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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 21
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0734

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Ausheilungen

3ürid)
Das Scfjweizerifcfje Landesmufeum er-
hielt kürzlich als Gefchenk des FJerrnDr. f). Ängft
in Regensburg eine Sammlung von Gipsformen
aus der ehemaligen 3ürcfjer Porzellanfabrik im
Schooren bei Bendlikon, welche eine wichtige
Ergänzung der fcfjon vorhandenen Beftände an
3ürcfjer Porzellan darftellt. Es handelt fich bei
diefer Stiftung um 172 komplette Formen für
Einzelfiguren, Gruppen und Medaillons, die zum
großen Ceil der erften 3eit der Fabrik (d, fj- den
Jahren nach 1760) entftammen, als Ädam Spengler
aus Schaffhaufen die Leitung hatte und neben
dem Maler und Dichter Salomon Geßner auch
der aus Süddeutfchland gebürtige Bildhauer Va-
lentin Sonnenfehein darin tätig war.
DasMufeum hat übrigens foeben den 27. Jahres-
bericht verfandt, in dem der Direktor Prof. Dr.
Fj- Lehmann eine Überficht über die für unfere
Begriffe fefjr beneidenswerten alten Neuerwer-
bungen gibt. Der Bericht ift durch einige fefjr
fchöne Heliogravüren illuftriert, von denen eine
die Neuerwerbung eines bemalten Relief-Kachel-
ofen aus Schloß metpkon, eine Ärbeit der ttlinter-
thurer FJafner Alban und Fj- C. Erhärt von 1614
veranfchaulicht. Diefer Ofen ift allerdings ein
Kapitalftück unter feinesgleichen.
Äusftellungen
Münchner Äusftellungen
Drei Äusftellungen retrofpektiven Charakters
vermitteln diesmal wefentliche Eindrücke.
Der Kunftverein, der feit einiger 3eit wieder
mit lebhaftem Eifer die ihm gemäßefte Äufgabe —
Entwicklung und 3ufammenfjänge der Münchner
Malerei des 19. Jahrhunderts aufzuzeigen — pflegt,
bringt in umfangreicher Schau das Schaffen der
Malerfamilie 3immermann. Das merk dreier
Generationen — der Großvater Reinhart Sebaftian
3immermann überfiedelte 1840 von der Fjeimat
am Bodenfee als Schüler an die Münchner Äka-
demie; Sohn und Enkel arbeiteten in München —
vermittelt in querfchnittmäßiger Schau Einblick
in die Entwicklung der Münchner Malerei der
zweiten F)älfte des Jahrhunderts, Und gerade
das gibt der Erkenntnis faft typifefje Geltung,
daß hier nicht von den Großen des Jahrhunderts
die Rede ift, fondern von Leuten, die brav, forg-
fam (und ein wenig hausbacken) ihre Bilder
malten und im übrigen ftill und befchaülid) ihren
Uleg gingen. Der Uleg ift naturgemäß der, den
die Münchner Malerei diefer Jahrzehnte nimmt:
von der Uonigkeit zur Farbe, zur Impreffion;
womit (und das ift gerade für München in be-
fonderem Maße bezeichnend) ein Nachlaßen der

fchöpferifchen bildbauenden Kräfte, ein lang-
fames Fjmabgleiten ins rein Fjandgelenklich-
Cecfjnifcfje parallel geht. Immerhin gibt es aus
jedem einzelnen Stadium der Entwicklung fchöne
und gültige Dokumente.
Johann milfjelm Schirmer widmet die Galerie
fjeinemann eine ausgezeichnete und überaus
verdienftliche Äusftellung. Ängefidßts diefer
Schau wird das übliche, ein wenig beiläufige
Urteil über Schirmer von Grund aus revidiert
werden müffen. Die FJauptftationen diefes Le-
bens, das 1807 beginnt und 1863 endet, find
Düffeldorf, Italien, Karlsruhe. Es entfteht ein
reiches merk, von dem hier wefenllicjje Dinge
gezeigt werden. Vor allem Landfchaften mit
und ohne religiöfe Staffage. Noch durchtränkt
vom heroifchen Geift Rottmanns; und fcfjon
ahnend bewegt von der verfchwimmenden Schön-
heit der paysage intime. Darin wird man viel-
leicht den köftlichen Sinn diefes Schaffens fehen:
als Bindeglied zwifchen der heroifchen und im-
preffioniftifefjen Gefinnung des Jahrhunderts.
Äuch Füeißgerbers Erfcfjeinung ift hiftorifcf)
geworden. Ängeficfjts einer Äusftellung feiner
ttlerke, die in der Galerie Cfjannfjaufer augen-
blicklich zu fehen ift, wird fjiftorifcfjer Äbftand
deutlich fühlbar. Ulas man fcfjon von der großen
Gedäcfjtnisausftellung, die die Neue Sezeffion
— es war wohl im Jahre 1916 — dem gefalle-
nen Führer widmete, mitnahm, erhält hier er-
neute und wohl endgültige Bekräftigung: daß
die in den fpäten merken (etwa feit 1910) vor-
drängende Bemühung um Syntfjefe und Stil
keineswegs die Unbefangenheit und Kraft der
reichen malerifcfjen Frühwerke erreicht. Das
Erlebnis Grecos, Cezannes und anderer 3eit"
tendenzen vergewaltigte vorhandene Begabung.
Ob fie ftark genug war, um fich wieder voll
durefjzufehen, wenn ifjr3eit genug blieb? Freunde
des Künftlers bejahen lebhaft die Frage — den
anderen bleibt die Freude an zahlreichen glück-
lichen Schöpfungen einer außerordentlichen Be-
gabung.
In Fjorft Stobbes Bücfjerftube ift das gefamte
grapfjifcfje merk Corintfjs zu fehen. Cfjann-
fjaufer bringt einige neue Radierungen und 3eicfj"
nungen Genins. Dem Plaftiker Edwin Scharff
gilt eine umfangreiche Schau bei Cafpari; der
Fjinweis mag genügen, da über das merk in
diefen Blättern demnäcfjft ausführlich die Rede
fein wird. Kurt Pfifter.
Berlin
Das grapfjifcfje Kabinett I. B. Neumann
ftellt eine cfjarakteriftifcfje Äntitfjefe, Marcus
Befjmer und Jakob Steinhardt gleichzeitig

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