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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 12
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Riesebieter, Otto: Aus deutschen Fayencefabriken, 1
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0391

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©Eß HJISTSÄMMIJER

Von Sammetwefen und Kwiftereigniflen

Äus deutfd)en Fayencefabriken m %ZffungfnTER~0lclenl’urg
I.
Die Gefchichte der deutfchen Fayencefabriken harrt noch ihrer Befchreibung. Indeffen
liegt bei vielen derfelben fo manches im Dunkeln, daß es zuvor noch gilt, diefes
lichten zu helfen, um damit gleichzeitig die Baufteine für ein zufammenfaffendes
Werk, das nach dem Kriege kommen muß, herbeitragen zu helfen. Erforderlich wird dafür
aber vor allem fein, daß die einfchlägigen deutfchen Mufeen baldmöglichft Ausheilungen
von Erzeugniffen derjenigen Fabriken veranftalten, die aufeinander von befonderem
Einfluß gewefen find, fo daß bei fehlender ficherer Bezeichnung manchmal eine be-
ftimmte Zuweifung zurzeit noch gar nicht [ich vornehmen läßt. Ich weife, um nur
einige Beifpiele anzuführen, auf die Fabriken von Münden1, Magdeburg und Zerbft
hin, an deren gefälligften Erzeugniffen [ich das bekannte Netzwerk mit den Vergiß-
meinnichtblüten an den Schnittpunkten findet, das dann auch andere Fabriken, wie
Rheinsberg und Proskau, nachgeahmt haben. Vielfach mit der Marke M bezeichnet,
erhebt [ich dabei u. a. die Frage, ob damit die Zugehörigkeit zu Münden der Regel
nach nicht fchon überhaupt ausfcheidet, was nur eine eingehende Vergleichung vieler
Stücke feftftellen laßen wird. Ferner zeigt [ich immer mehr, daß zwifchen den nach
Delfter Vorbild und dann meiftens blau bemalten Erzeugniffen von Potsdam und Zerbft
fowohl in Form wie Malerei ein Zufammenhang2 befteht, der [ich vielleicht durch das
Hin- und Herwandern der angeftellten Maler und Boffierer erklären läßt, wie denn
überhaupt die Verfolgung des Weges diefer wandernden Künftler intereffante Auf-
fchlüffe ergeben wird. Ich erinnere nur an einige der bekannteren keramifchen Wander-
geftalten des 18. Jahrhunderts wie Johann Buchwald (Roerftrand 1757, Eckernförde
1759, Kiel um 1766, Stockeisdorff 1773), Abraham Leihammer (Eckernförde 1759,
Kiel um 1766, Stockeisdorff 1773), Friedrich Samuel Tännich (Meißen, Straßburg,
Frankenthal um 1758, Wittmund 1759, Jever 1760, Kiel 1764—1768, Hamburg, Hu-
bertusburg 1770—1774, Mosbach 1774—1779), Sebaftian Heinrich Kirch (Braunfchweig-
Chely 1746 bis nach 1750, Vegefack 1759, Jever um 1761, Kellinghufen 1765 bis
Mai 1768), Johann Caspar Ripp (Delft, Frankfurt 1703—1708, Ansbach 1711, Nürn-
berg 1712—1713, Hanau, vielleicht auch Fulda 1742), Johann Mathias Tauber (Kopen-
hagen, Dresden, Zerbft, Hamburg, Münden, Caffel, Hanau), Johann Georg Jeremias
Uts (Ansbach, Caffel, Hanau), Adam Friedrich von Löwenfink (Meißen, Bayreuth,
Fulda 1741, Höchft 1746—1749), Chriftian Gottlieb Kuntje (Höchft, Hanau, Bonn
1756—1760), Johann Andreas Kunt^e (in Frankfurt 1729 geboren, Göppingen,
1 Die falfche Bezeichnung Minden, wo nie eine Fayencefabrik war, hat fogar dazu geführt, daß
unter Fälfchungen diefe Bezeichnung vorkommt.
2 Als fchon der Bezeichnung nach zu Zerbft gehörig vgl. z. B. die Vafen Nr. 131, 132, 133 des
Katalogs der Verweigerung J. Brennfleck, Würzburg (Helbing, München). Vgl. ferner Äbb. 1142,
1143 des Katalogs Lanna I (Rud. Lepke, Berlin, 1909).

Der Cicerone, XI. Jaljrg., ßeft 12.

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