Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

DOI Heft:
Heft 17
DOI Artikel:
Kunstpolitik
DOI Artikel:
Sammlungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0586

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Zeit und der Markt

Kun ft politik
Die Frankfurter Meffe und der
Kun ft Handel
Die Stadt Frankfurt a. M. bat ficb entfcbloffen,
an die große Tradition ihrer Gefcbicßte wieder
anzuknüpfen und die uralte Frankfurter Meffe
wieder aufleben zu laffen. Die erfte Meffe foll
fcßon in diefem Jahre vom 1. bis 15. Oktober
1919 ftattfinden, der im Frübjabr bereits die
zweite, die Oftermeffe, folgen foll. Im Gegen-
fag zu Leipzig, das auf feinen Muftermeffen
das ganze, vielfach qualitativ cbaotifcbe Pro-
duktionsgebiet aller Branchen umfaßt und in
diefer öniverfalität auch für die kommenden
feiten unerreichbar daftegen dürfte, wird man
in Frankfurt a. M. beftrebt fein, die Frankfurter
Meffen zu einem ümfcglagplag hochwertiger
Qualitätsware zu machen.
Hls vollftändig neuer Meßfaktor wird in Frank-
furt fcßon in diefem Jahre der Kun ft- und
Äntiquitätengandel vertreten fein. Frank-
furt a. M. hat ficb in den legten Jahren zu
einem fo bedeutenden FJandelspIag für Kunft
und Äntiquitäten entwickelt, daß es den Ver-
gleich felbft mit Berlin und München nicht zu
fcbeuen braucht. Mit bemerkenswerter Freude
folgten die Vertreter des Frankfurter Kunft-
bandels der Einladung der Meffeleitung, durch
eine Gefamtausftellung nur hochwertiger Kunft-
gegenftände repräfentativ auf der Meffe ver-
treten zu fein und daneben in ihren Gefcbäfts-
lokalen eigene Äusftellungen zu zeigen. Diefe
Gefamtausftellung wird nicht, wie die der üb-
rigen Branchen, in der riefigen Fefthalle unter-
gebracht fein, fondern das vornehme Palais
Oppenheimer auf der Bockenbeimer Land-
ftraße in befter Lage der inneren Stadt beziehen,
das die Meffeleitung dem Entgegenkommen des
Frbrn. v. Goldfcbmidt-Rotbfcbild verdankt. Die
Äusftellung felbft wird unter der Mitarbeit der
Frankfurter Mufeumsdirektoren nach rein kiinft-
lerifcben Geficbtspunkten zufammengeftellt und
dürfte neben den Vertretern des deutfcben Han-
dels auch viele Kunftfreunde in ihren Räumen
zufammenfübren. Die Frankfurter Veranftaltung
foll außerdem durch Beteiligung des übrigen
deutfcben Kunftbandels noch wefentlich ver-
mehrt werden, dem Einladungen diefer Cage zu-
gehen werden. Es ift geplant, die verfcbiedenen
3entren des deutfcben Kunftbandels, ähnlich wie
die der Frankfurter Vertreter in repräfentativen
gemeinfamen Äbteilungen ebenfalls im Palais
Oppenheimer unterzubringen.

Gleichzeitig mit der Äusftellung des FJandels
wird eine hervorragende Äusftellung von vor-
wiegend deutfcben Kunftwerken aller Epochen
durch den Frankfurter Privatbefig ver-
anftaltet werden. Diefe Schau foll bauptfäcblicb
folche Ärbeiten zeigen, die trog hoher künftlerifcger
Qualität noch nicht international fo gewertet
werden, wie etwa die Meifterwerke der italie-
nifcben Renaiffance oder des franzöfifcben Ro-
koko. Eine weitere Sonderausftellung wird in
der Fefthalle das moderne Kunftgewerbe in
weitem Umfange vereinigen. Der deutfcbe Kunft-
und Äntiquitätenbandel füllte fiel) unter keinen
dmftänden der Erwägung verfließen, daß er
durch rege Beteiligung an diefer einzigartigen
Veranftaltung nicht nur dem allgemeinen deut-
fcben öüirtfcbaftsleben, fondern in erfter Linie
ficb felbft Änregungen und Kräfte zuführt, die
für feine weitere Entwicklung nur fegensreicb
fein können. * *
*
Die obige Catfache bedeutet mehr als man
zuerft annehmen möchte. Sie ift der erfte ent-
fchiedene Verfuch, den Kunftbandel in den Dienft
unferer Äuslandsbeziebungen zu ftellen und il)m
im Geifte der notwendigen Gegenfeitigkeit unter
den Völkern eine bedeutfame Rolle zuzuweifen.
Über diefes Cbema ift an diefer Stelle febon
mehrfach gefproeben worden.
Die Schriftleitung.
Sammlungen
Die moderne Galerie in Berlin
Berlin ift um ein Mufeum moderner Kunft
reicher geworden. Daß die Magazinräume der
Nationalgalerie zum Brechen angefüllt waren,
verftebt ficb von felber, zumal unter den ver-
fcbiedenen Geficbtspunkten, unter denen früher
gefammelt wurde, auch der maßgebend war,
daß nationale Kunft mehr nach Inhalt als nach
Qualität gewählt wurde. 3weimal konnte febon
aus der überheizten Mafcbine Dampf abgelaffen
werden: zuerft als die Schlachtenbilder ins 3eug-
baus kamen, dann als die Bildniffe der Fürften
und Feldherren, der Kiinftler, Gelehrten und
Staatsmänner zu einer Bildnisgalerie in der
Scbinkelfcgen Bauakademie vereinigt wurden.
Äber es war doch auch anderes, wenn auch
unter Schwierigkeiten, gefammelt worden, was
die zeitgenöffifebe Kunft würdig repräfentierte,
und trog böfifeber FJemmungen war ein heim-
licher Scbag vorhanden. CCIie füllte er jegt, wo
alle Schranken der wilbelminifcben Epoche fie-
len, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wer-

562
 
Annotationen