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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 10
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Neue Bücher und Zeitschriften
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0324

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Neue Bücher und 3e*tfchriften

London in vorderfter Linie ftet)t, wie in diefem
einen 3entrum fid) — zumal gelegentlich der
berühmten Auktionen von J. M. Fjeberle Nachf.
— und dank der führenden Firmen eines inter-
national konfolidierten Kunfttjandels (Bourgeois
u. Steinmeyer) die Sammlerintereffen einer neuen
3eit begegnen.
Diefe wichtige Pofition hat Köln längft ver-
loren und ob fie je wieder zu erringen ift, hängt
heute mehr von der allgemeinen politifchen Ge-
ftaltung unferes Vaterlandes als von dem klugen
ffiüllen des Einzelnen ab. Vroftlos und ernüch-
ternd wirkt allein die Erkenntnis, daß hier über-
haupt ein großes Erbe durch ünverftand und
Krämergeift fchmählich vertan ward, daß felbft
bis zu diefer Stunde weder GCIille noch Geißt in
Köln ftark genug find, den Cleg zu neuer auf-
bauender Lat zu befchreiten.
Ich habe in den leßten Jahren oft beim lieben
alten Domkapitular gefeffen und manche Stunde
rückwärtsfchauend, aber auch zukunftsfroh meift
bei einem Becher alten Cleins mit ihm ver-
plaudert. Denn meine eigene Jugenderinnerung
ift eng mit Scfmütgens Perfönlicßkeit verwachfen,
der damals unter Sachfenhjaufen Nachbar meines
elterlichen Fjaufes war und zu dem ich als Kind
des öfteren meine 3uflud)t nahm, weil ich dort
immer fo viel feltene und altertümliche Dinge
zu fehen bekam, von deren Bedeutung ich da-
mals freilich noch keine Atmung hatte, obwohl
gerade diefe frühe Kindheitserinnerung mein
Leben feltfam genug beeinflußen follte. Auel)
das Bild des gütigen, klugen Mannes mit den
lebhaften Äugen ift mir immer in der Erinnerung
haften geblieben und als uns nach vielen Jahren
einmal die Gelegenheit (bei der Einweihung des
oftafiatifchen Mufeums) wieder zufammenführte,
da war es, als verfänken im Nu die Jahrzehnte,
die Kindheit und Mannesalter von einander
trennten; fo unmittelbar nahm die Erinnerung
an das liebe alte Köln der achtziger Jahre von
uns Befiß. Das war die3eit, in der fiel) Scfmütgens
Geift und Catkraft zu reichfter Blüte entfalteten,
die dem Sammler Glück und Erfolg brachten
und den Mann der Cliffenfchaft zu feiner pro-
minenten Bedeutung hinführten. Es war aber
auch die 3e>t wo Köln im internationalen Kunft-
leben eine Stellung behauptete. Ob es die je
wieder bekommen wird, ift eine Frage an das
Schickfal, auf die auch die freundlichen Erinne-
rungen diefes Mannes keine Antwort wiffen.
Bier mann.
Die Stadtkrone
heißt ein foeben im Verlag von Eugen Diede-
rid)s-Jena erfchienenes reich illuftriertes Buch,
für das im ganzen Bruno Caut, der bekannte

Architekt, verantwortlich zeichnet, das aber im
einzelnen noch fehjr beachtenswerte Beiträge
von Paul Scheerbart, Erich Baron und Adolf
Behne bringt. Aus der erften Ankündigung des
Clerkes, das an diefer Stelle noch eine befon-
dere Clertung erfahren foll, find folgende Säße
hervorzuheben:
Das Buch ift ein Aufruf zuui Bauen, der an die
Allgemeinheit ergeht und vornehmlich an die
jungen Architekten ... ein erftes Buch über Archi-
tektur, das keine Fachangelegenheit ift und auch
keine wirtfchaftliche Angelegenheit, fondern die
Befferung aller materiellen, wirtfchaftlichen, fo-
zialen Probleme und ünterfuchmngen durch eine
Idee. Über und aus der Maffe endlofen Materials
erhebt fiel) in Bruno Cauts Darftellung eine Ge-
ftaltung, eine Form, ein Ideal ... eine Aufgabe
folcfjer Art, daß ihre Durchführung wichtig ift,
nicht nur für die Fjerftellung und Ausführung
der Sache, fondern mindeftens ebenfofefjr für
die bauenden Menfchen felbft. Es follen aus
Menfchen, die zehn Stunden des Vages fronen
und den Reft des Vages [ich amüfieren, andere
Menfchen werden . . . Menfchen, die bauen.
Dann könnte die „Stadtkrone“ eine erfte Frucht
aus den ftädtebaulichen und Gartenftadtbeftre-
bungen fein, und es würde fiel) über dem leeren
Chaos der Städte eine bekrönende, große, finn-
volle Form erheben, der Anfang einer Ver-
fchönerung des Sternes Erde durch eine Be-
tätigung der „höheren Bauluft“, wie fie als erfter
Paul Scheerbart feit 1889 in Deutfchdand ver-
herrlicht hat.
Paula Moderfoljn
Im Verlag von Kurt Clolff, Leipzig, ift foeben
die mit Sorgfalt vorbereitete und reich illuftrierte
Veröffentlichung des Clerkes der Paula Moder-
fofm erfchienen, die Guftav Pauli zum Verfaffer
hat. Das Buch, über dejjen Viert an diefer Stelle
noch im einzelnen gefprochen werden foll, er-
fcheint als erfter Band einer neuen Serie unter
dem Vitel „Das neue Bild, Bücher für die Kunft
der Gegenwart“, hmrausgegeben von Carl Georg
Fjeife.
Deutfdje Bildwerke des 10. bis 18.
Jahrhunderts
Von Julius Baum ift foeben bei der Deut-
fdben Verlagsanftalt, Stuttgart, der große Spezial-
katalog der Plaftikjammlung der Vlürttem-
bergifeßen Ältertümerfammlungen erfchienen,
der fid) würdig nach Äusftattung und Bearbei-
tung an die früher erfchienenen Bände, welche
die Beftände der Sammlung an Ludwigsburger
Porzellan und an fchwäbifchen Glasmalereien
behandeln, anfcßließt. Die Bedeutung der Stutt-

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