Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

DOI Heft:
Heft 10
DOI Artikel:
Von Künstlern und Gelehrten
DOI Artikel:
Neue Bücher und Zeitschriften
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0323

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Neue Bücher und 3eitfcfyriften

Greifswald, ift zum ordentlichen Fjonorar-
profeffor ernannt worden.
Karlsruhe
Fjans C h o m a, der im Oktober fein 80. Lebens-
jahr vollendet, ift von der Leitung der Kunfthalle
und des Choma-Mufeums, die er feit zwanzig
Jahren innehatte, zurückgetreten. (denn diefer
Entfcfjluß des verehrten Meifters mufeal eine
Neuorientierung bedeutet, dann darf man ihn
von Fierzen begrüßen. Denn die 3uftände waren
in der Karlsruher Galerie feit Jahren troftlos, die
Aufteilung der Bilder meift unmöglich und die
Erhaltung der alten Meifter oft bedenklich. Fjier
tut eine von Grund aus durchgreifende Reform
not und es ift zu hoffen, daß man [ich endlich
entfchließt, die Leitung des Mufeums einer tüch-
tigen, jüngeren Kraft anzuvertrauen.
£Uien
Äm 8. Äpril verftarb hier im 55. Lebensjahre
Maler Profeffor Älois Fjans Schram, Schüler
der öüiener Äkademie unter Makart und Crenk-
wald. Äls Fjiftorien-, Genre- und Porträtmaler
bekannt. Mit Prof. Lebiedfki zufammen arbei-
tete er am Figurenfries am Kliener Parlament
und war zuletzt noch an der Ausführung der
Decken- und EJandbilder in der neuen Fjofburg
tätig. G. KL
Neue Bücher und 3eitfd)riften
Sdjnütgens Lebenserinnerungen 1
Der alte freundliche Domkapitular, mit dem
ein Stück befter rheinifcfjer Kunfttradition ins
Grab fank, hat die Buchausgabe feiner Lebens-
erinnerungen nicht mehr erlebt und als er fid),
dem Drängen feiner Freunde nachgebend, ent-
fchloß, einiges aus den perfönlichen Erinnerungen
eines von Daten und Erfolgen gleich gefegneten
Lebens aufzuzeichnen, mag er wohl gefühlt
haben, daß dies das letzte literarifche Dokument
fein würde, mit dem er gewiffermaßen Abfcfjied
vom Dafein nehmen füllte.— Ein Glück, daß es
noch vollendet werden konnte, daß in diefen
Seiten das Bild der Perfönlichkeit fortleben darf
als Menfch und 3eitgenoffe einer Epoche, die
alle 3eichen des Überganges weift.
Äußerlich treten diefe Erinnerungen faft zu
anfpruchslos auf. In heiterem Plauderton ge-
fchrieben, verfchweigen fie viel von dem, was
der Kunftfreund in erfter Linie in ihnen gefucht
hätte, wie Scfmütgen zum Sammler wurde und
wie er als Forfcfjer und Gelehrter mit dem
1 Kölner Erinnerungen von Älexander Sct)nütgen.
Mit dem Bildnis des Verfaffers. Köln 1919. Verlag von
J. P. Bactjem.

rheinifchen Erbe verwuchs, wie feine eigene
Sammlung geworden ift und wie der gelehrte
Mann das Kunftgewiffen feiner 3^it hat be-
fruchten können. Über diefe Dinge, die freilich
hiftorifch längft feftftehen, hätte man doch fo
gern einmal ein letztes authentifches Klort ver-
nommen, das nur in gelegentlichen Andeutungen
laut wird, beinahe fo, als fei der Schreiber
ängftlich bemüht gewefen, feine eigene Perfön-
lichkeit nach Möglichkeit in den Fjintergrund zu
drängen. Das macht wohl der Befcheidenheit
diefes wahrhaft großen Mannes alle Ehre, die
Gefchichtsfchreibung notiert dagegen die Cat-
fache als allzufchmerzliches Manko.
Dennoch find diefe Lebenserinnerungen ein
wundervolles Buch, deffen 3auber fich niemand
entziehen kann, der mit den Scfjickfalen des alten
Köln enger verwachfen ift. Fjißr erftelyt längft
Vergangenes zu neuem Dafein. Man atmet den
guten alten Geift einer zwar hausväterlichen,
aber doch von reichem künftlerifchen Lebens-
ftrom durchzogenen 3ßib Klie durch buntbe-
malte Scheiben gefehen, erfcheint das gefel-
lige, Fmmordurchwürzte, durchaus kleinftädtifche
Leben in der frohen, heiligen Stadt der fechziger
und fiebziger Jahre. Cypen ftehen in plaftifcfjer
tllirklichkeit vor Augen, die in ihrer derben Ur-
kraft vielleicht nur der Kölner felbft verftehen
kann. Daneben aber greift die Kette der Er-
innerungen immer ftärker hinein in das neu er-
wachende künftlerifche Gewiffen der Epoche,
deren lebendigfter Ausdruck niemand fo fefjr
als der Domkapitular felbft gewefen ift. Manches
erfcheint in diefem 3ufammenhang durchaus neu
und einige längft vergeffene Künftlernamen wie
die des Bildhauers Elfcheidt, des Glasmalers
Graß und des Dombildhauers Chr. Mohr — von
deren Kunft die Kölner Kirchen fo manche Probe
verfchließen — danken diefen Lebenserinnerungen
ihre Auferftehung. Freilich beweifen gerade
derlei Fjinweife im Gegenfinne auch, wie arm-
felig der fchöpferifche Geift jener längft ver-
geffenen 3ßit in Köln gewefen, wie unfrei und
in falfcher Überlieferung befangen.
Kunftgefchichtlich vor allem wichtig und auf-
fchlußreich ift das Kapitel über die Begründung
des Kölner Altertumsvereins (1874) und die von
diefem veranftaltete erfte große künftlerifche
Ausftellung von 1876, die als folche das gefamte
neuzeitliche Sammelwefen nachhaltig beeinflußt
hat. F)'6r empßndet man auch wie fonft an
keiner Stelle des Buches — zwifchen den feilen
zwar — was eine Perfönlichkeit wie Scfmütgen
für das Köln der achtziger Jahre bedeutet hat,
das ein Jahrzehnt und länger als Vorort des
europäifchen Kunftmarktes neben Paris und

301
 
Annotationen