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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 13
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Neue Graphik und Liebhaberbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0441

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Neue Graphik und Liebt)aberbüd)er

miffen; es ift außerdem nicht zu rechtfertigen,
daß dem I^errtellungsvermerk, dem docß nur
nebenfacßlicße Bedeutung zukommt, genau wie
dem Citel, den beiden Strophen und dem Bilde
eine eigene Platte, und zwar die erfte hinter
dem Citel, eingeräumt ift. Vielleicht ift hier
aber nur der im 18. Jahrhundert oft geübte gra-
ziöfe Scherz, Bücher kleinen ümfangs ganz in
Kupfer zu ftechen, mit den Mitteln der neueren
Cechnik wiederholt. Auch diefer Verfuch er-
fcheint mir mißglückt, weil uns hier etwas in
Buchform dargeboten wird, dem gänzlich der
Charakter des Buches fehlt.
Daß'Druck und Graphik doch eine fchöne Ver-
bindung eingehen können ohne jede Gefährdung
der typographifchen Einheit, wenn es nur richtig
angefaßt wird, beweift der neue 10. Dreiangel-
druck des Verlages F)ans v. tüeber, der als
1. Band der „Erzählenden Bücher des Hlten
Deftaments“ das Buch Eft her und das Buch
Fjiob mit 8 Urholzfcfmitten von Bruno Gold-
feh mitt bringt. Cext und Bild ftimmen inner-
lich und äußerlich wohltuend zufammen.
Verheißungsvoll und vertrauenerweckend tritt
die Fjamburger Preffe in die Reihe der Privat-
preffen. Die erften drei mir vorliegenden, von
der Druckerei-Gefellfchaft Fjartung & Co. in Ham-
burg in 500 numerierten Exemplaren, davon 150
auf Bütten, gedruckten, von Anton Kling aus-
geftatteten Bücher bezeugen, daß diefe Preffe
nicht den (Hünfchen des fogenannten biblio-
philen Publikums durch gefuchte Koftbarkeiten
und allerlei Befonderheiten entgegenkommen,
fondern das Besondere ihrer Leitungen darin
fehen will, daß fie fcßlicht fachliche, gediegene,
gut handwerkliche, in allem forgfältig abgewo-
gene Bücher herftellt. Schillers „Don Carlos“
ift nach der Faffung von 1801 in Diemann-
Mediaeval auf Bütten oder Fjadern gedruckt,
mit fechs Qrfteinzeichnungen von Kling ge-
fchmückt und in Maroguin und Ganzleder oder
in Fjalbleder auf hohe Bände handgebunden
(M. 120.— oder 70.—). Die von dem 15jährigen
Knaben Paris von dem tüerder 1640 in Ham-
burg und anderen deutfehen Städten gehaltene
und im gleichen Jahre zuerft bei Dobias Gunder-
mann in Fjamburg gedruckte „Friedensrede“
ift getreu dem Original in alter Schwabacher auf
imitiertem Japan oder getöntem Papier und Jean
Pauls „Friedensgedicht an Deutfchland“ von
1808 in der fchönen Güerther-Fraktur auf Bütten
oder Fjadern gedruckt; beide gefchmackvoll und
ftilgerecht kartoniert (M. 12.— und 7.— ). Das find
gut gelungene erfte Kiürfe, Bücher ohne Schnick-
fchnack, jedes feinen eigenen Charakter ent-
wickelnd, die wir freudig begrüßen.

Beachtung verdient auch die befchjeiden fiel)
gebende kleine Sammlung „ 3 weif äufter-
drucke“, in der der Verlag Erich Matthes
in Leipzig neben Kurt Gerlachs „Klallfahrt
nach Raben“ und den Gefchictjten vom „Pump-
hut“ vor allem Storms M ei ftererzählungen
herausbringt: zierliche Bändchen in Cafchen-
format, in Pappe gebunden, mit einem lithogra-
phierten Überzugspapier in Rot oder Blau und
aufgeklebtem Ditelfchildchen, gedruckt in Koch-
fchrift, meift in Frühlings-Fraktur, von Rudolf
Gerftäcker in Leipzig und vom Maler Robert
Budzinski in Koniß mit Steinzeichnungen oder
Fjolzfcfmitten illuftriert. Für die ganze Ausftattung
ift Cheodor Sd)uIße-Jasmer in Leipzig ver-
antwortlich- Mit diefen gefchmackvollen Büchel-
chen, die nur M. 2.— bis 4.— koften, laffen ficb
billige und doch hübfehe Gefchenke machen.
Minde-Pouet.
Ävalundrucke
Der im 3ufammenhang mit dem „Fjaus der
jungen Künftlerfchaft“ (f. Äusftellungen, S. 414/15)
gegründete Ävalunverlag (COien, I, Dorotheer-
gaffe 11) kündigt feine erften vier Drucke an,
unter denen zunächft illuftrierte Bücher, fpäter
auch Mappen werke verbanden fein wollen, in
denen, über bloße Kunftfertigkeit hinausgehend,
ttlort undBild zu organischerEinheitverfchmolzen
find. — Die angekündigten Drucke find folgende:
1. Richard Cüagner, „Criftan und Ifolde“
mit elf Originalradierungen, Druckleitung, Vorfatj
und Einband von Alois Kolb. Das Cllerk er-
fcheint im Format 17x22 in zwei Ausgaben
von insgefamt 350 Exemplaren, 1—100 in Ganz-
pergament, die fignierten Radierungen auf Kai-
ferlich Japan, derCext auf 3anderbütten, 101—350
Radierungen und Dext auf 3anderbütten. Den
Cextdruck (in Ehmcke-Cicero) beforgte öd. Dru-
gulin, Leipzig, die Abzüge der Radierungen
Fjeinrich öüetterroth, München, die Fjerftellung
des Einbands E. A. Enders, Leipzig. — 2. Fjans
Müller, „Spiegel der Agrippina“ mit zwölf
Originalradierungen von Stefan Fjlawa, Groß-
quart, 1 — 100 in Ganzfeide, die fignierten Ra-
dierungen auf Kaiferlid) Japan, Cext auf Bütten
von Japanart, 101—350 Fjalbfeide, Druck und
Radierungen auf Bütten von Japanart. Scbrift-
fa§ und Druck: Gefellfchaft für graph. Induftrie,
Cüien, Abzüge der Radierungen bei Pauluffen
& Co., ttlien, Einband Landarbeit von J. Bor-
deraux, ttlien. — 3. Fjans Chriftian Anderfen,
„Reifeblätter aus Öfterreich“ mit zwölf
Originalradierungen von Luigi Kafimir, Groß-
oktav. 1—100 in weißem Ganzleder mit Gold-
prägung, fignierte Radierungen auf Japan-Bütten.

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