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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 23
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Sammlungen
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Austellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0812

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Sammlungen — Ausheilungen

erworben, den ich) in meinem Leben je befeffen
habe!“ Nach Ruskins Cod kam fie in den Befiß
von Fjenry Yates Cbompfon. Als diefer im ver-
gangenen Sommer [eine Miniaturen bei Cbriftie’s
verweigern ließ (vgl. Cicerone 1919, Verfteige-
rungsergebniffe S. 39), befand ficb diefes wert-
vollfte Stück feiner Sammlung nicht darunter;
der Verkauf bat unter der Fjand ftattgefunden.
Der Preis ift nicht bekanntgegeben worden. 5.
Gent
Das Mufeum, das während der Kriegszeit an
feiner Faffade einige Befcßädigungen erlitten
hatte, ift kürzlich wieder eröffnet worden. Es
[ollen demnäcbft neue Säle eingerichtet werden,
in denen der Konfervator L. Maeterlinck die alte
und die neue Genter Malerfcfmle nebeneinander
zur Aufteilung bringt und eine ftattlicbe Kollek-
tion von COerken Daubignys vereinigt. Auch
die koftbaren Gemälde und Gobelins, die feiner-
zeit rechtzeitig geborgen werden konnten, find
inzwifcben wieder an ihren alten Plaß zurück-
gekehrt.
Hamburg
Die von dem bekannten Sammler Bernt Grön-
vold zufammengebracbte Reihe von Klerken des
Althamburger Malers bans Beckmann, die
bisher in der Berliner Nationalgalerie zu feben
war, kommt demnäcbft in der Hamburger Kunft-
balle zur Anstellung.
Madrid
Der Cemps berichtet über den Neubau des
Prado, der von dem Architekten Salvador ge-
leitet worden ift. Fjinter dem Mufeum ift ein
Neubau von 22 großen Sälen aufgeführt, von
denen 12 durch Oberlicht erhellt werden. Nach-
dem der Neubau fertiggeftellt ift, wird die ganze
Galerie umgehängt werden. Die Klerke von
Velasguez, die im Prado bisher keinen Raum
fanden, füllen nunmehr aufgehängt werden.
Greco foll ein eigener Raum eingerichtet werden.
Die CIIerke der übrigen fpanifchen Maler werden
in cbr.onologifcber Folge aufgeftellt. g.
Äusftellungen
(Diener f}erb[t[ai[on
Auch der heurige Saifonbeginn läßt vorläufig
keine Fjebung in der künftlerifcben Produktion
noch weniger aber auch nur Anfäße zu neuen
eigenen 3ielen erkennen; wenigftens nicht in
dem, was der Öffentlichkeit in Ausheilungen
geboten wird. Kloßl ift auch im Kliener Publi-
kum die Erfcbeinung des Kunftbungers zu kon-
ftatieren, dem auch dank der offiziellen Organi-
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fationen in Schulen, Gewerkfcßaften und Volks-
vereinen auch in weiteren Kreifen einigermaßen
Befriedigung verfcbafft wird — mit welchem
Erfolge, muß freilich noch dabingeftellt bleiben.
Vorträge über Kunft find überfüllt, in den Scßau-
fenftern der Buchläden nimmt die Kunftliteratur
(vor allem Bilder- und Ausftattungswerke) immer
größeren Dmfang an und wird auch troß der
teuren Preife gekauft. Kleift dies auch, nicht
weniger als bisher, auf die wohlhabenderen
Klaffen als Abnehmer, fo dürfte doch darin ein
ümfcßwung merkbar fein, daß es nicht mehr
bloß der kriegsgewinnerifcße Ankauf zum 3 wecke
gefälliger Ausftattung des Bücßerkaftens oder
zum 3wecke einer Kapitalsanlage ift, fondern
ein durchgreifendes Streben nach unmateriellen
Genüffen, ein Ausdruck des Fjungers nach Gei-
[tigern. Aber es fehlt eine zielbewußte geiftige
Führung, es fehlt eine führende Künftlerfcßaft,
und nicht zuleßt der Glaube an die Notwendig-
keit der Bedürfniffe unferer 3eit. Als kürzlich
die Reihe der Donnerstagvorträge im öfter-
reicbifcben Mufeum in dankenswerter Kleife
mit einem Vortrage Klorringers über Expreffio-
nismus wieder aufgenommen wurde, bedeutete
das wohl ein gefellfcbaftlicbes Ereignis für die
Intelligenz. Hier aber nach dem Vortrage den
Meinungsaustaufcb in der großen Maffe be-
laufcßte, mußte zur Überzeugung gelangen, daß
es zwar doch vielleicht nicht mehr an Klillen,
wohl aber an einer inneren Dispofition und da-
mit an einem Verhältnis zu diefen Dingen fehlt.
Kräften, die einigermaßen geeignet wären, künft-
lerifcß oder intellektuell 3'ie\e zu ftecken, oder
auch nur Klege zu weifen, mangelt es troß
allen Kunftbungers doch noch an einem reifen
Boden, fie ziehen [ich von dem öffentlichen
Getriebe zurück oder fammeln einen kleinen
Kreis Gleicbgefinnter in privaten 3irkeln um
ficb, oder — find gezwungen auszuwandern.
In einer folcßen Lage gibt es zunäcbft wohl
nur eine Möglichkeit, den Glauben an unfere
3eit und an uns felbft zu ftärken: die Vor-
führung auswärtiger Qualitätsleiftungen. Aber
auch dies fcheitert an den gegenwärtigen fcßwie-
rigen äußeren Verhältniffen, wie des Cransportes,
der Einfuhr und der Valuta. Klenn da die
Kunftbandlung Klürtble & Sohn, Nacbfg.
eine Serie neuerer franzöfifcher Graphik aus
Rolland auf den Markt bringt, fo bedeutet das
Idealismus genug, wenn man bedenkt, was etwa
ein Blatt von Cezanne, das 150 holl. Gulden
koftet, in öfterreichifcher Kläßrung ausmacht.
Es handelt ficb zwar nur zum geringen Ceile
um Erzeugniffe der allerjüngften franzöfifcßen
Kunft, auf die wir nach der jahrelangen ünter-
 
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