchreibt in einer fet)r klug gewählten
1 Die Kielt als Vorftellung. Ein ttleg zur Kunftan-
fd)auung. Von Paul ttlefttielm. Guftav Kiepenl)euer Ver-
lag, Potsdam. Geb. M. 20.~.

thematifchen Umgrenzung die fundamentalen
Probleme des Kunftfchaffens, fowie fie im Güerk
des Schöpfers verfchloffen find. Hus dem Gefühl
der 3eit. für die 3ßü felbft gedacht, ift es ein
Leitfaden zum Verftändnis der Kunft fchledßthin.
hüeftheim verfügt über eine glänzende Diktion,
die nie ermüdet. Sein Bildmaterial — fo unhifto-
rifch als nur möglich aneinandergereiht, wädjft
innerlich zn einer gefchloffenen Kette des Be-
weifes zufammen, illuftriert und vertieft, baut
aus Gegenfä^en der Hnfchauungen letzte Erkennt-
nis auf. Er fteht über den Richtungen und fo
einfeitig vielleicht hier und dort die Orteile prä-
judizieren, das Buch als Ganzes ift COeltanfchau-
ung und hat als folches erzieherifchen öüert.
Äußerlich mag die Ölahil der Ehernen willkürlich
und nichterfchöpfend anfprechen, im ganzen aber
gibt gerade diefe Hufteilung in Einzelkapitel den
Beweis, daß es dem Verfaffer lebten Endes darauf
ankam, einen — um nicht zu fagen — den
Standpunkt zu ftipulieren, von dem aus man
allein alles künftlerifche öüerden, unabhängig
von hirtorifchen Erwägungen, feinem wahren
GOefen nach ergründen kann.
Das öüerk, dem der Verlag buchtechnifch eine
glänzende Husftattung zuteil werden ließ, ift ein
wichtiges Hilfsmittel zum Verftehen gerade der
jüngften Kunft und follte Eaufende von Lefern
finden. B.
Über Grünewalds Ifenfjeimer Ältar
erfcheint demnächft im Verlag von C. F. Fjirth-
München ein Buch von ttlilhelm Haufenftein,
das ein Hbfchiedsgruß an das Meifterwerk deut-
fcher Kunft fein wird, das die alte Pinakothek
foeben verlaffen, um in. das nunmehr franzö-
fifche Colmar zurückzukehren.
Die Dresdener „Sezeffion, Gruppe
1919“
ift Gegenftand einer foeben bei Emil Richter
erfchienenen, reich illuftrierten Monographie,
deren einleitender Eext von öüalter Rh ein er
ftammt.
Baljrs Expreffionismus
Von Hermann Bahrs „Expreffionismus“ er-
fcheint im Delphin-Verlag, München, eine 3. Huf-
lage mit 20 Eiefdrucktafeln (geh- M. 6.—, geb.
M. 8.—). Diefe temperamentvolle Einführung in
das Verftändnis des Expreffionismus wird umfo
willkommener fein, als das Buch ein halbes Jahr
auf dem Büchermarkt gefehlt hat.
FjumdertfünfzigJaljreDeutfdje Kunft
Onter diefem Eitel wird im Hyperion-Verlag,
München, ein Band mit 76 Bildtafeln mit einer

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