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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 23
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Alte und neue Graphik
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Neue Liebhaberbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0818

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Neue und alte Graphik — Neue Liebhaberbücher

bildungen in der CecFmik der Originale von der
Reichsdruckerei hergeftellt find, wird bei der be-
kannten Sorgfalt des Verfaffers und feinem klaren
Stile die reiche Dürerliteratur um einen wert-
vollen Beitrag vermehren. — Schließlich fei auf
das von Ludwig Jufti im Rahmen der amt-
lichen Veröffentlichungen der Nationalgalerie
herausgegebene Buch „Deutfdje 3eichenkunft im
neunzehnten Jahrhundert“, das der Verlag Julius
Bard mit 100 in einer neuen üiefdrucktechmik
herqeftellten Abbildungen, die die 3eichnungen
in erftaunlich guten lüiedergaben zeigen, foeben
herausgegeben hat, heute noch kurz füngewiefen.
Leffer üry als Graphiker
Der Verlag Frik Gurlitt in Berlin hat das
gefamte graphifche tüerk von Leffer üry, der
fich feit einiger 3eit auch der Lithographie und
der Radierung zugewendet und eine Reihe herr-
licher Blätter gefchaffen hat, erworben und gibt
in einem Sonderprofpekt bereits 50 Blätter des
Meifters bekannt. Ein befonderer Artikel foll
demnächst über üry als Graphiker in diefem
Blatte erfcheinen, fo daß wir uns heute mit
diefer Ankündigung begnügen.
Verweigerung der Sammlung
D a v i d [ o Y) n
Im kommenden Frühjahr will die Firma C. G.
Boerner den erften Ceil einer der bedeutendften
Kupferftichfammlungen Deutfchlands zur Ver-
weigerung bringen. Infolge fdßwerer Erkrankung
will fich Fjerr Davidfohn, Berlin, noch zu Leb-
zeiten von feinem fchönen Kunftbefik trennen.
Seine Sammlung berückficfjtigt faft gleichmäßig
die bedeutendften Meifter der Graphik bis zum
Jahre 1800. Glanzftücke find ein wundervoller
Dürer, ein faft vollftändiger Oftade in fämtlichen
Abdrucksgattungen und ein herrlicher Rem-
brandt. — Seit der Lanna-Verfteigerung ift eine
gleichbedeutende Sammlung nicht mehr auf den
Markt gekommen. v. R.
Neue Liebhaberbücher
Neue Luxusdrucke
Die OfficinaSerpentisvonE. Cfl. Cieffen-
bach in Berlin-Steglik hat neue 3eugni|Je
ihrer hervorragenden Fjandpreffendrucke ge-
liefert: „Die johanneifchen Schriften. Das
Evangelium. Die Briefe. Die Offenbarung. Ver-
deutfdßt durch D. Martinus Luther.“ Diefer Druck
mit Papierformat 25x35 cm gleicht in feiner
buchtechnifchen Geftalt dem Druck der vier erften
Kapitel der Genefis aus dem Oktober 1913 und
gehört mit diefem zu den allerkoftbarften Druck-
erzeugniffen unferer 3Gb 6 Exemplare auf Per-

gament von (II. Fjeilbrunn, 56 auf Papier von
J. Cü. 3anders. Das Pergamentexemplar (3500 M.)
ift ein herrlich im Inkunabelftil ausgeftattetes
und ausgemaltes Buch: Die beiden erften gegen-
überftehenden Seiten des Evangeliums und der
Offenbarung mit breiter Bordüre in Miniaturmalerei
und aufgelegtem Gold in zwei verfchiedenen Ent-
würfen (Rankenornament und Linienornament),
die derBefteller der Ausgabe felbft wählen kann,
der erfte Johannesbrief mit großem Anfangsinitial
in Malerei und aufgelegtem Gold, alle übrigen
Kapitelanfänge in Farben und aufgelegtem Gold
gemalt. In den erften 10 Exemplaren der Papier-
ausgabe (500 M.) find die Anfangsinitialen der
einzelnen Bücher handgemalt und in aufgelegtem
Gold, die übrigen Initialen in Fjolzfchnitt rot ge-
druckt; in den weiteren Exemplaren der Papier-
ausgabe (200 M.) find fämtliche Initialen von
den Fjolzftöcken rot gedruckt. Die gemalten Rand-
leiften und Initialen führte A. Schoppmeyer aus,
die fjolzftöcke des üitels, der 3wifchentitel und
der Initialen fchnitt Br. Rolliß nach muftergültigen
3eichnungen der Preffe. Alle Exemplare haben
Fjalbpergamentband erhalten, Ganzpergament-
bände wurden nur auf Beftellung ausgeführt.
In ganz gleicher üleife buchtechnifch aus-
geftättet, aber im Format 18,5X27 cm, hat die
Preffe „O. florati Flacci de arte poetica
epistola ad Pisones“ herausgebracht, mit
üextrevifion von Paul Friedländer in Berlin;
5 Exemplare auf Pergament (500 M.), 60 auf
Bütten (100 und 30 M.). Daß fo mufterßafte,
von Cieffenbach ganz allein hergeftellte Drucke
nur in kleiner Auflage erfcheinen können, ift
verftändlid); noch verftändlicher ift, daß fie
fcßnell vergriffen find, weil die Preffe jedes
Ausnu^en der Konjunktur vermeidet und daher
die Preife, vor allem für die Papierausgaben,
fo anfekt, daß auch wahre Bücherfreunde diefe
Drucke erwerben können.
Das gleichfalls noch in diefem Jahre erfchie-
nene „Jahrbuch der 3eüfchrift Das neue
Pathos 1919“, wieder ein herrliches fchwarz
und rot Fmndgedrucktes* Buch aaf beftem deut-
fchen Bütten, dem fogar noch eine Radierung
von Felix Mefeck, ein Steindruck von ülaldemar
Rösler und ein Fjolzfchnitt von E. R. ttleiß
mitgegeben find, koftet nur 20 Mark. Solche
Druckerzeugniffe waren früher Beweife einer
hohen Kultur, eines wirtfchaftlichen und gefell-
fchaftlichen Aufftiegs; das paßt nicht meßr auf
unfere 3eit, in der alles im Niedergange fich
befindet; um fo freudiger aber betrachten wir
gerade heute inmitten unferes wirtfchaftlichen und
gefellfchaftlichen Abftiegs fo glänzende 3eugen
deutfcher Buchpflege. Georg Minde-Pouet.

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