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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 18
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Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0624

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Ausheilungen

niften der Cfcßudifpende, gehören auch in die
Räume, in denen .Marees und Cezanne Rängen.
Es ift nur ein unleidliches Ergebnis der Kon-
ftruktion, wenn man etwa Fritj Baer in die
Neue Staatsgalerie, Albert Keller und Coni Stadler
teils in die Neue Pinakothek, teils in die Mo-
derne Staatsgalerie gehängt hat, Leibi von
wichtigen Leuten [eines Kreifes trennt.
Croh aller Einwände: es ift unter überaus
ungünftigen Bedingungen Ausgezeichnetes ge-
leitet worden. Die Ärbeit der Cfdmdi, Stadler,
Braune ift würdig fortgefeljt worden. Die Mün-
chener ftaatlichen Sammlungen der fflerke neue-
rer Kunft, die [ich zeitweife zu einer provin-
ziellen Angelegenheit zu entwickeln fchienen,
find ein Mufeum von europäifcher Geltung ge-
worden. KurtPfifter.
FUiesbaden
Die ftädtifche Galerie hat eine Umhängung
erfahren, die ihr gut zuftatten kommt. Insbefon-
dere ift der Leihfammlung Pagenftecher, die
früher in dem großen Fjauptfaal hing, mit der
Verteilung auf kleinere Säle und Kabinette ein
Gefallen erwiefen worden. Auch fonft ftetjt jeßt
vieles in einem neuen, günftigeren Licht. Criibner
füllt mehr als zwei Säle. Bei feiner heutigen
öüertfchätjung eine impofante Fülle. An einer
Uland find fieben Schuchs vereint, fllundervoll
abgeftimmt wirkt ein Kabinett in grau mit drei
(Uerken von Corintl) als Dominante, ßankiert
von hellen Liebermanns und Crübnern. Daneben
in einem tiefroten Oktogon der mächtig er-
greifende Nolde, ernft begleitet von Marc und
Felix Müller. E.
Ausheilungen
Fjans Üljoma-Äusftellung im
Frankfurter Kun ft verein
3ur Vorfeier feines 80. Geburts-
tages am 2. Oktober
Frankfurt war 22 Jahre, von 1877 bis 1899, die
Fjeimat des tiefften Romantikers der fiiddeutfchen
Malerei unferer 3eit. öüenn Fjans Choma fiel)
eigentlich erft mit 51 Jahren, gelegentlich einer
Münchener Sonderausftellung, künftlerifch durch-
fetjte, fo hat er doch in Frankfurt fchon früh
einen erlefenen Kreis verftändnisvoller Freunde,
geiftesverwandter Förderer feiner Art gefunden:
in dem gleidjftrebenden Genoffen tllilhelm
Steinhaufen, in den bereits älteren Mitgliedern
der Cronberger Künftlerkolonie Anton Burger
und Karl Peter Burnitj (von dem jetjt ein

gutes Porträt aus dem Jahre 1875 im Kunftverein
zu fehen ift), vor allem in dem weitblickenden
damaligen Direktor des Städelfchen Inftituts,
Fjenry Chode, der [ich mit ftärkfter Beredfam-
keit für diefe feine romantifche Liebe einfetjte
(Monographie von 1892), endlich in den Archi-
tekten Simon Raven ft ein, der dem Künftler
zur Ausmalung feiner Neubauten (Cafe Bauer,
Stadtvillen Gärtnerweg 10, Reuterweg 60, alle
Anfang der acfjziger Jahre gebaut) aufforderte
und felbft fiel) eine größere Anzahl bedeutender
ÜLlerke fieberte, und in dem Kaufmann und Kunft-
fammler Eduard Küchler. Auch nach dem
düeggang an die Karlsruher Akademie wurde
Choma hier oft und reichlich gefeiert, — nicht
nur, daß, wie felbftverftändlid), die 3aO feiner
Bewunderer und vor allem Sammler von Jahr
zu Jahr ftieg. Sein 60. Geburtstag feierte den
Meifter in mannigfachen Fjuldigungen. Oft brach-
ten hier die Räume des Kunftfalons J.P. Schnei-
der-Andreas, der auch jet$t wieder für die
3eit vom 15. September bis 15. Oktober eine
Ehrenausftellung aus Privatbefih vorbereitet,
Kollektivausftellungen, ebenfo der Kunftverein
Sonderdarbietungen feines Güerks faft nur aus
Frankfurter Sammlungen (Gemälde im Auguft
und September 1906, Graphik im März und April
1919, neuerdings Gemälde und Graphik im Auguft
und September 1919 ufw.). Ein Beweis, welchen
geiftigen und künftlerifchen Anklang die male-
rifche Romantik Fjans Chomas bei Frankfurts
Kunftfreunden im Laufe der Jahre gefunden hat.
* *
*
Die Kunft Chomas gibt in ihrer Entwicklung
jene zwei wefentlichen Strömungen wieder, die
die deutfehe Kunft, ja man möchte fagen, die
deutfehe Geiftesgefchichte des 19. Jahrhunderts,
beherrfchen: den Realismus auf der einen Seite,
wie er uns vor allem in Leibis Kreis verkörpert
entgegentritt, den Idealismus auf der andern,
den die „Neurömer“ Feuerbach, Fjans von
Marees, Böcklin anftrebten. Damit kommt
ein deutlicher 3 wie fp alt in den künftlerifchen
Charakter Fjans O)omas, wenn auch der Meifter
im Laufe feiner Entwicklung den TDirklichkeits-
finn als bloßes Mittel der ideal-phantaftifcßen
Endwirkung unterzuordnen bemüht war. Es ift
derfelbe charakteriftifd) deutfehe 3wielpalt von
idealer Form und realem Inhalt, mit dem auch
ein Albrecht Dürer zeitlebens zu ringen hatte,
bis er erft im Alter, in feinen großen Münchener
Apoftelbildern, die Synthefe fand, geßtü^t auf
fein ganz architektonifctjes Gefühl, ge-
tragen aber auch von der großen Geiftes-
welle der Reformation, die die Kultur-
erfüllung feiner 3eit bedeutet. An jenem ftrengen

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