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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 10
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0321

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Ausheilungen

figuren. Gegenüber dem ehrlichen Streben diefer
Gruppe läßt die Ausheilung, die der „Bund der
geiftig Gütigen“ (fiel). Cicerone, 5eft 7) in den
oberen Räumen des Kiinftlerßaufes veranftaltet,
wot)l ein regeres, kunftrevolutionäres Cempo,
nicht bei allen aber die gleiche Vertiefung des
Erlebniffes erkennen. Der Führende ift hier
Dr. Ernft Klagner, deffen transzendentales Emp-
finden in der Rhythmik und Dynamik feiner
farbigen und plaftifchen Kompofitionen hohe
Ausdruckskraft erreicht. Ihm reiht fich Anton
Pefchke mit energifcßen Stadtbildern und Äkt-
kompofitionen, Sophie Korner (Gaffe u. a.) Grete
Leitner und Friedrich Gßetter an. Bei den far-
bigen auf reine Form geteilten „Bildern“ Grete
Klolfs, fowie den Kreide- und Kohleblättern
Leopold Krakauers hält aber die Intenfität des
erften Eindrucks infolge der ftark effentiellen
Note nicht immer Stand. Noch mehr gilt dies
von den tecßnifcß immerhin intereffanten, in der
Kompofition aber ziemlich äußerlichen „Mutter“-
und Landfchaftsbildern von Sophie Lourie.
Die unteren Säle find der Jahresausftellung
des Künftlerhaufes eingeräumt. Auch hier kommt
der die Kliener Kunftwelt belebende, frifcßere
3ug doch einigermaßen zur Geltung. Es find vor
allem die bereits gelegentlich der vorigen Äquarell-
ausftellung genannten, die um Karl Sterrer ge-
fchart den älteren Mitgliedern das Feld ftreitig
machen. Fjervorgehoben feien: Klotj-Dürren-
bach mit feinen Stimmungslandfchaften (Gold-
weiden) und einem Porträt, F. 3erritfch d. J. mit
ftarken malerifchen Qualitäten in Landfcßaft und
Stilleben, Pick-Morino, der dem in diefen Räumen
geläufigen veräußerlichten Gefellfchaftsporträt
lebendigen Schwung in Gefte und Farbe ent-
gegenfetzt, A. Curry, Stephan Eggeier (7 Ra-
dierungen „Die Seuche der Peftilenz“), Vinzenz
Gorgon, Otto Fjerfchel und Karl Krenek mit
kleinen dekorativen Gemperabildern. Ein Raum
umfaßt eine Sonderausftellung von Klilßelm
Viktor Krausz, der in kleinen pikant gemalten
Landfchaften weit erfreulicher wirkt als in feinen
konventionellen Porträts. Der Mittelfaal enthält
die Plaftiken, unter denen die Geile des Lueger-
denkmals und des Volksbrunnens für Mödling
von Jofef Müllner genannt feien, ferner arcßi-
tektonifche Arbeiten von Friedrich Ohmann,
Otmar Leixner, Siegfried Gheiß und Hans Jakfeh.
Die Frühjahrsausftellung der „Sezefßon“ ent-
hält eine Sonderausftellung des Architekten
Leopold Bauer und feiner Schule. Sie umfaßt
vor allem die Entwürfe und Modelle zum Bau
der Öfterr.-Ungarifcßen Bank, zum „Gßeater der
Fünftaufend“ und verfeßiedene Ärcßitekturftudien.
Kleitere drei Räume faffen die Gemälde Richard

Fjarlßngers, Grom-Rottmayers und Anton Nowaks
zufammen, unter denen die „Lubliner Eindrücke
1918“ des erfteren den ftärkften Eindruck durch
die eßarakteriftifeße Erfaffung des Milieus, fowie
durch ißre farbige und lineare Kraft zurücklaffen.
Aus der übrigen Maffe ragen hervor: die Bild-
niffe von Karl Reifenbicßler, Blumenftücke Fried-
rich Radlers, die Landfchaften von Dr. Alfred
Pöll, Oswald Roux, Ludwig Röfcß, Jofef Stoißner;
ferner A. H- Ruzicke-Lautenfcßlager (Redoute),
Demeter Koko (Fjüßnerßof), Grete Blaßy (Still-
leben), Karl Scßlageter (Atelierbefucß), Grete
Blaßy (Stilleben). Unter den Graphikern: R. C.
Klagner mit farbigen 3eichnungen vom Kriegs-
fcßauplaß, Alfred Klaagner mit dekorativen
Aquarellzeichnungen, fcßließlicß Alfred Gerften-
brand und G. Vargo. Die Plaftik ift durch Hein-
rich 3ita und Jofef Bock vertreten. F>- G.
* *
*
Vom 13. April bis 11. Mai veranftaltete die
Penfionsgefellfcßaft bildender Künftler
in Klien bei C. J. Klawra eine Äusftellung.
Der Katalog gibt einen gefchicßtlicßen Rückblick
von Erwin Pendl: feßon feit 1788 datiert die
Gründung diefer älteften Gefellfcßaft bildender
Künftler Kliens, die unter Kaifer Jofef II. Förde-
rung bereits 34 Männer unter Anton Maulbertfcß
fammelte und unter deren Namen bis heute die
gefeiertften der Kliener Kunft zu finden find.
Eine uneigennützige Arbeitsgruppe hat — neu
für Kliener Verßältniffe — oßne imperialiftifcße
Jury, bloß im gegenfeitigen kollegialen Einver-
nehmen von jedem Ausfteller das Befte wählend
und das Eingefandte in alpßabetifcßer Reihen-
folge in Gruppen zufammenßängend, die Äus-
ftellung geftaltet. Es füllen ißr in 3ukunft ähn-
liche Veranftaltungen folgen. Unter den Äus-
ftellern fallen auf: Richard Kauffungen, mit feinen
Plaftiken ebenfo feiten fonft auf Ausheilungen
als in der Friedhofs- und Bildniskunft mit feinen
Plaftiken gut vertreten, der nunmehr feßon feeß-
zigjäßrige Maler und noch beffere Radierer Lud-
wig Micßalek mit guten Proben feiner Hand,
der jüngft verdorbene Älwyn Ritter von Stein,
von dem zwei vortreffliche Ölbilder, einige Aqua-
relle und IJandzeicßnungen der heutigen Gene-
ration Gelegenheit geben, den in felbftgewäßlter
Vereinfamung und 3urückgezogenßeit von allem
Äusftellungswefen Daßingegangenen kennen und
fcßäßen zu lernen, eine größere Kollektion der
bekannten Genrebilder Jofef Eugen Hörwarters
und eine nicht minder umjmngreicße 3ufammen-
ftellung von Klerken Erwin Pendls, die ißn
als Erbe der erlefenen Äquarellierkunft eines
Rudolf von Alt erweifen. G. KI.

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