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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 8
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Verschiedenes
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Der Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0253

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Bevor[telende Verfteigerungen

haben, fordert Eugene Monifort in Les Marges,
daß die Parifer felbft diejenigen plaftifchen und
arcßitektonifdjenDenkmäler, wie z.B. Sacre cceur,
zerftören, die eine Schande fürParis feien. Gleich-
zeitig fordert Opebault-Sisson in La Democratie
nouvelle eine Verjüngung der Äkademie.
fjerzoglidje Kunftftiftung in Deffau
Nachdem wir erft im lebten I^eft diefer 3eit-
fchrift den anhaltifchen Kunftbefifj einer befon-
deren Klürdigung unterzogen haben, kommt
nunmehr aus Deffau die Nachricht, daß fich das
herzogliche Fjaus entfchloffen hat, dem Staat
eine Stiftung von außerordentlichem ttlert zu-
zuwenden. Der Staat erhält nach den neuen
Beftimmungen aus dem Befiß der herzoglichen
Familie das frühere herzogliche Fjoftheater, die
Fjofbibliothek und das herzogliche Archiv, einen
Ceil der herzoglichen Kunftfammlungen, das
Landesmufeum, den weltberühmten Park von
Klörlilj mit allen feinen Kunftfchätjen, darunter
das gotifche Fjaus mit feinen Gemälden alter
Meifter, das Schloß Luifium in Deffau, den
Ciergarten bei Deffau und die Umgebung des
Ballenftedter Schloffes. Um die Stiftung dauernd
unterhalten zu können, überwies das herzogliche
Fjaus ferner dem Staate Domänen und Furften
im CUerte von 20 Millionen, aus deren Erträg-
niffen die Stiftung unterhalten werden füll.
Madrid
Die Villa Velasquez foll im April eröffnet werden.
Etwa ein Duzend franzöfifchjer Bildhauer und
Maler follen dort als Penfionäre einziehen.

Der Kun ft markt
Bevorfteßende Verweigerungen
Berlin
Die Firma Fj o 11 ft e i n & Puppel verfteigert am
5.—8. Mai die umfangreiche Kupferftichfammlung
des Prof. Ule in R< ftock. Die Sammlung enthält
neben fchönen Blättern der alten Meifter (Rem-
brandt, Dürer, Kleinmeifter, Bega, Oftade, Callot,
Klaterloo, Altdorfer u. a.) eine große Anzahl
prächtiger Stiche der franzöfifchjen und englifchen
Schule, große dekorative LandfcFjaften, fran-
zöfifche Porträtftiche, umfaffende Klerke von G.
F. Schmidt, Ridinger, Klille, Klouwermann, Piranefi,
D. Chodowiecki, Krüger, Menzel, Ludwig Richter,
große farbige Städteanficßten, hiftorifcße Dar-
ftellungen und Porträts u. a.

In allernächfter 3eit kommen bei Rudolph
Lepke Porzellane und Klaffen aus den fäch~
fifchen Staatsfammlungen zur Verweigerung. Es
handelt fich dabei, wie ausdrücklich mitgeteilt
fei, lediglich um Doppelklicke, die bisher unter
dem Beftand der ehemaligen Kgl. Porzellan-
und Klaffenfammlung vorhanden waren. Ins-
gefamt werden etwa 500 Porzellane und 200
Klaffen unter den Fjammer kommen, und die
Generaldirektion in Dresden hofft auf einen
Mindefteriös von einer halben Million, die an-
deren mufealen 3wecken zugute kommen foll.
Köln
In der 3e't vom 13.—16. Mai kommt bei
Math- Lemperfs die Sammlung von Kli ttgen-
ftein unter den Fjammer, die ein altbekanntes
Familiengut zur Auflöfung bringt, deffen rhei-
nifche Fjerkunft auch in den einzelnen Abtei-
lungen ftark in Erfcheinung tritt. Vorzügliche
Arbeiten der Gotik und der Renaiffance finden
fich unter den Möbeln. Darunter der bekannte
„fabachfchrank“, der einMufterbeifpielrheinifcher
Renaiffance ift. Auch Kölner Uruhen und fo-
genannte Stollenfchränke find fehr gut vertreten
und einen befonderen Fjinweis verdient auch
die große Stut$uF>r (Nr. 39), die an die Art des
Parifer KunftfcFjreiners Boulle erinnert.
Diefer Abteilung fchließt fich eine folche von
einzelnen Füllungen, die durchweg Kölner Ar-
beiten darftellen und die beliebteften Fj°lz~
fchnitjer-Ornamente des 16. Jahrhunderts ver-
arbeiten, an. Auch auf dem Gebiet der Uöpfer-
kunft find die rheinifchen Manufakturen vor
anderen vertreten. Die Klerkftätten des Klefter-
waldes kommen ebenfo ausgezeichnet zu Klorte
wie die Steinzeugfabriken von Siegburg, Raeren,
Köln und Frechen. Unter den Porzellanen be-
hauptet die Kunft Oftafiens das Uerrain und
unter den alten Meiftern endlich gibt es einige
Klerke von Prominenz, Familienbilder und an-
dere, die qualitativ über das Mittelmaß hinaus-
reichen. Einige Fjolländer des 17. Jahrhunderts
fowie Deutfche und Italiener derfelben 3eit find
ebenfalls gut vertreten. Im ganzen umfaßt die
Sammlung an 1100 Nummern und man darf an-
nehmen, daß ihre Vielfeitigkeit ebenfo wie ihr
ausgeprägter Charakter trotj der Ungunft der
3eit und der Lage in den befefjten Gebieten
einen ftarken Erfolg verbürgen.

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