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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 3
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Vorschlag zu einem volkstümlichen Kunstprogramm
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0074

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Kunftpolitik

Sammlungen

heit zu fdßenken. Denn diefer neue Geift, der
Cräger und Inbegriff zukünftigen Glückes ift, ift
eine Kraft, gegen die Bajonnette vergeblich
kämpfen werden — diefer neue Geift, der
wieder wie in den ürtagen chriftlicher FJeils-
Verkündigung im Menfcßen nur den Bruder
fief)t, er ftrömt aus dem Füllhorn des über-
wundenen Grauens wie Frühlingsahnen über
die Kielt. — Er muß und wird die Erde er-
obern, wenn anders man die 3ßit and unfer
Schickfal noch ertragen könnte.
Klilfon gab das Stichwort vom Völkerbund,
ein Evangelium, das Millionen Menfchenherzen
inbrünftig erfüllt fehen wollen. Diefer Völker-
bund, defferi Idee ethifcher Überzeugung ver-
traut, ift nur realifierbar, wenn er neben allen
realpolitifchen Vorausfe^ungen feiner 14 Punkte
den Geift der Gemeinfchaft fruchtbar macht.
Diefer Geift aber ift die Brücke, über die die in
Fjaß getrennten Völker zu einander kommen
werden, ein jedes mit feinen reichften Gaben,
um davon dem anderen mitzuteilen. Fjier wird
der Fjandel das große Inftrument der neuen
Völkerfreundfchaft fein, dort vielleicht die Kunft
Mittlerin lebten Verftehens werden. £Ins bleibt
nach dem 3ufammenbruch kiihnfter Cräume von
ttlelthandel und Kleltpolitik nicht viel an Gaben
für die andern übrig. Mag vielleicht die Klelt-
revolution uns auch in letzter Stunde Rettung
vor dem (Untergang bereiten, arm bleiben wir
auf Jahrzehnte hinaus und wirtfchaftlich) immer
abhängig von der übrigen Kielt, ünd doch
befitjen wir ein höchftes Gut, das uns alle neiden
werden, wenn wir es in naher 3ßit wahrhaft
zu nützen wiffen. Deutfcfdands künftlerifctje
Kraft ift ungebrochen, ift heute — frei geworden
von den Feffeln überkommener Befchränkt-
heit — mächtiger denn je. Soweit wir [chauen
in unferem Lande, ift die junge Kunft am Klerke,

find die Köpfe an der Ärbeit. Dies ift die Er-
füllung, die uns das Schickfal weift aus Not
und Elend der Enttäufchung: Än unferem künft-
lerifchem Klollen wird einmal die Kielt ein Bei-
fpiel erleben, das geiftiger Freiheit höchftes 3iel
zu feigen berufen ift. Mit diefer Kraft bauen
wir nicht nur uns ein Fjaus in der Sonne, wir
wollen fie auch nu^bar machen zum Glück der
anderen. Durch die Kunft wird die Völker-
verföhnung geiftiges Prinzip, durch fie wird die
geiftige Internationale die letzte Kleihe emp-
fangen; durch fie der foziale Gedanke, der das
Mittel der Verftändigung ift, fein Denkmal für
die Ewigkeit erhalten. Raffen wir nur den
lebten Reft der uns verbliebenen Kraft zusammen,
um unfer Volk mit künftlerifchem Geifte zu durch-
tränken, um unferen Meiftern das höchfte Glück
des freien Schaffens im Dienfte der neuen Gefell-
fchaft zu fichern, wir bauen damit an dem FJaufe
unferer eigenen 3akunft und an dem der Kielt!
Mag Klilfons fcfjöner Craum Erfüllung werden,
(obwohl wir überzeugt find, daß ihm nur die
Kleltrevolution das wahre Mittel fein kann) wir
dürfen den Gedanken an den Völkerbund nicht
einen Äugenblick vergeffen, der einmal im
Künftlerifchen da fein wird. Ihn durch unfere
Ärbeit vorzubereiten, fei unfer 3^1. Unser
künftlerifches Können muß für unfere Gefinnung
zeugen, muß die Erde im Eißifchen revolu-
tionieren und damit zugleich letper Gemeinsam-
keit einer denkenden Menfchheit, die frei von
Sklavenfeffeln ift, dienen. Kommt aber der
Äugenblick, wo wir wieder frei daftehen vor
uns und den anderen, [oll es auch an den neuen
vierzehn Punkten nicht fehlen, die unferes
Volkes künftlerifche Reife zu Nutj und Frommen
auch der anderen fruchtbar machen, von denen
uns ein blutiger Irrwahn fünf Jahre lang ge-
trennt hat. Cincinnatus.

Sammlungen
Bafel
In der öffentlichen Kunftfammlung werden
zurzeit bauliche Veränderungen vorgenommen,
die vor allem der modernen Kunft beffere Äus-
ftellungsmöglichkeiten verfchaffen follen. Der
geplante Mufeumsneubau dürfte zwar in abfeh-
barer 3ßit begonnen, aber doch erft in einigen
Jahren vollendet werden.
Berlin
In der National-Galerie gelangten folgende
Klerke zurÄufftellung: Die 6 Bilder mit heroifchen

Landfchaften, die Karl Friedrich Schinkel für
den Saal des Kaufmanns Fjumbert gemalt hat.
Ferner eine Ciberlandfchaft von Jofef Änton
Koch. Von Cafpar David Friedrich ein Bild
„Das Nordlicht“ und von Ferdinand von Rayski
ein Porträt der Frau von Sd)önberg. Neuer-
werbungen gelten der Kunft von Spi^weg, des
Düffeldorfer üiermalers Chriftian Kröner und des
Landfehafters Emil Lugo.
Dem Kunftgewerbemufeum wurde durch Frau
Änna vom Rath ein fehr fchöner Barockfdjrank
vermacht, der einft zu dem Chorftuhl und Ge-
täfel der ehemaligen Karthaufe von Mainz aus
den Jahren 1724/26 gehörte.

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