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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 11
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0362

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Sammlungen

Ausheilungen

eine Illuftration zur Legende vom ürfprung des
DominikanerOrdensgewandes; ein Gemälde mit
den Fjeiligen Fabian und Sebaftian von Gio-
vannidiPaolo. F)-
Paris
Leon Bonnat hat den beften Ceil feiner gro-
ßen Sammlung von Rembrandtzeicßnungen,
zufammen 90 Blätter, dem Louvre gefcßenkt.
5-
Venedig
Die italienifcße Preffe befcßäftigt fich ein-
gehend mit dem Plan, in Venedig eine neue
Ordnung der Mufeen durchzuführen, deren wicß-
tigftes Glied die Einrichtung des Dogenpalaftes
zu einem Mufeum venezianifcher Kunft fein foll.
3u diefem 3weck haben die ftädtifchen Behörden
bereits dem Staate die Bitte um Überlaffung
des Palaftes unterbreitet. Man denkt in erfter
Linie daran, den FJauptbeftand des Mufeums
Correr, der infolge der ungünftigen baulichen
Verhältniffe nie richtig zur Geltung gekommen
ift, in den Dogenpalaft zu überführen und zwar
handelt es fich hierbei in der Fjauptfache um
die hiftorifch wichtigen Dokumente aus der Ge-
fchichte Venedigs, während die Gemälde und
die kunftgewerblichen Stücke im Mufeum Correr
verbleiben füllen. In der Cat würde ja auch
kaum ein Bauwerk fo geeignet fein, das hifo-
rifcpe Mufeum der Stadt in fich aufzunehmen
wie gerade der Dogenpalaft, der fchon immer
das lebendigfte Denkmal der Gefcpichte Venedigs
gewefen ift.
Ein anderer wichtiger Plan der intereffierten
Kunftkreife geht dahin, diejenigen Schäle aus
den Mufeen, die früher den Kirchen Venedigs
entnommen wurden, wieder an den urfprüng-
lichen Plag ihrer Aufteilung zurückzuführen.
Äusftellungen
Die Erfte Äusftellung der Dresdner
Sezeffion Gruppe 1919
[Hährend Gleichgültigkeiten das Getriebe der
bürgerlichen Kielt erfüllen und während die all-
täglichen Dinge die Fjirne in Bewegung erhalten,
und während Franzofen und Deutfchje, Arbeiter
und Bürger fich noch haffen, gefchehen Dinge
von menfchlichfter Bedeutung. Aber du fiehft
nicht, Bruder Arbeiter, wie fchon längft „über
die Köpfe der Führer hinweg“ die Verföhnung
fich vollzieht, und du fühlft nicht, Bruder Bürger,
wie deine Standesmeinung und deine ehrliche
Liebe zum Althergebrachten fchon überholt
werden von der Idee, die heute wieder den

Kleltenraum erfüllt, ünd während die Cheater
fpielen und die Straßenbahnen fahren, und
während Dirnen tanzen und Fjunderte hungernd
verenden, während Unmenfchlichftes noch ge-
fchieht — da ftefjen in diefer nämlichen Kielt
wieder Menfchen vor dir, die wahrhaft reinen
Fjerzens find und die das endliche Ende diefes
Jammers künden. Ihr hört fie nicht . . . Aber
fie reden eine eindringliche Sprache, und fie
können nicht ftumm fein, ehe ihre Sendung fich
nicht erfüllte. Sie fprechen von den einfachsten
Dingen, die wir vergeffen hatten, von unferer
Menfchlichkeit. Sie fprechen von dem innerften
Erlebnis, das wir gehabt, von unferer Jugend.
Sie fprechen von Crauer und Demut, von Liebe
und Sehnfucht. Macht euch nun frei von den
Irrwifchen und Gefpenftern des geftrigen Eages
und findet wieder den Kleg zur — Güte. Es ift
etwas in dem heutigen Gefchehen von dem
öngeheueren des Neuen Eeftamentes: Gehet hin
in alle Kielt und lehret alle Völker. —
In diefer Stadt Dresden, die bisher noch immer
ein wenig von ihren vergangenen Kulturen
zehrte, ift eine Lat gefchehen, wichtiger, meine
ich, als irgend etwas, das diefe Lage, diefe
Klochen, diefes Jahr uns an künftlerifchen Er-
lebniffen brachte. Von hier aus find fo viele
Anregungen fchon gekommen und doch hat keine
hier dauernd Fuß zu faffen vermocht. Langfam
nur bricht fich das neue Klollen, das neue Ethos
Bahn. Es haben fich wieder junge Künftler zu-
fammengefunden (wer denkt nicht an die Grün-
dung der „Brücke“ zurück?), aus innerer Not-
wendigkeit, wie fie felbft fagen (aus der Not-
wendigkeit nämlich, aus der immer Menfchen
fich zufammenfanden), acht Maler, eine Bild-
hauerin und ein Baumeifter. Sie haben, was
fie an ihrem Klerk für bedeutfam hielten, zu-
fammengetragen und es zur Schau gefeilt. Und
es darf gefagt werden, daß diefe Äusftellung,
nur aus künftlerifchen Motiven entftanden, ein
außerordentliches Ereignis bedeutet. Denn diefe
Kunftwerke reden von den alten Dingen in einer
neuen Sprache, fo ftark, fo unerhört bewußt,
daß, was auch immer vom Menfchen in uns
übrig blieb, mitfühlt, mitklingt.
Ein weniges foll nur von den Einzelnen ge-
fagt fein, ünrecht wäre es, angefichts folcben
Erlebniffes über gelegentliche Mißklänge zu
kritteln oder zu erzählen, wie higr der Klille
noch nicht ganz fich freigemacht hat, wie dort
die unbedingte leßte Ehrlichkeit eines Eempera-
mentes in Frage fteht, wie in diefes Bild ein
Streifen fremder Romantik hineinfcheint, oder
vor einem graphifchen Blatt ein äfthetifches —
oder Eaktgefütf fich zum Kliderfpruche regt

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