Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

DOI Heft:
Heft 4
DOI Artikel:
Hoeber, Fritz: Persönlichkeit und Volkstum in der Baukunst der Gegenwart
DOI Artikel:
Grautoff, Otto: Denkmalschutz und Kunstraubpolitik in Frankreich
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0104

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Perfönlicßkeit ufw. — Denkmalfcßutz und Kunftraubpolitik in Frankreich)

Malerei, wie [ie von Adolf Fjölzel und feiner Schule, von dem auch) von den Fran-
zofen durchaus als zu germanifd) abgelehnten Ferdinand Jodler und feinen Jüngern
beifpielsweife geübt wird, die Plaftik Adolf Fjildebrands, Karl Albikers, der CLlilly Steeger u. a.
im Gegenfaße zu der architekturfeindlichen Rodinfd}ule, lft durchaus Raumkunft, genau
fo wie die Architektur felbft. Es handelt [ich \)ier um große fortlaufende HIandfresken,
nicht um kleine Rahmenbilder, oder um ruhige plaftifcße Kompofitionen im Stadtbild,
nicht um ifolierte Bewegungs- und Stellungsftudien ausdruckgeladener Einzelftatuen.
Die gewollte (Uechfelwirkung zwifcßen Kunft und Leben kommt äftßetifch darin
zum Ausdruck, daß wir in Deutfcßland das „Einheitskunftwerk“ anftreben, in dem
Architektur nur infoweit befteht, als fie von Malerei und Plaftik ihr Leben erhält und
Malerei und Plaftik für ihre volle (Hirkung auf die wefentliche Qnterftüßung durch die
dreidimenfionale Architektur angewiefen find.
Sinken damit die „freien Künfte“ nicht aber zu „nur dekorativen“ \)erab, verliert
folche angewandte Raumkunft nicht das HIid)tigfte, das irrationale Moment der zarten
und freien, fchöpferifd) bewegten Seele? Das mag allerdings die Gefahr fein bei
dem deutfchen „Sozialismus der Künfte“, wo alles fich.in eine größere, außeräftßetifche,
nämlich lebensbedingte Organifation einordnet. Einzige Garantie dagegen kanr.
nur das urfprüngliche Genie des fcßaffenden Künftlers gewähren.
* *
*
Es find zwei durchaus gegenfäßliche Prinzipien, die tylzr erörtert wurden, Hlird es
einmal möglich fein, fie zu verfößnen, fie in jenem Dritten einer übernationalen
Kulturfyntßefe zu vereinen: das Prinzip des Malerifcl)en und des Architektonifchen,
des Individualiftifcßen und des Sozialiftifcßen, der Formkunft und der Lebenskunft, des
Franzöfifchen und des Deutfchen, wobei die fchöpferifchen Eigenfchaften beider fiel)
einander ausgleichend in ihren gärten abfchleifen müßten, ohne fiel) ihrer wirklich
fruchtbaren Elemente zu entäußern?
Ich glaube, die Antwort auf diefe Frage wird uns nur die Möglichkeit eines gei-
ftigen Völkerbundes, der ja vor allem auch die Internationalität der Kunft zu um-
faffen hätte, geben können.

Denkmalfd)uß und Kunftraubpolitik in Frankreich
Von OTTO GRAUTOFF
Vom Beginn des Krieges an haben die Franzofen in fteigendem Maße unfere
Denkmalpflege ßerabgefeßt und unfere Offiziere, unfere Soldaten und unfere
Denkmalfürforger unter Verkennung des Catfacßenmaterials verleumdet. Gewiß
war unfere Organifation zum Schutt der Kunftdenkmäler und zur Bewachung des
öffentlichen und privaten Kunftbefißes nicht immer einwandfrei. Allein eine vollkommene
Denkmalpflege wird fiel) im Kriege niemals durchsetzen laffen. Das liegt leider im
Charakter jedes militärifd)en Konfliktes tief begründet. (Henri Millionenl)ßcre aufein-
anderftoßen, find 3erßörungen nicht zu vermeiden. Millionenheere find immer durch-
fetzt von unfauberen Elementen, die felbft die fefteften Schranken und Gefeße durchbrechen.
(Hie in Frankreich im Jahre 1914, als die deutfchen Fjeere fdjnell vorwärts stießen,
der Denkmalsfcßutz zu wünfeßen übrig ließ, weil die Verteidigung des Landes alle

82
 
Annotationen