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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 9
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Von Künstlern und Gelehrten
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Neue Bücher und Zeitschriften
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0283

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Neue Bücher und 3eitfcF)riften

haben. Der Krieg begrenzte die Sdßaffens-
mögiichkeiten. Ein neuer Huffchwung blieb der
Künftlerin verfagt: am Oftermorgen, zweilüochen
nach) der Geburt eines Cöchterchens ift Henne
Koken infolge Lungenentzündung plötzlich) ge-
worben. dir trauern um eine echte Künftlerin
und einen prächtigen Menfchen. C. S.
Berlin
Der Maler und Radierer Fjans Meid wurde
als Lehrer für Kupferftich und Radierung an die
akademifche Fjochfchmle für die bildenden Künfte
berufen, die offenbar von ernfthaftem Beftreben
erfüllt ift, fich in ihren Kräften den Forderungen
der 3eit gemäß zu verjüngen.
Erlangen
Der Kuftos am Mufeum klaffifcher Bildwerke
in München, Dr. Ernft Bufchor, wurde zum
a. o. Prof, für klaffifche Ärchäologie an der üni-
verfität ernannt.
Neue Bücher und 3e^fd}riften
fwaufenfteinsKIeisgerber-Bud}1
Es ift die Befonderheit guter Bücher, daß fie
meift langatmiger Empfehlungen nicht bedürfen,
um fich durchzufetsen. ünd daß das von der
Münchner Neuen Sezeffton herausgegebene Ge-
denkbuch auf tüeisgerber zu diefer Kategorie
von Veröffentlichungen gehört, darf von vorn-
herein als Catfache notiert werden. Denn es ift
nicht nur im rein biographifcp-hiftorifchen Sinne
ein ausgezeichnetes Clerk, fondern auch als litera-
rifcße Leiftung bedeutend, weil es einer der beften
Köpfe unferes tintenkleckfenden Säkulums mit
feinem Fjerzblut niederfchrieb und man auch
ohne Prophezeiung behaupten kann, daß zumal
die kritifche fflürdigung, die Fjaufenftein der
Kunft deisgebers zuteil werden läßt, vor der
Gefchicßte beftehen dürfte. Die ift an diefem
auch fonft fo feinen Dokument der 3ßü das
defentlicßfte der Leiftung. Das andere in den
beiden erften Kapiteln „Erinnerung“ und „Leben“
gibt nur den Huftakt zu der eigentlichen künft-
lerifchen Durchdringung des Problems, wie es
in Cleisgerbers fragmentarifchem Lebenswerk
vor uns fteßt. —
HberBücher haben ihreSchickfale und brauchen
zu ihrem Erfolge meift auch der äußeren Nach-
hilfe. das während des Krieges an guter Kunft-
literatur erfchien, hat fich unter dem Drude der
äußeren Verhältniffe nur feiten durchzufetjen
1 ttlilhelm Fja ufenftein. Älbert ttlcisgerber.
Ein Gedenkbud). Mit 90 Abbildungen. München 1918.
R. Piper & Co. Verlag.

vermocht und es wäre wirklich fchade, füllte
gerade dem deisgerber-Buch ein ähnliches Los
zuteil werden. 3U fctmell pflegt auch fonft unfere
rafchlebige 3eit über ihre wirklichen Führer hin-
wegzufohreiten, und es wäre ungerecht und tufto-
rifet) verhängnisvoll, wenn etwa die Lebensarbeit
Hlbert deisgerbers vorzeitigem Vergeffen an-
heimfiele. Dazu lebte denn doch in diefer
Künftlerkraft zu ftark der Funken des Neu-
fchöpferifchen, des aus dem Geift Geborenen
und dieHhnung einer intuitiven Erneuerung, die
einmal kommen wird, wenn fie nicht fchon da
ift. deisgerbers derk ift gewiß Fragment, weil
die letzte Erfüllung feines Ringens nur in ganz
wenigen Schöpfungen der lebten Jahre vorhan-
den zu fein fcheint. Und doch genügt dies
denige, um an hervorragender Stelle in den
Entwicklungsgang der Kunft eingeordnet zu wer-
den. Das andere aber ift nicht minder wichtig,
weil es deutlich die konfequente Steigerung
umreißt. Erft durch die Stationen am dege
wird einem die Fjöhe der endlichen Leiftung
offenbar.
Eine der dümmften Kugeln diefes deltkrieges
hat dies innerlich heiß entzündete Künftlerleben
vor der3eit vernichtet. Das feßöne, auch äußer-
lich reich ausgeftattete literarifche Denkmal wird
die Hufgabe erfüllen, deisgerbers derk leben-
dig zu erhalten und als einen Ceil von jener
Kraft auch in 3ukunft offenbar zu machen, unter
deren längft eine junge Generation zu
fdßaffen begonnen hat. Biermann.
Darmftadts 3ukun[t als Kunftftadt
nennt ttliihelm Michel eine kleine Flugfchrift,
die foeben im Verlag der Dachftube-Darmftadt
erfchien und Gericht hält über Vergangenes und
Gegenwärtiges, nicht ohne zum Schluß energifd)
die Mittel und Wege aufzuzeichnen, die not-
wendig find, foll der ohnehin ftark erfchütterte
Ruf diefer Kunftftadt nicht für immer verklingen.
Huch dem Fernjtehenden wird diefe Hrt einer
wenn auch fcharfen, fo doch fachlich vornehmen
Hrt der Kritik fympathifch fein, ja Vieles, was
im Moment nur für die Metropole Fjeffens Gel-
tung zu haben fcheint, verträgt durchaus die
Verallgemeinerung auf Verhältniffe, wie fie leider
überall in der deutfehen Provinz zu Fjaufe find.
Hber nicht immer gibt es dort wie in Darmftadt
beherzte Männer, die wie Edfchmid, Michel und
einige HIahlverwandte den Mut zum Kampf und
zu fd)öpferifcher Cat befifjen. Freilich, fo darf
man Jagen, erfcheint heute jede fjoffnung auf
Hufrüttelung eines in dumpfer Gewohnheit er-
ftarrten Bourgeoistums hinfällig und nur die von
unten herauf fteigende Kraft der Maffe wird

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