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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 9
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Verschiedenes
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Der Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0287

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Verfd)iedenes — Der Kunftmarkt

von Einzelfcfmlen, denen die Lehrer nach der
Richtung ihrer eigenen Tätigkeit das perfönlicbe
Gepräge verleiben. Diejenigen Scbüler, die wegen
zu geringer Vorbildung nicht in die Einzelfcbulen
aufgenommen werden können, werden in einer
„Allgemeinen Schule“ fo lange ausgebildet, bis
pe die nötige Reife für jene erlangt haben. In
diefer, von mehreren Lehrern geleiteten Allge-
meinen Schule wird ihnen gleichfalls das ge-
faulte Gebiet künftlerifcber Cätigkeit, von der
GQiedergabe des einzelnen Stückes Natur bis
zum freien Spiel der Pbantafie im felbftändigen
Komponieren, zugänglich gemacht. Die Auf-
nahme wie der Übergang aus einer Schule in
die andere erfolgt ftets nach Befcbluß der Leb-
rerverfammlung. Der Befuch der Allgemeinen
Schule ift auf böcbftens vier Semefter, der der
Einzelfcbule auf acht befcbränkt, fo daß eine
Gefamtdauer derStudienzeitvon fecbs Jahren ent-
ftebt, während früher der Befuch der Akademie auf
eine folcbe von zehn, ja mehr Jahren ausgedehnt
war. Den Leitern der Einzelfcbule find für die-
jenigen Schüler, die in ihrer Entwicklung fort-
gefcbritten find, eine Anzahl Einzelateliers zur
Verfügung geftellt. Im allgemeinen foll mit dem
neuen Lehrplan, durch eine fcbärfere Auswahl
und ftändige Beobachtung der individuellen Be-
gabung ein qualitativ böberftebender Stamm
von Schülern die Vorteile einer Fjocbfcbule ge-
nießen, als welche die Akademie^ die letzte und
entwickelte Form der künftlerifcben ünterricbts-
anftalten überhaupt darftellt.
Der neue Lehrplan, der in dauernder Fühlung
mit den Studierenden felbft ausgearbeitet und
von der Regierung gutgeheißen ift, tritt mit dem
Sommerfemefter 1919 in Kraft. Für den Über-
gang von den alten Verbältniffen in die neue
Ordnung find eine Reihe Sonderbeftimmungen
gefcbaffen worden. Nach drei Probejahren, in
denen die Ergebniffe der Gmgeftaltung gezogen
werden können, wird die endgültige Form des
Lehrplanes gefcbaffen werden können. Die Neu-
befetjung einiger wichtiger Lebrpoften, insbefon-
dere der Architekturklaffe und der Schule des
im Vorjahre ausgefcbiedenen Profeffor Banker,
ift gegenwärtig im Gange. Da auch einige
weitere Veränderungen innerhalb des Lehrkör-
pers bevorfteben, wird vorausficbtlicb fcbon im
laufenden Jahre das Bild der Akademie auch
nach ihrer perfönlicben Färbung ein völlig ande-
res und zweifellos zeitgemäßeres und einheit-
licheres geworden fein.
Paris
Am 8. Mai kommt die Affaire der Rodin-
Fälfcbungen vor Gericht. Es find 16 An-
geklagte vorgeladen.

Der Kun ft markt
Bevorfteliende Verweigerungen
Berlin
Am 20. Mai 1919 wird in Rudolph Lepkes
Kunft-Auktionsbaus die GemäldefammlungB o ck-
Reinbeck-Fjamburg verfteigert. Diefelbe ent-
hält eine große Anzahl erftklaffiger deutfcber
Meifter, von denen die Mehrzahl durch mehrere
Cüerke vertreten ift. So enthält die Sammlung
von Defregger 8, von Grütjner und Spit$-
weg je 5, von 3ügel und Schönleber je 3
und von Gabriel Max 4 Arbeiten. Auch die
Meifter der neueren Richtung zeichnen ficb fo-
wobl durch Qualität als durch Reichhaltigkeit
aus. Von Stuck, Erübner, 3nmbufcb, Liebermann
und Corintb findet man cbarakteriftifcbe Proben
ihrer Kunft. Außer ihnen find noch Künftler
wie Kowalski, Gaiffer, Israels, Sperl, Fjengeler,
ülopfner, cüenglein, Everle, Erdelt, von Keller,
Fj. und F. A. Kaulbad), Dill, übde, Jank, Bürkel,
Lenbacb, Purtfcber, Fjirtb du Frenes, Keller-Reut-
lingen, Dieij, Fjartmann, Eboma, Alt, Fjabermann,
KühL Fj- Kaufmann, Firle, A. Achenbach u. a.
mehr im Katalog verzeichnet. Insgefamt um-
faßt die Sammlung 156 Cüerke neuerer deut-
fcber Malerei, über die im Einzelnen ein reich
illuftrierter Katalog (Preis M. 8.—) Auskunft
gibt.
Bei Leo Liepmannsfobn, Antiquariat, Ber-
lin SCO, Bernburgerftr. 14 kommt am 19. Mai
eine reichhaltige Autograpbenfammlung aus dem
Nachlaß des Komponiften und Imendanten Fjans
Bronfart von Scb eilendorff unter den Jam-
mer, die rund 400 Nummern enthält. Sie hat
internationalen Charakter und bringt zum Eeil
kulturhiftorifch und menfcblicb gleicpbedeutfame
Dokumente der großen Mufiker (Brahms, Fjans
von Bülow, Lifzt u. a.), Sänger, Scbaufpieler,
Ebeaterleiter und Eänzer zum Verkauf. Ins-
gefamt 299 Nummern, die im einzelnen große
Seltenheiten darftellen. An diefe Abteilung
fcfdießt ficb eine folcbe von rund 100 Nummern,
die Briefe und Autographen von ScFjriftftellern,
Dichtern, Gelehrten, Malern, Staatsmännern ufw.
enthält, darunter eine Sammlung von 106 eigen-
händigen Briefen Paul fjeyres> die kein Bio-
graph des Dichters und feiner 3eit umgehen
kann. Da es an diefer Stelle zu weit führen
würde, auch nur das ülicbtigfte diefer feltenen
Kollektion namhaft zu machen, empßeblt ficb
von felbft eingehendes Studium des vorzüglich
gearbeiteten Katalogs.

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