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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 12
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Edschmid, Kasimir: Rudolf Großmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0375

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RnHnH nrn^fnann Mit 19 AhhildunSen
KUQOlf urüpmdnn Von KASIMIR edschmid

Grapl)i[d}es Randwerkszeug nicht nur partiell zu gebrauchen, vielmehr aufs Fötale
zu gehen, alfo nicht nur Skizze, nicht nur Karikatur, Illuftrator oder „neben“
dem Malen her, fondern ein dleltgefühl nach allen Seiten damit zu durchdringen,
dazu erfd)öpfen fiel) die Verfud)e, Änfät^e und manchmaliges Erreichen in Deutfchland
mit wenigen Namen. hier überall verfud)t ein Stilgefühl die Durchdringung des
Gegenftandes. Nicht etwa in der Verzerrung der gegebenen Form, nicht ins Dekora-
tive ausgefchmückt, nicht lediglich in der Bewegung der Linie. Ein Röntgenftral)l,
durchleuchtet es die Natur, fchält das Fleifd) hinweg, zeigt einen Äugenblick das
fchwankende Gerippe und greift dahinter nach der eigentlichen Subftanz. Da verge-
waltigt Beckmann den Vorwurf und gibt fein erfchsreckendes Gefpenft. Kubin filtriert
es auf die graufige Ätmofphäre. Kokofdjka hat das panifche Entfetten, Meidner die
anard)ifcl)e Ekftafe. Scharff gibt wundervolle pathetische Leiber, Klee die rätfelvollen
Symbole der fchon nicht mehr vorhandenen Gegenftände. Großmann nun ift beruhigter,
er gibt den Schleier, die Äßnung der materiellen Subftanz. Die größere Elegie feines
Gefühls führt ipn darum manchmal näher an den Gegenftand als die anderen, die ihn
dagegen um fo wilder zerftören. Dafür hat er die größere Skala der Cemperaments-
variationen. Er ift konftatierend und lyrifd), fatirifd) und voll Romantik, myftifd), kalt
und manchmal fogar voll Liebe. Dies aber nur vor der Natur.


Rudolf Großmann. Poker. Radierung. 1914.

Der Cicerone, XI. Jahrg., Heft 12.

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