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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 1/2
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Schaefer, Karl: Stockelsdorfer Fayencen
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0041

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STOCKELSDORFER FAYENCEN


Rbb. 9. Stockelsdorfer Teller, 1. grün ftaffiert mit bunter Blumenmalerei im Spiegel
und 2. kobaltblau. Mufeum Lübeck.

innert an den im Mufeum befindlichen, wennfchon durch die größere Flöhe des Sockels
und durch feinen ausgefprochen rechteckigen Grundriß die Gefamterfcheinung eine
wefentlich andere ift. Auch hier lebt das Rocailornament nur noch in gelegentlichen
Einzelformen nach. Die architektonifche Gliederung ift wiederum vom Maler gefchickt
hervorgehoben durch Marmorierung und Tönung der Gefimfe und Kanten, auch hier
vorwiegend durch grün und gelb. Auf den drei Schaufeiten des Sockels fieht man
Landfchaften mit Architekturen und figürlicher Staffage in reicher Muffelfarbenmalerei;
über den Körper der Vafe find die gleichen angetragenen Blumenzweige gelegt, deren
Blüten in violett, blau und purpur ftaffiert erfcheinen. Zufammen mit dem grünen
Rokoko-Ofen des Flamburger Mufeums geben diefe vier Lübecker Stücke von dem
künftlerifchen Ehrgeiz der Buchwald-Leihamer-Werkftatt einen achtungfordernden Be-
griff. Man begnügte fich nicht mit der bequemen Wiederholung einer gangbaren Form,
befchränkte fich nicht auf Durchfchnittsleiftungen, fondern war bemüht, in jedem Stück,
das die Werkftatt verließ, etwas eigenes von felbftändiger Erfindung und von ftil-
voller Einheitlichkeit zu fchaffen.
Ebenfo wie die Öfen find auch die Gefäße der Stockelsdorfer Fabrik von mannig-
faltigfter Formerfindung. Manche von . den Gerätformen brachte Buchwald offenbar
aus feiner Kieler Tätigkeit mit; dazu gehören die „Lavendelkrüge“ genannten bauchigen
Vafen auf kleiner Fußplatte und mit auffallend hohem Deckel, die teils mit Streu-
blumen, teils mit Landfchaftsbildern gefchmückt wurden, die großen Tifchplatten, von
denen Buchwald und Leihamer z. B. ein im Hamburger Mufeum befindliches, befonders
fchönes Stück im Jahre 1769 mit farbenprächtiger reicher Landfchaftsmalerei mit der
Bezeichnung Kiel ausgeführt haben, während ein fchönes Beifpiel mit manganbrauner
Landfchaft, umrahmt von Rocailgeranke, von 1776, im Schweriner Mufeum die Stockels-
dorfer Bezeichnung trägt. Unter den drei Serviertifchen des Lübecker Mufeums, von
denen der eine mit Streublumen, der zweite mit einer gefchmackvollen Rocailleifte als

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