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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 11
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Verschiedenes
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Der Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0371

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Verfcfjiedenes — Der Kunftmarkt

Meifters um eine neue und intereffante Note
bereichern.
Canterbury
Im Laufe der lebten Jahre find in und um
die Kathedrale Äusgrabungen veranftaltet wor-
den, die zu äußerft wertvollen Ergebniffen ge-
führt haben. Unter dem Niveau des 1070—1091
errichteten normannifchen Kirchenbaus ftieß man
auf die Fundamente eines achteckigen Bauwerkes
mit eingefchloffenem Pfeilerkranz, in denen man
den Grundriß der durch Äbt Ululfric vor 1059
erbauten, alfo vor-normannifchen Kirche er-
kennen konnte. Belangreich ift hier vor allem
die ins Äuge fpringende Übereinftimmung mit
dem Uypus der Äachener Palaftkapelle. Ferner
konnte feftgeftellt werden, daß die gegenwärtige
Gregorskapelle mit der Nordfeite des erften, noch
unter dem hl Äuguftin (f 604) begonnenen Baues
in Verbindung geftanden hatte. Eine weitere
Entdeckung befand in der Feftftellung eines mit
einer Äpfis fchließenden Hnbaues an diefer ur-
fprünglichen angelfächfifchen Kirche. Man ver-
mutet, daß auch die Fundamente von deren
Langfchiff noch aufgedeckt werden können und
daß man auf der Südfeite die Spuren der Mar-
tinskapelle finden wird, in der eine Reihe von
Königen beftattet worden ift. Die Äusgrabungen
finden ftatt unter der Leitung von Sir UI. P)- St.
JohnFjope und der Kent Ärchaeological Society.
Haag
Die Projekte für den Rathausneubau und
das zu errichtende Mufeum für moderne
Kunft find in ein neues Stadium getreten. Es
füllen nämlich, fatt der üblichen Konkurrenz-
ausfchreibung, direkt zwei vorangehende Ärdf-
tekten mit den Planentwürfen betraut werden,
und zwar, was den erftgenannten Bau betrifft,
K. P. C. de Bazel, für das Mufeum F). P. Berlage.
Der Kun ft markt
Bevorfehende Verfteigerungen
München
Äm 24. Juni und folgende Cage gelangt in der
Galerie Pjelbing die Sammlung des in weiten
Kreifen gefchä^ten und geachteten Fjiftorien-
malers Rudolf Kuppelmayr f 1918 zur Ver-
fteigerung. In den 70er Jahren des vorigen Jahr-
hunderts von Max Kuppelmayr begründet, fand
die Sammlung in deffen Sohn einen fach- und
kunftverftändigen Förderer. Ureu den Richtlinien
des Vaters fammelte Rudolf Kuppelmayr, von
glücklichen 3eitumftänden begünftigt, feiner Vor-

liebe für mittelalterliches Kunftgewerbe folgend,
plaftifche Ärbeiten, Klaffen, Möbel, Cextilien und
Koftüme. Unter den plaftifchen Ärbeiten ift die
Steinplaftik mit einigen fehr intereffanten ober-
italienifchen 3ierfteinen — ähnliche im Kaifer
Friedrich-Mufeum zu Berlin — einigen deutfcFjen
Grabfteinen des 16.—18. Jahrhunderts , ein paar
Callotßguren aus Regensburg und zwei Bacchus-
büften aus dem Grottenhof der Münchner Reß-
denz, vertreten. Unter der Fjolzplaftik findet fiel)
ein Äugsburger Kruzifixus des 13. Jahrhunderts,
ein Kruzifixus der Landsfmter Schule um 1520.
ein hübfehes Flügelaltärchen aus Schwaben, zwei
intereffante Fjeiligenbüften, flotte oberrheinifche
Ärbeiten um 1500, und eine figurenreiche, voll-
ftändige Ciroler Krippe des frühen 18. Jahrhun-
derts. Die reichhaltige Klaffenfammlung enthält
erftklaffige Ärbeiten italienifcher und deutfeher
Klaffenfcßmiede. Erwähnt feien hier ein Schwei-
zer Morion, ein italienifcher Bruft- und Rücken-
harnifch um 1550, ein italienifcher Birnhelm, ein
Dolchmeffer, Ärbeit des Desiderio Kollmann, ein
italienifcher Schnepper. Neben den Klaffen er-
freuten [ich Uextilien und Koftüme der befonde-
ren Vorliebe des Sammlers. Der Katalog zeigt
eine reiche ÄuswaFjl: Brokat, Seide, Samt und
Spieen des 17. und 18. Jahrhunderts, vollftändige
Koftüme des 17. und 18. Jahrhunderts, Fächer
Cafchen, fjäubchen, ein intereffantes Gobelin-
fragment des frühen 15. Jahrhunderts, ein großer
Jagdgobelin und zum Schluffe eine Reihe aller-
dings weniger gut erhaltener orientalifcher Cep-
pid)e. Unter den Möbeln und Einrichtungs-
gegenftänden find hervorzuheben: Eine Äugs-
burger 3unfHade des 17. Jahrhunderts, feßöne
füddeutfehe Barockfdßränke, eine Fjildesheimer
Orgel des Meifters J. Reinicke 1651. 3wßi vene-
tianifche Cürumrahmungen aus dem Palazzo Fon-
tana, eine Rothenburger Kanzeltüre und eine
vollftändige teilweife allerdings ergänzte Boze-
ner Kland- und Deckenvertäfelung aus dem
Jahre 1639 gehören zu den beften Stücken der
Sammlung. Den Schluß des Katalogs bilden
ungefähr 200 merke aus Rudolf Kuppelmayrs
Bibliothek. Unter den zahlreichen hiftorifchen,
heraldifchen und kunftgefchichtlichen Klerken —
darunter das Jahrbuch der kunfthiftorifchen Samm-
lungen des Ällerhöchften KaiferFjaufes, 33 Bände
mit fämtlichenBeiträgen — finden fich intereffante
Stücke des 16.—18. Jahrhunderts. — Der Katalog,
dem 32 Äbbildungstafeln beigegeben find, um-
faßt ungefähr 900 Nummern, er ift zum Preife
von M. 8.— durch die Galerie FJelbing, München,
zu beziehen.
Ebenfalls durch die Firma Fjugo Fjelbing
gelangt am 8. Juli der Nachlaß des im vorigen

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