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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 8
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Neue Bücher und Zeitschriften
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0249

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Neue Bücher und 3eit[cl)riftcn

Nichtbeachtetfeins nicht dem „Sturm“, wie man-
cher unter den Werdenden wird hier noch [eine
erfte Äuferftehung erleben. Franz Marc, Macke,
Kandinsky, Chagall, Umberto Boccioni — um
einige öüenige zu nennen, deren öüerk mit dem
„Sturm“ eng verwachfen ift — gibt das kein
Programm, ift das nicht Prelude einer Mufik, die
3ukunftswelten bewegt? Und Rrdßipenko der
Plaftiker, Leger, deffen 3eichnungen den Kos-
mos umfchließen, Delaunay, der Vifionär, Jacoba
van F>eemskerk, deren Kubismus überfinnliche
Rhythmen mauert, Klee, Campendonk und Ko-
kofchka, ift das kein europäifcijes Konzert, deffen
Klänge kühn emporfchnellen zur Schwelle letzter
Vergeiftigung im Künftlerifchen. Solchen Dingen
freilich hinkt die 3^it hinterdrein, die immer
trächtig ift von dem, was geftern war und deren
fchlimme Gewohnheit Mittelmaß und Bequem-
lichkeit find.
Der „Sturm“ aber ift Kampf für das, was
morgen fein wird. Darin fieht er feine Äufgabe
und fo verlangt fie heute allgemeinere hüertung.
Er weiß auch literarifd) feinen Ideen den Uleg
zu öffnen und eine feiner lebten Veröffent-
lichungen fcheint mir ganz befonders dazu be-
rufen, an einer 3^itenwende, die Ulalden mit
Recht auch eine „Kunftwende“ nennt, der Klä-
rung künftlerifcher Probleme vorzuarbeiten. Ruch
dies Buch ift eine Cat, ein Kompendium des
3ukünftigen, geboren aus Leidenfchaft und Über-
zeugung. Man muß es oft zur Fjand nehmen,
kann Einzelnes vielleicht verneinen, aber man wird
ihm nie das 3eugnis höchfter Ehrlichkeit ver-
fagen können. Es gibt den Querfchnitt durch den
äußeren Radius einer künftlerifchen Bewegung,
die nicht mehr national begrenzt, fondern euro-
päifch fchlechthin ift und CUorte, wie fie hier
etwa Ulalden über Marc und Boccioni fchrieb,
haben Geltung und Befand wie irgend ein
Kunftwerk, das aus frühen 3eiten geboren, den-
noch den Geift mit allen 3eichen der Moderni-
tät umwittert, weil es durch [ich und feinen
Schöpfer unvergänglich ift. B.
Der neue Merkur
Die durch den Krieg in ihrem Erfcheinen unter-
brochene 3eitfchrift hat neuerdings ihr altes Pro-
gramm wieder aufgenommen und dasfelbe zu-
nächst in einem Sonderheft unter dem Citel „Der
Vorläufer“ neu umfehrieben. Äls Herausgeber
zeichnen Ephraim Frifch und tUilbelm Fjaufen-
ftein. Von dem letztgenannten bringt das viel-
fei ig orientierende Heft einen fehr tiefgründigen
Beitrag „Kunft und Revolution“, der program-
matifeße Bedeutung hat. „Der neue Merkur“ er-

fcheint vom Äpril diefes Jahres im eigenen Verlag,
München, wieder regelmäßig.
Der Ordjideengarten
Im Dreiländerverlag G. m. b. H-, München, er-
fdjeint unter dem obigen Citel eine von Karl
Hans Strobl herausgegebene neue Kunftzeit-
fchrift, die den Untertitel „Phantaftifche Blätter“
trägt und die Pflege der phantaftifchen Kunft als
ihr befonderes Stoffgebiet gewählt hat. Soweit
es fich um die literarifche Seite diefer 3eitfcF)rift
handelt, fteljt uns ein Urteil in diefem 3u[ammen-
hang nicht zu. Die Rnteilnahme der jungen bil-
denden Kunft an der illuftrativen Äusftattung der
3eitfd)rift, die in ihrem erften Heft unter ande-
rem tUiedergaben nach graphifchen Blättern von
Edwin Henel, F. Hecht, Älfred Ehlers und
anderen bringt, ift fehr gut. Rud) der reichlich
phantaftifche farbige Umfdßlag ift von dem erft-
genannten Künftler entworfen.
Än die Laterne
Diefe in Berlin erfcheinende revolutionäre 3eit-
fchriftenblüte, an der vor allem ein Künftler wie
Max Pechftein fein reiches illuftratives Können
betätigt, fucht in dem etwas ungebärdigen Stil
eine neue Rrt politifcher Karikatur zu geben, der
es an dem nötigen ttlitj durchaus nicht fehlt
ihrer Cendenz nach ift die 3eitfct)rift harmlofer
als es mitunter nach den 3eict)nungen und dem
blutrünftigen Citel den Rnfchein hat.
Erinnerungen an Paul Cezanne
hat foeben der Schriftfteller Joachim Gasquet in
Paris herausgegeben. Gasquet, der auch aus
Rix ftammt, hat in den lebten Jahren Cezanne
vielfältig auf feinen (Handerungen durch die Um-
gebung von Rix begleitet. Rmbroise Vollard hat
eine zweite Ruf läge feines Cezannewerkes heraus-
gegeben. Vollard bereitet gegenwärtig ein Renoir-
CUerk vor.
Mit dem 1. Rpril 1919 ging die 3eitfd)rift
für ehr ift liehe Kunft in die Leitung des Mu-
feumsdirektos Dr. CUitte über.
Der Rkademifche Verlag, Berlin, kündigt ein
umfangreiches tüerk, Rokoko, Frankreich im
18. Jahrhundert, von Max von Boebn an zum
Preife von etwa M. 40.—. Es umfaßt folgende
Kapitel: Die Regentfchaft — Der König und
der Hof — Der Rdel und die Rrmee — Der
Klerus und die Kirche — Das Bürgertum —
Das Volk — Regierung und Verwaltung — Die
geiftige Bewegung — Die Bureaux d’Esprit —
Der Stil des Lebens — Die Kunft, das Cbeater

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