Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (11.1919)

Die Zeit un

Kun ft politik
Der üriterridjtsplan der ftaatlidjen
Kunftakademie zu Düffeldorf
fielet neuerdings eine befondere Ard)itektur-
abteilung vor, deren Program um [einer grund-
fätjlichen Richtlinien willen an diefer Stelle mit-
geteilt [ei:
Die Architekturabteilung der Staatlichen Kunft-
akademie zu Düffeldorf [teilt die künftlerifcFje
Ausbildung in den Vordergrund.
Der Unterricht beruht auf [elbftändigem Ent-
werfen zeitgemäßer Bauten vom fchlichten Ar-
beiterhaufe bis zu reicher angelegten Gebäuden
und der Löfung größerer ftädtebaulicher Auf-
gaben. Befonderer liiert wird auf die harmo-
nifche Husgeftaltung der Verhältniffe, die zweck-
entfprechende genaue Detaillierung des Außen-
baues und die Raumgeftaltung im Inneren, wie
auf die Anpaffung des Gebäudes an die Um-
gebung gelegt werden.
Die dekorativen Kiinfte, das Kunftgewerbe
und der Gartenbau follen in ihren künftlerifchen,
technifchen und materiellen Vorausfetjungen und
(Uirkungen für die Bauten in befonderen Studien-
gängen behandelt werden. Neben Vorlefungen
beruht der Unterricht auf praktifchen Übungen
der farbigen Darftellung des Baues außen und
innen, in angewandter Kunft, Mofaik, Glas-
malerei, Cextilkunft, dekorativer Plaftik und im
Schriftzeichnen.
Die Lehrwerkftätten der Akademie wie der
Städtifchen Gewerblichen Unterrichtsanftalten
ftehen für praktifche Verfuche und Unterweifung
zur Verfügung.
Durch das 3ufammenwirken der Baukunft mit
Malerei und Bildhauerei follen die Künftler wie
früher empfinden, daß der Standort, die Anlage,
die Ausführung, der Schmuck des Gebäudes
innen und außen und die Gartenanlage ein
künftlerifches Ganze bilden. Der Baukünftler
muß die Schwefterkünfte ihrer Eigenart ent-
fprechend verwenden lernen. Maler, Bildhauer
und Kunftgewerbler werden [ich den ftrengen
Forderungen der Baukunft ^npaffen müffen. Die
3eit verlangt, daß die im 19. Jahrhundert viel-
fach nebeneinander hergehenden Künfte fich zu
gemeinfamer verftändnisvoller Arbeit überall
wieder zufammenfinden.
Nur fo kann die Gefamtleiftung in [ich ab-
gerundete harmonifche Ulerke fchaffen, die un-
ferer 3ßit einen eigenen künftlerifchen Stil und
Charakter fichern können. Auch die wirtfehaft-
lichen Fragen, die von Cag zu Cag an Be-

d der Markt

deutung gewinnen, find in den Unterricht ein-
bezogen.
Die Aufnahme in die Architekturabteilung be-
dingt als unumgängliche Vorausfetjung den Nach-
weis ausreichender bautechnifcher Kenntniffe.
Für Architekten mag der erfolgreiche Befucl)
einer Staatlichen Baugewerkfchule, für Garten-
architekten der erfolgreiche Befuch einer Staat-
lichen Gartenbaufchule als ausreichend gelten.
Ausfd)laggebend für die Aufnahme bleibt aber
die künftlerifche Begabung, die in der Löfung
einer vom Lehrkörper der Architekturabteilung
geteilten Aufgabe nachzuweifen ift. Über die
Aufnahme befchließt das Akademifche Kolle-
gium. Die 3al)l der Aufzunehmenden muß aber
befchränkt bleiben, um den Unterricht möglichft
individuell geftalten zu können.
Der Unterricht felbft gliedert [ich a) in die Aus-
bildung in den Meifterateliers, denen Fr. Becker,
öüilhelm Kreis und E. Fahrenkamp vorftehen.
b) in ergänzende Übungen, die über Garten-
anlagen, angewandte Kunft, Cextilkunft und
Schrift, Modellieren und Bauplaftik ftattfinden
und c) in den Befind) der Vorlefungen allgemein
kunftgefd)icl)tlicher Art, deren wicfjtigfte Richard
Klapheck, F). Frauberger, A. Denecke u. a. über-
nommen haben.
Sammlungen
Londoner Mufeen
Der Print Room des Britifh Mufeum hat
hinter den für das Publikum noch immer ge-
fchloffenen Cüren in jüngfter 3eit mancherlei
Erwerbungen gemacht. Der Ankauf einer Dü-
rerzeichnung, Chriftus als Schmerzensmann (ehe-
malig in der Sammlung Fjebich in Fjamburg), ift
bereits angezeigt worden; Campbell Dodgfon hat
das Blatt inzwifchen im Burlington Magazine
abgebildet und befprochen. Der kürzlich ver-
dorbene Sir Edward Poynter [chenkte u. a. eine
3eid)nung von Parentino, die ein antikes
Relief wiedergibt und von der ein Gegenftück
in der Sammlung der Chrift CFmrcl) in Oxford
befteFjt. Die durch Claes Jz. Viffcher ge-
zeichnete Einrichtung der Anftifter der fog.
Pulververfchwörung hat für London natürlich
auch gegenftändlicheslntereffe. Von einem andern
Fjolländer, ßerman Saftleven, erwarb die
Sammlung ein großes Blatt mit einem Motiv
aus Utrecht. Ein umfangreiches Skizzenbuch, das
als Gefchenk in das Mufeum gelangte, wird als
Arbeit des Straßburgers P. J. de Loutßerbourg
(1740—1812) betrachtet, der längere 3eit in Eng-

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