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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 23
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Von Künstlern und Gelehrten
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Alte und neue Graphik
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0816

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Älte und neue Graphik

R o [t o ck
Prof.Dr. Emil ötilj hat an derüniverfität einen
Lehrauftrag fürÄft^etik und Pfychologie erhalten.
(Xlien
Die Maler Älbin Egger-Lienz und Fer-
dinand Ändri find alsProfefforen an die Miener
Äkademie der bildenden Kiinfte berufen worden.
Älte und neue Graphik
Unter Leitung von
Dr. Karl Schwarz, Berlin M. 30,
Äfdjaffenburger Str. 20.
Wir bitten von nun an alle Einsendungen, die
sich auf alte und neue Graphik (Einzelblätter wie
Mappenwerke) beziehen, sowie alle Nachrichten
aus Sammlerkreisen direkt an die obige Adresse
des Bearbeiters dieser Abteilung zu richten.
Neue grapl)i[d)e Veröffentlichungen
Einzelblätter
Fri§ Lederer hat Brueghels Minterlandfchaft
im Miener Mufeum vor dem Original radiert
und in monatelanger Ärbeit eine graphifche
Leiftung vollbracht, die um fo begrüßenswerter
ift, als alle Reproduktionen bisher von der dem
Gemälde befonderen Reiz verleihenden feinen
Stimmung keinen Begriff zu geben vermochten.
Lederer ift es gelungen, die einheitliche Mirkung
der in ein kühles öde iß getauchten, fich in fanften
Schattierungen bis in die weitefte Ferne er-
ftreckende Landfchaft, die von unzähligen Men-
fchen belebt, mit Gehöften und Baumgruppen
durchzogen ift, zu vollwertigem Äusdrucke zu
bringen. Die 55X73 cm große, in Vernismou
mit Roulettefcßraffierung ausgeführte Radierung
gibt den 3weiklang des Schnees und des blau-
grünen Eifes lebendig wieder. Das fröftelnde
Kalt diefer weiten Minterlandfchaft, das matte
Licht der in fanfte Molligkeit gehüllten Schnee-
welt, kommt hier ebenfo wirkungsvoll zur Gel-
tung wie die monumentale Kompofition mit den
von der Jagd heimkehrenden Männern zur Lin-
ken, den ftüfenweife fich abdachenden Baum-
ftämmen mit ihren feingeäftelten kahlen Kronen
und dem am Rande fich tief fenkenden Blicke.
Der Verlag Bifchoff & fjöfle G. m. b. 5- in
München kündigt neben Ärbeiten von Milli
Geiger drei neue Blätter von Lovis Corinth
an. Eine farbige Lithographie des Malchenfees
verdient befonders hervorgehoben zu werden.
Der Künftler, der fich in der lebten 3eit immer
mehr der Landfchaftsdarftellung zugewendet hat,
ift auch hier wie in der Radierung der Löwen-
brücke aus dem Berliner Ciergarten der Meifter

einer flotten Großzügigkeit, die diefen Blättern
ihren monumentalen Stil verleiht. Eine Cier-
ftudie von fprühender Lebenskraft und feinfter
Beobachtung bildet das dritte Blatt.
F. Bruck mann Ä. G. in München bringt erft-
malig Lithographien von Max Mayrshofer,
in denen fich die virtuofe Kunft des bisher nur
in 3Gichnangen bekannten Impreffioniften aufs
neue kund tut. Seine Stärke befteht in der
fuggeftiven Darftellung von Menfchenmaffen, die
er mit wenigen Strichen mehr ahnen als fehen
läßt. Er gibt ein Gewirr von Erfcßeinungen,
einen lebenden Knäuel, ein Fluten und Mögen,
das fich im prallen Sonnenlicht phantaftifd) ab-
fpielt. Die Landfchaft dient Mmyrshofer mehr
als Gmrahmung feiner Menfchendarftellung denn
als Selbftzweck; daher find Blätter wie die wilden
Orgien, betitelt „Kriegslager“ und „Panik“ oder
Rauffzenen wie „Einhalt“, „Streit“, „Überfall“
und fchließlich „Die Betrunkenen“ befonders
hervorzuheben.
Die beiden, im gleichen Verlage erfcheinenden
Radierungen „Der Manderer“ und „Frühling“
von Fjßinrich Reifferfcheid offenbaren in
ihrer klaren Formenfprache einen Künftler von
ernfter — vielleicht gar zu weit gehender —
Gründlichkeit, der eine durchaus fichöre Fjand
befitjt und Merke von gehaltvoller Qualität und
gefchloffener Mirkung fchafft.
Mappenwerke
August Gaul, Vom Fressen der Tiere. Paul
Cassirer, Berlin. 25 Lithographien. 50 nume-
rierte Exemplare. M. 500.—-.
Franz Heckendorf, Sonne. Verlag Was-
muth A. G., Berlin. 10 farbige Originallithogra-
phien, mit einer dichterischen Einführung von
Arno Nadel. 50 Vorzugsexemplare M. 750 — ,
150 Exemplare M. 500.—.
Arthur Grunenb er g, Figuren. Verlag Ernst
Wasmuth, Berlin. 16 Steinzeichnungen im For-
mat 50X70 cm. 30 Vorzugsexemplare M.880.—,
170 Exemplare M. 500.—.
Lene Schneider Kainer, Amsterdam. Ver-
lag Fritz Gurlitt, Berlin. 12 Steinzeichnungen.
Nr. 1—20 (handkoloriert) M. 450.—, Nr. 21—60
M. 200.—.
3um fünfzigften Geburtstage Äuguft Gauls hat
der Verlag Paul Caffirer den Künftler felbft durch
ein intereffantes Mappenwerk zu Morte kommen
laffen, in dem die verfchiedenften Vertreter der
Cierwelt vom Elephanten bis zur Raupe bei
der felbftgefälligen Cätigkeit der Nahrungs-
aufnahme vorgeführt werden. Gauls tieffchür-
fende Beobachtungsgabe und feine befondere
Liebe zu den Cieren, die er immer wieder fchil-

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