Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0141
DOI Heft:
Heft 5/6
DOI Artikel:Scherer, Christian: Niederländische und deutsche Kleinbronzen im herzoglichen Museum zu Braunschweig
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Niederländifcße und deutfcße Kleinbronzen
mir zwifchen der Münchener und
Wiener Figur einerfeits und der
Braunfehweiger andererfeits info-
fern ein gewiffer grundfät^licher
Unterfchied zu beftehen, als an
Stelle der hier vorherrfchenden
naturaliftifchen Bildung eine mehr
auf äußere Schönheit bedachte
Äuffaffung getreten ift, die fich
nicht nur in der gewählteren Hal-
tung und Bewegung, fondern auch
in der gefälligeren Formengebung
offenbart, ich weiß daher nicht,
ob wir ein Recht haben, aus einer
bloßen, mehr äußerlichen Ähn-
lichkeit, felbft wenn dazu noch
eine gewiffe Übereinftimmung in
der Bildung des Haares kommt,
noch weitergehende Schlüffe zu
ziehen und nun auch unfere Sta-
tuette kurzer Hand- dem Hans
Vifcher zuzuweifen; jedenfalls
bliebe zu erwägen, ob nicht etwa
auch der jüngere Peter Vifcher,
ja vielleicht fogar der alte Vifcher
als Urheber derfelben in Betracht
kommen könnten. Ohne daher
diefe Frage endgültig entfeheiden
zu wollen, möge es einftweilen
genügen, auf die intereffante
Statuette aufmerkfam gemacht
und ihr einen Pla^ in der Kunft-
gefchichte angewiefen zu haben,
den fie wohl mit Recht bean-
fpruchen darf.
Es ift wahrfcheinlich, daß noch
andere Stücke unferer Sammlung
auf die Vifcherfche Werkftatt zurückgehen werden. Von der bekannten Statuette eines
fixenden, mit dem linken Hinterfuß fich am Ohre krauenden Hundes, von dem eine
ganze Reihe von Wiederholungen vorhanden ift1, fteht dies ja fchon lange feft. Ver-
mutlich wird man ihr aber auch die feine Statuette einer Lukrezia (Nr. 194) zuweifen
dürfen und ein Gleiches wird von dem Modell eines bogenfehießenden Ämors (Nr. 192)
angenommen werden können, das freilich in der vorliegenden Ausführung nur als ein
fpäterer Guß zu gelten hat.
Ä1
ahrh.
1 Vergl. über diefe Wiederholungen E. W. Braun, Die Bronzen J. von Rh. in Wien 1908, S. 20
zu Taf. 24b. Die beiden Braunfchweiger Exemplare werden hier nicht aufgeführt.
119
mir zwifchen der Münchener und
Wiener Figur einerfeits und der
Braunfehweiger andererfeits info-
fern ein gewiffer grundfät^licher
Unterfchied zu beftehen, als an
Stelle der hier vorherrfchenden
naturaliftifchen Bildung eine mehr
auf äußere Schönheit bedachte
Äuffaffung getreten ift, die fich
nicht nur in der gewählteren Hal-
tung und Bewegung, fondern auch
in der gefälligeren Formengebung
offenbart, ich weiß daher nicht,
ob wir ein Recht haben, aus einer
bloßen, mehr äußerlichen Ähn-
lichkeit, felbft wenn dazu noch
eine gewiffe Übereinftimmung in
der Bildung des Haares kommt,
noch weitergehende Schlüffe zu
ziehen und nun auch unfere Sta-
tuette kurzer Hand- dem Hans
Vifcher zuzuweifen; jedenfalls
bliebe zu erwägen, ob nicht etwa
auch der jüngere Peter Vifcher,
ja vielleicht fogar der alte Vifcher
als Urheber derfelben in Betracht
kommen könnten. Ohne daher
diefe Frage endgültig entfeheiden
zu wollen, möge es einftweilen
genügen, auf die intereffante
Statuette aufmerkfam gemacht
und ihr einen Pla^ in der Kunft-
gefchichte angewiefen zu haben,
den fie wohl mit Recht bean-
fpruchen darf.
Es ift wahrfcheinlich, daß noch
andere Stücke unferer Sammlung
auf die Vifcherfche Werkftatt zurückgehen werden. Von der bekannten Statuette eines
fixenden, mit dem linken Hinterfuß fich am Ohre krauenden Hundes, von dem eine
ganze Reihe von Wiederholungen vorhanden ift1, fteht dies ja fchon lange feft. Ver-
mutlich wird man ihr aber auch die feine Statuette einer Lukrezia (Nr. 194) zuweifen
dürfen und ein Gleiches wird von dem Modell eines bogenfehießenden Ämors (Nr. 192)
angenommen werden können, das freilich in der vorliegenden Ausführung nur als ein
fpäterer Guß zu gelten hat.
Ä1
ahrh.
1 Vergl. über diefe Wiederholungen E. W. Braun, Die Bronzen J. von Rh. in Wien 1908, S. 20
zu Taf. 24b. Die beiden Braunfchweiger Exemplare werden hier nicht aufgeführt.
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