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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 7
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Posse, Hans: Der Kunstbesitz der deutschen Fürsten, [3], der Kunstbesitz des sächsischen Königshauses
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Uebe, F. Rudolf: Der Kunstbesitz der deutschen Fürsten, [4], Kunstschätze der Herzöge von Anhalt
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0206

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Der Kunftbefit} der deutfcßen Fürften

leicl}terung der Dresdner Mufeen von rein dekorativen Bildern und Gegenftänden, die
fiel) dem künftlerifcßen Gefamtbilde gut einfügen, und fachgemäßer Sichtung und Ord-
nung der Beftände würden diefe Scßlöffer ein einheitliches Bild von höchftem künftle-
rifchen und kulturellen Üdert ergeben.
Für eine planmäßige Durchführung aller folcher Pläne, die [ich aus einer Übernahme
des königlichen Befitjes durch den Staat ergeben, und für die öffentliche Erfcßließung
diefes Kunftgutes ift eine einheitliche Organifation Grundbedingung. Der neue ftaatlicße
Kunftbefit} wäre als gefd)loffenes Ganzes in öUechfelbezießungen mit den bereits be-
gehenden Mufeen anzufehen und gleich den übrigen Sammlungen dem Kultusminifterium
zu unterteilen. Auf diefe (Ueife würde ein gleichmäßiger Austaufcß von Kunftwerken
aller Gattungen gewährleist und auch dem Raummangel der ftaatlicßen Mufeen bis
zu einem gewiffen Grad nach einheitlichen Gefichtspunkten abgeholfen. Vielleicht könnte
eine folcße Maßnahme überhaupt zu einer ftrengeren 3entralifation des Dresdner
Sammlungswefens den Anftoß geben, wie man z. B. endlich auch an die Löfung der
Frage einer Verftaatlicßung des Altertumsmufeums im Palais des Großen Gartens
herangeßen müßte. Denn auch hier handelt es fiel) um eine Frage, die im Intereffe
einer Erfchließung der wenig bekannten Schäle diefer wichtigen fächfifchen Sammlung
für die Öffentlichkeit von befonderer Bedeutung wäre.

IV.
Kunftfd}ä^e der perzöge von Änl)alt

Von F. RUDOLF LIEBE

unft in Anhalt ift zunächst gleichbedeutend mit Mufikpflege, Oper und üüagnerkult.


Diefe Einfeitigkeit ift jedoch jüngeren Datums, erft feit rund 40 Jahren haben

■*" wir in Deffau diefe Bevorzugung der Mufik — die früheren FJerzöge und Fürften
von Anhalt-Deffau waren eifrige Sammler und Förderer der bildenden Künfte. Von
diefen reichen Kunftfcßäßen der Herzoge von Anhalt erfuhr aber nur der Kunftfreund
auf den großen Austeilungen, die der Fjerzog befchickte — für Anhalt felbft war diefer
Kunftbefit} völlig ungenützt und totes Kapital.
Der Kunftbefiß der Askanier ftammt in der FJauptfacße aus dem 17. und dem ausgehenden
18. Jahrhundert: 1675 kamen als naffauifch-oranifche Erbfchaft aus dem Befilj der Amalie
von Naffau-Oranien 250 Gemälde nach Detau; diefer Bett} wird im 18. JßrF). durch An-
käufe vermehrt, befonders durch den Fürften Franz, der fiel) in den Eibauen den „ÜJör-
lit^er Garten“ fchuf, um dort feinen künftlerifcßen Neigungen zu leben. Diefer Vater
Franz, eine der intereffanteften Sammlererfcheinungen des 18. Jahrhunderts (Verbindung
mit ÜJinckelmann, Lavater, Mattßiffon; Schöpfer des öüeimarer Parks) baute — bereits
romantifierend — für feine Sammlungen das gotifche FJaus im öüörlißer Parke und
brachte hier in den 12 Räumen über 500 Ölgemälde und über 200 Kupferftiche unter,
„ünterbringen“ muß man feßon fagen, wenn man die Kunftwerke, die in Brügge, Er-
furt, Darmftadt den Kunftbcfit} der Askanier repräfentieren konnten, in diefen Räumen
fießt. Bereits zu Beginn des vorigen Jahrhunderts beklagte fiel) der Cßronift der öüörlißer
Sammlungen über die Dunkelheit in diefer winkligen Ritterburg, deren Fenfter mit alten
Glasgemälden verglaft find und deren öüände von oben bis unten Ölgemälde und
Kupferftiche bedecken. Fjier hängen nun öüerke von Rogier, Petrus Cßriftus, Dirk Bouts,
Memling, dem Meifter von Frankfurt, Cranacß — um nur einige Namen ßerausziißeben

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