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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 18
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Neue Bücher und Zeitschriften
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Neue Graphik und Liebhaberbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0628

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Neue Bücher und 3eitfct)riften — Neue Graphik und Liebf>aberbüd)er

tiven und handwerklichen Problemen und ließ'
fo die Sebnfucbt nach einem neuen arcbitekto-
nifcben Ausdruck lebendig werden. F)ißr müffen
wir im neuen Deutfcbland wieder anknüpfen
und zunäcbft die wirtfcbaftlicben Grundlagen
neu fcbaffen, um zu einer neuen ftarken Kunft
zu gelangen. In der kommenden 3eit tieffter
wirtfcbaftlicber Depreffion werden wir vor allem
in der inneren Kolonifation unfere Erneuerung
[neben müffen, ftatt in weitgefteckten, für uns
vorläufig niebt mebr erreichbaren weltpolitifcben
3ielen. Die großen Aufträge monumentaler Bau-
kunft werden in den näcbften Jahrzehnten in
Deutfcbland nur febr fpärlicb erteilt werden.
Die dlobnungs- und Siedelungsfrage, die aufs
engfte zufammenbängt mit der Selbftverforgung
unferes Volkes auf dem Gebiete des Ernäbrungs-
wefens, wird in den kommenden Jahren, febon
angefiebts der ungeheuren Klobnungsnot die
wiebtigfte Forderung der Baukultur bilden. Es
gilt Volkswobnungen zu fcbaffen, in denen ein
neues ftarkes Gefdüecbt aufwaebfen kann. Für
fie den künftlerifcben Ausdruck unferer 3eit zu
finden, erfebeint als eine höbe Aufgabe für den
Baukünftler. Fjand in Fjand mit der künftlerifcben
Geftaltung des (Hobnungsproblems werden durch-
greifende Neuerungen auf dem Gebiete der Bau-
teebnik und der Organifation des Baugewerbes
geben müffen. Unfere Armut zwingt uns, zu
weitgebendfter Eypifierung von Bauten und Bau-
teilen. Namentlich bei der Kolonifation auf dem
platten Lande werden wir zur Schaffung ein-
heitlicher Normen und muftergültiger Eypen
greifen müffen. Die zahlreichen Beifpiele landes-
fürftlicber Stadtbaukunft im 17. und 18. Jahr-
hundert beweifen uns, daß die fo gefeßaffenen
Städte trot$ weitgebendfter Cypifierung unter den
Fjänden ausgezeichneter Architekten und Stadt-
baukünftler des böcbften künftlerifcben Ausdrucks
fähig find. Bei böcbftmöglicbfter Einfachheit und
völliger Enthaltung von allem fcbmückenden
Beiwerk wird die Kunft der Proportionen und
der Farbe den künftigen GUoFmbäufern und Stadt-
vierteln eine befondere Note verleihen. Als
wiebtigfte und dringendfte Aufgabe der näcbften
3ukunft wird uns daraus die Pflicht erwaebfen,
unferen Architekten- und Fjandwerksunterricbt,
wie unfere gefamte kunfttechnifche Erziehung
auf eine neue Grundlage zu [teilen.
So zeigt die frifebe und überzeugende Beb-
rendtfehe Schrift in gedrängter Form den GQeg,
den unfere deutfebe Baukultur angefiebts unferer
heutigen Lage zu befebreiten hat. Ich möchte
diefer Schrift im Intereffe der Gefundung unferer
Baukunft weitgehendfte Verbreitung wünfehen.
Paul ttlolf.

Neue franzöfifdje Malerei
Unter diefem Eitel bringen Arz und Neipel
ein Sammelbuch heraus. Es hat [ich zur Auf-
gabe geftellt, einen Überblick über die neue
franzöfifche Malerei zu gewähren. CHerke von
Picaffo, Derain, Fjenri Rouffeau, Matiffe u. a.
find auf 15 Bildtafeln wiedergegeben. Preis
leicht kart. M. 3.50. (Verlag der öüeißen Bücher,
Leipzig.)
Neue Graphik
und Liebhaberbücher
Der Mond über Soeft
In der Folge neuer grapbifeber Publikationen,
die die Galerie Alfred Flechtheim, Düffel-
dorf, vorbereitet, erfebeint als erftes öüerk eine
Reihe von elf Fjolzfcbnitten von Eberhard
Viegener, mit einem Vorwort von öüill Frieg
unter dem obigen Eitel. Die Auflage ift be-
[ebränkt, da nur 25 Exemplare in den FJandel
kommen. Der Subfkriptionspreis beträgt M. 440. .
Die Namen der Subfkribenten werden in der
Mappe auf einem befonderen Blatte verzeichnet.
Dem Befteller wird die Nummer des fubfkribierten
Exemplars mitgeteilt. NacbFjsrftellung der25Ab-
züge werden die Fjolzftöcke unbrauchbar gemacht.
Viegener, der zu den ganz Starken der jungen
deutfeben Graphik gehört, dürfte mit diefer Mappe
kaum enttäufeben und es befteht kein 3weifßl
daran, daß der Verleger febr rafcb feine 25 Exem-
plare abgefeimt haben wird.
In dem vielfeitig pointierten Vorwort Friegs
fällt ein kurzer Paffus auf, der [ich mit der Rolle
von Soeft im Sinne der modernen Kunftentwick-
lung befaßt. Es heißt da wörtlich: „Soeft wird
in der allernächsten 3ßit die Aufmerkfamkeit
der Kulturwelt erregen, denn es wird wichtig
für den Aufftieg und öüerdegang der neuen
deutfeben Kunft. Cbriftian Roblfs weilte zwei
Jahre in Soeft, und das Farbige und Lineare
feines Stils ift zum großen Eeil F)ißr erwacht.
Emil Nolde traf Rolüfs in Soeft. öüer die
lebten Arbeiten der beiden tiefer betrachtet, wird
eine gegenfeitige Ergänzung (faft kann man
fagen, der junge, ftürmifebe Nolde hat den Alt-
meifter Roblfs beeinflußt) wahrnehmen können.
Paula Moderfobn-Becker ift entzückt durch die
Straßen von Soeft gegangen.
Der Geift der alten Soefter Malerfcßule, be-
fonders Fjeinricb Äldegrevers, ift neu erftanden.
Eine Anzahl in Soeft geborener Künftler er-
febeint auf dem Plan. Der große FUilbelmMorgner
wurde uns durch den Krieg genommen. Eber-
hard Viegener ift mitten in feiner Entwicklung

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