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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 1/2
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0044

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RUNDSCHAU — Sammlungen

BERLIN Das STÄATL. KUNSTGEWERBE-
MUSEUM ift wegen Kohlenmangels bis auf
weiteres gefchloffen.
LEIDEN Dem STÄDTISCHEN MUSEUM, in
dem [ich feit Jahren Raumnot fühlbar macht,
bot fich kürzlich Gelegenheit, die angrenzenden
Gebäulichkeiten käuflich zu erwerben. Dabei
ftellte der Jurift C. P. D. Pape im Haag der
Stadt Leiden 50000 Gulden zur Verfügung. Nun
hat derfelbe Gönner des Mufeums dem Ge-
meinderat berichtet, daß er auch die Koften der
Um- und Neubauten, die auf rund eine halbe
Million Gulden veranfchlagt werden, für feine
Rechnung nehmen werde. Die Erweiterung der
1639 durch Ärent van ’s Gravesande gebauten
Lakenhai bildet, wenn die Wirkung des fchönen
alten Gebäudekomplexes nicht beeinträchtigt
werden foll, für den Architekten eine heikle
Rufgabe. Die Pläne find dem Haager Architekten
Lensveit übertragen worden. Zu gleicher Zeit
ift es dem Direktor des Mufeums, Dr. J. C. Over-
voorde, gelungen, etwa zwanzig Gönner der
Lakenhai zu einer Vereinigung für finanzielle
Unterftüßung von Ankäufen zu verbinden.
0. H.
WEIMÄR Das GOETHE - NATIONALMU-
SEUÄi erhielt als Leihgabe eines einheimifchen
Sammlers eine neu aufgetauchte vollftändig und
trefflich erhaltene Goethebüfte des weima-
rifchen Bildhauers Klauer. Man hofft, dies be-
fonders fdhöneWerk des erft in dem lebten Jahr-
zehnt nach Gebühr gefchäßten Künftlers der
Sammlung zu erhalten.
ÄUS STELLUNGEN
BERLIN Im SALON CASSIRER fieht man
zum erften Male eine Kollektivausftellung von
Arbeiten Kokofchkas, 30 Gemälde aus den
Jahren von 1906 bis 1918. Kokofchka ift heut
32 Jahre alt, und es wäre falfch — und unge-
recht— diefe Sammlung feiner Arbeiten als et-
was Endgültiges zu nehmen. Es ift ein Anfang,
und man kann danach allenfalls ungefähr fagen,
welchen Weg feine Kunft genommen hat, aber
nicht, welchen fie noch weiter nehmen wird.
Auffällig erfcheint, daß — mindeftens bis 1913 —
Vorbilder ftark wirken; freilich feiten einmal
mit ihrer Technik, wie Lenbach auf das Forel-
bildnis. Häufiger Stimmung und Farbenwahl
der Bildniffe. Daneben überrafcht neuerdings
eine ausgeprägte Liebe zur finnlichen Schönheit
von Farbe und Malerei überhaupt. Die Land-
fchaften der Jahre 1916 und 1917, das Jagdbild
des Jahres 1918 leben faft ausfchließlich von

diefen Schönheiten, und felbft in dem ausdrucks-
ftarken Gemälde der Freunde geht ein gut Teil
der Wirkung von diefen Eigenfchaften aus.
Damit knüpft Kokofchka übrigens an feine
frühefte unter den hier ausgeftellten Arbeiten,
den Trancefpieler von 1906, an. Die gemein-
fame Wurzel, aus der diefe jüngften Begebun-
gen und die expreffioniftifchen feiner Bildniffe
gefloffen find, ift der ftarke Subjektivismus, der
aus all diefen Arbeiten fpricht. Wie die Farben
ihren leßten Urfprung weder im Vorwurf noch
in der Stimmung des Objektes haben, fondern
nur in der Stimmung des Malers, fo find auch
die Bildniffe weniger ein Nachaußenkehren der
feelifchen Verfaffung der Dargeftellten, als viel-
mehr des Darftellers. Und es ift in diefem Be-
tracht fehr merkwürdig, daß in dem jüngften
überaus fchönen Bilde der Jagd die objektive
Bewegung der Reiter fo wenig getroffen ift,
daß man Karuffellpferde zu fehen glaubt, wäh-
rend alle fubjektive Erfchütterung mit über-
wältigender Kraft hieraus wie aus den übrigen
Werken fpricht.
Die FREIE SEZESSION (mit Paul Caffirer zu-
fammen) hat den 50. Geburtstag Max Slevogts
durch eine Gefamtausftellung feines Schaffens
gefeiert, die die großen Räume der Freien Se-
zeffion völlig füllt. Den herrfchenden Bräuchen
nach war eine folche Darbietung bei diefem
Anlaß wohl nicht zu umgehen, aber Slevogt
kommt fie nicht fo zugute, wie manch anderem.
Man fieht hier zu viel von den Arbeiten, in
denen ihn der Wille zur großen Form und zur
Ausführlichkeit über feine Grenzen weggeführt
hat, zu wenig — namentlich unter den Gemälden
— von dem, was das Einzigartige und Un-
erreichbare feiner Begabung und feines Werkes
bedeutet: von den freien Improvifationen, den
illuftrativen Arbeiten. So entfteht ein Eindruck,
der vielleicht der Reichhaltigkeit des Werkes,
aber weder der Souveränität noch der Einzig-
artigkeit und dem Werte diefer Begabung ge-
recht wird.
Bei GURLITT hat Krauskopf eine umfäng-
liche Sammlung feiner Arbeiten ausgeftellt, die
ebenfowenig von der Notwendigkeit und un-
beugfamen Eigenart feiner Ausdrucksweife zu
überzeugen vermag, wie früher gezeigte ein-
zelne Werke. Die wilde Gebärde eines ekftati-
fchen Expreffionismus ift doch wohl nur Faffade,
und die neueften Arbeiten zeigen deutlich eine
Wendung zur farbigen, unexpreffioniftifchen,
faft dekorativen Schönheit.
An Pechftein, der in NEUMANNS GRAPHI-
SCHEM KABINETT feine Graphik der Jahre
1916 bis 1918 zeigt, entdeckt man keine neuen

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