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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 4
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Sammlungen - Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0116

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Äu Stellungen

des jungen Dürer in einem überrafcßend neuen
Liebte zeigen. Es bandelt ficb hier in erfter
Linie um das Märchenbuch „Der Ritter vom
Curm“ und die erfte Äusgabe des berühmten
„Narrenfcßiffes“ von Sebaftian Brant, die zuerft
in Bafel erfebienen und deren Illuftrationen febon
von Burckbardt für Dürer in Anfprucß genom-
men worden find. r.
In der neuen Kunftbandlung (üauentzien-
ftraße 6) fiebt man zurzeit eine ebenfo viel-
feitige wie intereffante Äusftellung von elf'
Berliner 3 eiebn er n, die z. C. zu den beften
deutfeben Illuftratoren der Gegenwart gehören.
Die .Arbeiten eines jeden einzelnen diefer Künftler
fpreeben für die befondere Art, die Dinge zu
feben und fie künftlerifcb zu erfaffen. Namen
wie Kainer, Leonard, Scbeuricb, Cßri-
ftopbe batten febon vor dem Kriege inter-
nationalen Ruf, nicht zu fpreeben von den
pbantafievollen Entwürfen des Reinbardtfcben
Cbeatermalers Ern ft Stern, dem die deutfebe
Bübnenkunft fo viel verdankt. Neben den Ge-
nannten find es Fjeinricb 3üle und Friß
Koch-Gotha, die für ficb den urberlinerifcben
Cyp verkörpern. Finetti, Simmel, Crier
und Friß Hlolff runden ihrerfeits diefe amüfante
Äusftellung ab.
Im Grapbifcben Kabinett J. B. Neu mann wurde
eine Äusftellung der Arbeiten Artur Degners
eröffnet. In den unteren Räumen find Blätter
von Fjeckel, Kokofcbka, Otto Müller,
Roblfs u. a. zu feben.
In der Galerie Eduard Schulte vereinigt
zurzeit die Künftlergruppe „Jagd und Sport“
eine umfangreiche Sonderkollekte, zu der die
Maler Cbr. Dratbmann, Richard Friefe f,
Emil (II. Fjerz, Robert Korn, Ernft Otto,
Fjans Schmidt, Fjeinricb Sperling, Lud-
wig Vordermeyer, Karl öüagner, Karl
3immermann,KarlLind,GerbardLöbem-
berg und Ferdinand Scbebeck beigefteuert
haben. Außerdem ift Profeffor Fjans Boßrdt-
Daßlem mit einer Sammlung von Marinen ver-
treten. Von dem verdorbenen Friß Boeßle
werden 13 Ölbilder, dazu zahlreiche Radierungen
und Seicßnungen gezeigt.
Die Sezeffion bat am 19. Februar in ihren
Räumen eine Gedäcbtnisausftellung ihres jüngft
verftorbenen Mitgliedes Fjugo Krayn eröffnet,
die einen umfaffenden Überblick über die künft-
lerifcbe Entwicklung des jungen Malers gibt
und deutlich erkennen läßt, daß mit Krayn
eine der beften Fjoffnungen der jungen Berliner
Kunft vor der 3eit ins Grab gefunken ift.

Der Kunftverlag Friß Gurlitt eröffnete nach
längerer Paufe eine Sonderfcßau von bei Rei-
nersdorf bergefteilten Mofaiken, die zum Geil
nach alten römifeben Motiven gefertigt wurden,
zum üeil aueß Arbeiten jüngerer Künftler dar-
ftellen. Über beide Veranftaltungen wird an
diefer Stelle noch gefproeßen werden.
Die Kunftßandlung von Karl Nicolai ver-
einigt zurzeit neben einer Reiße von Haupt-
werken älterer Impreffioniften eine Kollektion
des in Straßburg i. E. 1878 geborenen Land-
fcßaftsmalers Otto Leiber, der feiner künftle-
rifeßen Note nach dem Karlsruher Kreife um
Cßoma angeßört. — Fjans Mackowsky bat
diefer Äusftellung ein kurzes Geleitwort ge-
feßrieben, aus dem einige Säße [angeführt fein
mögen: Leibers Landfcßaften find keine Bild-
niffe, fondern großgefeßene mit mit zarter
Empfindung ftilifierte Bildeindrücke. Sie be-
rußen auf genauen zahlreichen Studien, aber fie
geben in ißrer Anordnung weit über die bild-
mäßig gerichtete Studie hinaus. Ein ordnender
Geift bat vertieft, was dem Malerauge ficb in
verftreuter Vielfältigkeit darbot. Mit prüfender
Befonnenßeit werden die Ausdrucksmittel zur
Klärung des Bildgedankens ßerangezogen. Die
Farbe ift nicht, wie bei ürübner und fo vielen
Neueften, um ißrer felbft willen da, eßer zurück-
haltend, und ebenbürtig fteßt neben ißr die
Linie im Dienfte des Raumeindrucks. Dadurch
bekommen diefe Landfcßaften Fjaltung, und fie
find in einem höheren Sinne, als man sonft das
(Hort gebraucht, dekorativ.
Die Äusftellung felbft ftellt nur einen unvoll-
kommenen Querfcßnitt der Gefamtleiftung dar.
Neben dem Maler müßten noch der 3eicbner,
der Graphiker und der Plaftiker gewertet werden.
Sie genügt aber, um den Geift diefer Kunft er-
kennen zu laffen, die, wie Mackowsky fagt,
„ißre Kraft nicht im äußeren (Temperament ent-
lädt, fondern nach innen fammelt.“
Bern
In der Berner Kunftßalle gibt eine Äusftellung
unter dem Eitel „Neuere Münchner Malerei
und Graphik* einen Ausfcßnitt aus der jungen
Münchener Kunft der leßten zeßn Jahre, zu der
A. L. Mayer einen Katalog verfaßt bat. Neben
einigen älteren Arbeiten und einer befonderen
Kollektion von Gemälden Kleisgerbers find
es vornehmlich die jüngeren Expreffioniften, die
zu feffeln wiffen. Von Marc fiebt man ein
Bild „Blaue Reiter“; Künftler wie Eberz,
Scßarff, Genin, Scßwalbacß find aus-
gezeichnet vertreten.

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