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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 5/6
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Scherer, Christian: Niederländische und deutsche Kleinbronzen im herzoglichen Museum zu Braunschweig
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0132

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Niederländifcße und deutfcße Kleinbronzen


Wie dem aber auch [ei,
nicht auf die Benennung
kommt es hier an, fondern
auf die Frage nach dem
Künftler und der Zeit, der
die Statuette angehört. Um
diefe Frage zu beantworten,
wird es [ich zunächft emp-
fehlen, wiederum von dem
Motiv des Bades auszugehen,
da diefes ganz von felbft
auf einen beftimmten Dar-
ftellungskreis, nämlich auf die
dekorative Brunnenplaftik,
hinzuweifen fcheint. Figuren
wie die vorliegende laffen
[ich ja gerade wegen ihrer
nahen Beziehung zum Waffer
von vornherein am eheften
als Brunnenfiguren deuten,
fei es, daß fie dazu beftimmt
waren, als Hauptfiguren einen
Brunnenaufbau zu bekrönen
oder auch als Nebenfiguren
den Sockel eines folchen zu
fchmücken. Wenn wir nun
unter den bekannten öffent-
lichen Monumentalbrunnen
Deutfchlands Umfchau halten
nach ähnlichen Figuren, wer-
den [ich unfere Blicke natur-
gemäß zuerft auf das durch
feine prächtigen Brunnenan-
Äbb. 2. Erzengel Michael mit dem Satan, gegoffen von lagen berühmte Augsburg
Cafpar von Turkelfteyn 1647. richten. Hier war fchon 1594
der Auguftusbrunnen Hubert
Gerhards entftanden, dem
wenige Jahre fpäter der Merkur- (1599) und Herkulesbrunnen (1602) folgten, beide
nach Modellen von Adriaen de Vries durch Wolfgang Neidhard gegoffen. An letz-
terem Brunnen, dem größeren und künftlerifch bedeutenderen von beiden1, fißen
vor den abgeftumpften Ecken des dreifeitigen Sockels drei anmutige nackte Frauen-
geftalten, die als Nymphen oder Najaden in anfchaulicher Weife das Element des
Waffers verkörpern: die eine ringt das Waffer aus ihren offenen Haaren, die andere
aus einem Tuch, während die dritte, das rechte Bein über das linke gelegt, aus einer
Kanne Waffer über [ich zu gießen im Begriffe fteht.

1 Äbgebildet u. a. bei H. Liier, Technik der Bronzeplaftik, Äbb. 65 u. Abb. 66, S. 64.

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