Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (11.1919)

Neue Bücher und 3e*t[cbriften

„Die neue Erde“
ift der Name einer geplanten Cdocbenfcbrift für
kulturellen Sozialismus, für die der Kunftßiftoriker
Dr. Max Ermers, ülienVI, Linke dlienzeile 62,
wirbt. In ihrem Programm finden fich folgende
Sät^e:
„üüiffenfcbaft und Kunft müffen völlig neue
Einteilungen zur Allgemeinheit erhalten. Die
Kunft muß wie in den 3eiten des Griechentums
und der gotifchen Dorre wieder im Mittelpunkt
des Volkslebens fteßen, foll es überhaupt lebens-
wert bleiben. Die öffentlichen Pläße, die 3u-
fammenkunfts- und Feftorte müffen wieder die
Ausftraßlungspunkte großer künftlerifcßer dlirk-
famkeit werden: der tote Mufealismus ift der
Feind fozialiftifcßer Kunft und Kunftwirkfamkeit.
Kunfterzießung, Verwandlung der Arbeit in Kunft,
Erhöhung des Lebens durch finnvolle bedeutfame
Fefte, Verwandlung der ftädtifchen Beluftigungs-
bühnen und Operettenhäufer in dramatifcße
Feftfpielhäufer mit feltenen Aufführungen, be-
deutenden Dichtungen und Abgefchiedenheit vom
Grubel der Städte, üliedereinfe^ung der Mufik
und der rhythmifchen Gymnaftik als zufammen-
bindende, menfchenvereinigende Kraft, Ein-
gliederung des Künftlers in die [ozialiftifche
QLIirtfchaft, Vertiefung der künftlerifcßen Inhalte
im Sinne einer fozialiftifchen Kleltanfcßauung ...
heißen hier die nächsten, noch ungelöften Fragen,
an denen keiner vorübergehen darf, dem der
Sozialismus mehr ift als eine Magenfrage.“
Auch kündigt er unter anderen folgende Auf-
fäße in den erften Fjeften an: Ein Volksamt der
fchönen Künfte; Über Kunfterziehung; Van Gogh
und die Erneuerung des Expreffionismus; Ent-
wurf zum Volkskunftbund; Kunft und Volks-
gemeinfchaft; Ferdinand Jodler; Gartenftädte.
G. ttl.
Englifdje Kunftliteratur
Bei Quaritfch erfchien die zweite Auflage von
Herbert A. Giles „Einführung in die Ge-
fchichte der chinefifchen Malerei“ zum
Preife von 20 Shilling. Die Auflage ift 150 Seiten
ftärker als die erfte, mithin um ein Drittel der-
felben vergrößert. Das fcheint nicht zuleßt unter
dem Einfluß des üderkes von Münfterberg ge-
fchehen zu fein.
Von Courvilles großem Kataloge der
Autographenpreife ift nunmehr der dritte
Band 1917/18 zum Preife von 25 Shilling er-
fchienen.
Von einem neuen, äußerft wichtigen, auf eine
Auflage von 300 Exempl. befchränkten Ctlerke
„Kunftpreife vom frühen 18. bis zum
frühen 20. Jahrhundert“, das Algernon

Graves im Selbftverlag herausbringt, ift der erfte
Band A—G zum Preife von 6 Pfund 5 Shilling
erfchienen. Das Güerk, das an Vollftändigkeit
und Gewiffenhaftigkeit der Bearbeitung Redfors
auch bei uns viel benußtes tüerk bei weitem über-
trifft, bringt auch vor allem die vielen Künftler,
die zu Redfors 3eit noch gering gefeßä^t und
daher von ihm überfeben, feitdem Bedeutung
für den Kunftmarkt gewonnen haben.
Fj. Percwal veröffentlicht in der Sammler-
ferie des Verlages Fj- Jenkins zum Preife von
6 Shilling fein Buch „Der Glasfammler“.
Eine Studie Arthur Fjay dßs über die Kopen-
bagener Porzellankaßen erfchien zum Preife von
ca. 10 Shilling bei Fisher ünwin.
Das neuefte Doppelheft der hier bereits
empfohlenen neuen Dresdner Kunftzeitfcbrift
„1919. Neue Blätter für Kunft und Dich-
tung“ ift der eben gegründeten Dresdner Se-
zeffion gewidmet. Das Fjeft ift ein Dokument
jungen CQollens, in dem fich bildende Kunft und
Literatur zu einem barmonifcb abgeftimmten
Gleichnis zufammenfinden.
Die Rheinlande
(Halter Cohen hat mit dem Januarheft diefes
bereits im 19. Jahrgang erfebeinenden Verbands-
organs der Kunftfreunde in den Ländern am
Rhein die Redaktion des der bildenden Kunft
gewidmeten Geiles der 3eitfcbrift übernommen
und veröffentlicht an erfter Stelle einen glän-
zend illuftrierten Beitrag über Düffeldorfer und
Frankfurter Kunft auf der Dresdner Ausftellung
deutfeber Malerei im 19. Jahrhundert, die vor
einigen Monaten die Galerie Ernft Arnold ver-
anftaltete.
Neue Graphik
und Liebhaberbücher
Paul Caffirer, Berlin, gibt einen Verlags-
katalog heraus, der grapbifebe Blätter folgender
Künftler anzeigt: Barlach, Beckmann, Brock-
hufen, Gaul, GU. Geiger, Groß mann, Fjeckel,
Cd. 5übner, Kokofcßka, Lehnibruck,Leifti-
kow, Lieber mann, Meid, Munch, Oppen-
heimer, Purrmann,Slevogt. Die feinfinnigen
Kaltnadelarbeiten des eben verdorbenen Lebm-
bruck vertreten zufammen mit den Radierungen
Purrmanns und den Steindrucken Kokofcßkas
die modernfte Nuance, der fieß Caffirer nach
früherem 3ögern jeßt entfeßiedener zuwendet.
Auf großes Intereffe können Liebermanns
drei Originallithographien zu Goethes Novelle
„ B affompierre “ rechnen, die Caffirer foeben

194