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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 17
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Von Künstlern und Gelehrten
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Neue Bücher und Zeitschriften
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0592

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Von Künftlern und Gelehrten

Neue Bücher und 3eit[d)riften

Von Künftlern und Gelehrten
Köln
öüie man aus der Berliner Preffe erfährt, ift
der Lübecker Mufeumsdirektor Profeffor Karl
Schaefer (als Nachfolger von Max Creul}) als
Direktor an das Kunftgewerbemufeum der Stadt
Köln berufen worden. 3U diefer THahl kann
man die Stadtväter am Rhein durchaus beglück-
wünfcben.
Neue Bücher und 3eitfet)nften
Niederländifdje Edelfchmiedekunft1
Die Äusftellung niederländifcher Edelfchmiede-
kunft, die im vergangenen Frühjahr in den Sälen
der Maatschappij voor Beeidende Künsten in
Ämfterdam veranftaltet worden ift, gab ein treff-
liches Bild von der Erfindungsgabe und Lei-
ftungsfähigkeit der niederländifchen 3ierkunft
durch die Jahrhunderte hindurch bis in unfere
Cage. Carel J. Ä. Begeer, felber einer der heute
führenden Metallkünftler Fjollands, nahm den
Hnlaß wahr, das hier aus Mufeen, Kirchen,
Körperfchaften und Privatbefiß zufammenge-
tragene Material zum Ausgangspunkt einer ge-
fchichtlichen, reich illuftrierten Überficht zu
machen. Eine kurze Schilderung der zur Ver-
wendung gelangten technifchen Verfahren bildet
die Einleitung. In einer langen Reihe von guten
Lichtdrucken ziehen fodann in chronologifcher
Folge die ausgewählteften Fjervorbringungen der
niederländifchen Edelfchmiedekunft an unferm
Äuge vorüber, begleitet von einem knapp ge-
faßten, verbindenden Cext, vom mittelalterlichen
Gildezeichen bis zu den Äußerungen des Jahres
1919. Diefes Durchziehen der ficher gezeichneten
Entwicklungslinie bis in die allerjüngfte 3eit gibt
der Schrift einen befonderen, beinahe pikanten
Charakter. Die Grundtendenz der modernften
Entwicklung, die Äuflöfung der feften Form,
kommt darin deutlich zum öüort, aber keines-
wegs als eine Sondererfcheinung, fondern als
ein vorbereitetes Moment, auf das u. a. der
fog. Jugendftil fchon fungewiefen hatte. Bei
diefer Betrachtungsweife wird es deutlich, daß
auch diefer vielverfchrieene Jugendftil mehr als
eine bloße Caprice gewefen ift. Begeer vertritt
den einleuchtenden Standpunkt, daß der Jugendftil
vor allem durch die gedankenlose Verbreitung
durch die deutfehe Maffeninduftrie in Verruf
gebracht und dadurch fo fchnell als eine abge-
tane Sache betrachtet worden ift. Der in ihrer

1 Carel J. Ä. Begeer, Inleiding tot de gesdiiedenis
der Nederlandsctje Edelsmeedekunst. 01)ne Ört und Jafyr
(1919). Mit 153 Abbildungen in Lichtdruck.

3eit verankerten Änfchauungsform des ausüben-
den Künftlers entfpringt auch die Liebe, mit der
die Schönheiten in der Kunft von Jan Lutma
und den Vianens gepriefen werden. In dem
von einem klaffifch gebildeten Gefchmack ver-
urteilten Knorpel- oder Ohrmufchelftil der erften
FJälfte des 17. Jahrhunderts erkennen wir heute
mit Begeer eine der fchönften Blüten nicht nur
der niederländifchen, fondern der gefamten
abendländifchen Edelfchmiedekunft. Es kann
denn auch nicht verwundern, daß in Begeers
eigenen jüngften Pokalentwürfen die Gedanken
eines Ädam van Vianen deutlich durchklingen.
Das find aber nicht fo fet)r hiftorifche Remi-
nifzenzen in dem Sinne, wie das 19. Jahrhundert
fie bewußt gefucht hat, es ift vielmehr ein ver-
wandtes Formgefühl und Materialempfinden, das
die moderne Edelfchmiedekunft mit den FJsrvor-
bringungen jenes früheren Jahrhunderts verbindet.
Denn im einzelnen geht die junge Kunft auch
in Fjolland ganz andere hüege. Diefe werden
in Begeers fchöner Schrift außer durch die düie-
dergabe von einigen feiner eigenen GCIerke tref-
fend illuftriert durch Schöpfungen von F. 3wollo,
J. Eifenlöffel u. a. Die lebten Konfeguenzen hat
Erich öüichmann durch die Preisgabe jeder ratio-
nalen Linie und Form gezogen (1919). Seine
Schöpfungen find in diefer Beziehung fo extrem,
daß man, wenn fie fich zu allgemeiner Geltung
durchfeßen, eine fchroffe Reaktion zu prophe-
zeien wagt.
Begeers „Inleiding“ muß, obfehon fie in erfter
Linie als Führer durch die Äusftellung gedacht
war, über diefe hinaus alle Freunde alter wie
moderner Edelfchmiedekunft in gleicher (Ueife
intereffieren. Sie ift, foviel ich weiß, leider nicht
im FJandel. dm fo mehr war es geboten, hier
die Äufmerkfamkeit auf fie zu lenken. F>-
Ein neues Bud} über Städtebau
Im September diefes Jahres erfcheint im Ver-
lag von Klinkhardt & Biermann in Leipzig ein
grundlegendes CCIerk über „Städtebau“ aus
der Feder des Stadtbaurates Paul düolf in
Fjannover mit dem üntertitel „Das Formproblem
der Stadt in Vergangenheit und 3ukunft“.
Das Buch, dem ein umfangreiches und wert-
volles Äbbildungsmaterial beigegeben ift, gibt
in kurzer, gedrängter Form eine Überficht über
das Gefamtgebiet der hiftorifchen und der mo-
dernen Stadtbaukunft, über die allgemeinen
Formerfcheinungen im Stadtbau. Die hiftorifchen
Stadtformen, die Entwicklung der Stadtform in
Deutfchland von der Mitte des vorigen Jahr-
hunderts bis zum tüeltkrieg, die privatwirt-
fchaftlichen.volkswirtfchaftlichen, technifchen und

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