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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 16
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Kunstpolitik
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0553

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Sammlungen

Äusftellungen

[oll. Es gehört in diefem Moment wirklich ein
ftarker Glaube an die 3ukunft unferes Volkes
dazu, um einem Unternehmen, wie dem von
Älexander Koch angeregten, das UIort zu reden.
So fchön der Gedanke auch [sin mag, die Qua-
lität der deutfchen Hrbeit nicht zuletzt auch zur
Förderung der hoffGntlich bald wiedereinfet^en-
den internationalen Beziehungen unter den
Völkern in einer muftergültigen 3u[ammen-
faffung vor der Hielt zu dokumentieren, [o
fürchten wir doch, daß es in den nächften Jahren
wefentlichere Äufgaben gibt, die der Erfüllung
jenes Ulunfches zunächft noch keinen Raum
geben, Unfere wirtschaftliche Lage wird, felbft
wenn es gelingt, den gegenwärtigen tiefen
Niedergang unferer induftriellen und gewerb-
lichen Ärbeit aufzuhalten, doch noch viele Jahre
brauchen, bevor fie wieder innerlich ftark genug
ift, um der zunächft fiegreichen Hielt unferer
Gegner gegenüber in Konkurrenz zu treten.
Nicht in dem Bemühen, einen vielleicht doch
ausfichtslofen HIettkampf mit den wirtfchaftlich
zunächft vielfach überlegenen Völkern unter
Hufbietung ungeheurer Mittel aufzunehmen,
fehen wir die Erfüllung unferer Fjoffnung, fon-
dern in der Gemeinfamkeit der Arbeit mit den
Gegnern von geftern, die ficher auch bei einer
ruhig geleiteten äußeren Politik trotz dem heute
noch vorhandenen Fjaß nach und nach zu er-
reichen ift. B.
Sammlungen
Brüffel »
Das Kgl. Mufeum erhielt foeben als Gefchenk
von der Gräfin Valencia de Don Juan, die 1918
in Paris verftorben ift, eine Sammlung alter
Meifter, unter denen zunächft zwei Flügel eines
Eriptychons von Geertje, van Sint Jans
hervorragen. Einer der Flügel [teilt die Ge-
fangennahme Chrifti, der andere die Grablegung
dar. Hn weiteren bedeutfamen Hlerken der
Stiftung find zu nennen: Ein Eriptychon aus
der Gefchichte des heiligen Hntonius von
Yfenbrandt, ferner ein folches mit Johannes
dem Läufer von Claeffens, einem Meifter
zweiten Ranges aus der Schule von Brügge.
Ferner zwei Porträts der Erzherzoge Hlbert
und Ifabella, die dem Pourbus zugewiefen
werden und endlich fünf Skizzen von Rubens.
Die letztgenannten HIerke ftellen den wertvoll-
ften Heil der Stiftung dar. Sie gehören zu der
Serie jener 30 nach Ovid gefertigten Skizzen,
die Rubens für ein Jagdfchloß Philipps IV. in
der Nähe von Madrid angefertigt hat, von denen

das Brüffeler Mufeum bereits feit Jahren drei
befaß. 3ur Pfycßologie unferer Feinde mag be-
merkt werden, daß die Gefcßenkgeberin an ihre
Stiftung die Bedingung knüpfte, daß fie erft
dann in den Befiß des Staates übergehen füllte,
wenn Belgien vom Feinde befreit fei und unter
der Vorausfeßung, daß das Brüffeler Mufeum
keine deutfcße Kunftanftalt würde. M.
Äusftellungen
Dü [feldorf
Galerie Älfred Flecfrtheim. Ende Juni
und Änfang Juli brachte diefer Kunftfalon zwei
„Neue“: Max Schulze-Soelde und Hlilhelm
Lammertt). Das von dem Erfteren verfaßte,
reichlich überfchwenglidje Katalogvorwort ließ
die Spannung ziemlich fteigen. Man kann je-
doch nicht fagen, daß das pofitive Refultat dem
entfprocßen hätte. Schulze-Soelde zeigte in der
Fjauptfache Dinge, die in der Kriegsgefangen-
fchaft auf Corfika, er war franzöfifcher 3ivil-
gefangener, gefchaffen wurden. Es entzieht [ich
meiner Kenntnis, inwieweit bei diefen Bildern
irgendein Einfluß der äußeren Lage mitfpielte.
Hlas aber fo das Durchfcßnittsniveau der meiften
Leitungen anging, fo war das Refultat kein
günftiges. Überall Hnlehnungen, die übrigens
manchmal reichlich unmotiviert erfcheinen, und
wenig Selbftändiges. Befonders Picaffo fcheint
für Schulze-Soelde eine 3eülang der alleinige
Führer gewefen zu fein, der aber wie meiftens
gründlich mißverftanden wurde. Leuten Grun-
des ift Schulze-Soelde eine ziemlich fentimental-
romantifche Natur und vielleicht liegt auf dem
Gebiet der Landfchaft feine ftärkfte Begabung.
Es gilt jedoch vorläufig mit einem abfcfdießen-
den Urteil über diefen jungen HIeftfalen zurück-
zuhalten. Vielleicht, daß die künftige Entwick-
lung noch Neues bringt.
Der Plaftiker Lammerth, der zufammen mit
Schulze-Soelde ausftellte, zeigte manche recht
hoffnungsvolle Leiftung. Jedoch fcheint er, nach
feinen jtingften Ärbeiten zu urteilen, in das FaFjr-
waffer eines ganz extremen Radikalismus der
plaftifchen Äuffaffung geraten zu fein, die zu
abfoluter Formlofigkeit führen muß. Es wäre
bedauerlich, wenn diefer junge begabte Künftler
in einer derartigen Sackgaffe endigen würde.
Über die Äusftellung von Hlerken Chnftian
Rohlfs ift nicht allzu viel zu fagen, da fie doch
nur eine fehr verminderte fowohl an Um-
fang wie an Qualität — Hliederholung der
großen Sammelfchau in Fjannover darftellte.
Immerhin ließ aber auch diefe ftark reduzierte

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